Terrorismus - Izmir:Türkei schiebt Deutsche ab: Familie in Berlin erwartet

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Istanbul (dpa) - Die Türkei hat nach eigenen Angaben mehrere Deutsche nach Berlin abgeschoben. Ein Sprecher des türkischen Innenministeriums bestätigte den Redaktionen von RTL und NTV am Donnerstag, dass es sich dabei um eine siebenköpfige Familie aus Hildesheim handelt. Die Familie wird dem salafistischen Milieu zugerechnet. In einer Mitteilung sprach das Innenministerium lediglich von sieben Personen, die nach Berlin abgeschoben wurden, ohne Details zu nennen. Zudem sei ein Brite nach London ausgewiesen worden, hieß es. Das Ministerium bezeichnete alle Personen als "ausländische Terroristenkämpfer".

Die Familie B. stammt ursprünglich aus dem Irak. Nach Erkenntnissen deutscher Behörden besitzen alle Familienmitglieder bis auf den Vater die deutsche Staatsbürgerschaft. Haftbefehle wegen islamistischer Umtriebe liegen gegen die Familienmitglieder nicht vor. Allerdings droht dem Vater womöglich wegen anderer krimineller Machenschaften Strafverfolgung. Es sei noch völlig unklar, ob die Familie zurück nach Niedersachsen kommen werde, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover am Vortag. Die Familie habe dort keinerlei Wohnsitz mehr.

Die Familie war Ende Januar von Deutschland in die Türkei gereist und nach zwei Monaten in der Stadt Samsun festgenommen worden. In türkischer Abschiebehaft wurde eines der Kinder geboren. Den Grund für die Inhaftierung haben die türkischen Behörden nicht mitgeteilt.

Die Türkei hatte die Abschiebung mehrerer deutscher mutmaßlicher Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in dieser Woche angekündigt. Über einen möglichen Aufenthalt der Familie B. im ehemals vom IS kontrolliertem Gebiet im Irak oder Syrien ist jedoch nichts bekannt. Am Freitag werden in Deutschland zwei Ehefrauen von IS-Kämpfern erwartet.

Dabei handelt es sich nach dpa-Informationen um eine 1998 geborene Frau, der es gelungen war, aus dem von Kurden bewachten Gefangenenlager Al-Hol in Syrien zu fliehen. Sie saß den Angaben zufolge zuletzt in der türkischen Stadt Gaziantep in Abschiebegewahrsam. Nach bisheriger Planung soll am Freitag auch eine gebürtige Hannoveranerin ins Flugzeug gesetzt werden, der es nach einer Massenflucht aus dem syrischen Lager Ain Issa gelungen war, sich in Richtung Türkei abzusetzen.

Ankara bereitet zudem die Abschiebung eines amerikanischen mutmaßlichen IS-Anhängers in die USA vor. Eigentlich sollte er auf eigenen Wunsch nach Griechenland als Drittland abgeschoben werden, sei aber dort nicht angenommen worden, teilte das türkische Innenministerium mit. Die USA habe nun zugesichert, Reisepapiere auszustellen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich am Mittwoch mit US-Präsident Donald Trump in Washington getroffen.

Die Türkei war am 9. Oktober in Nordsyrien einmarschiert und geht dort gegen die Kurdenmiliz YPG vor, die sie als Terrororganisation betrachtet. Dabei wurden nach offiziellen Angaben 287 IS-Anhänger festgenommen, darunter Frauen und Kinder. Nach Angaben Erdogans sitzen mehr als 1000 Anhänger des IS in türkischen Gefängnissen, darunter 737 ausländische Staatsbürger.

Erdogan hatte am Dienstag damit gedroht, vermehrt IS-Anhänger nach Europa abzuschieben.

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