Prozesse - Hamburg:Geldbote soll fast 700 000 Euro gestohlen haben: Beute weg

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Hamburg (dpa/lno) - Ein halbes Jahr nach dem Diebstahl von fast 700 000 Euro aus einem Geldtransporter in Hamburg-Billstedt bleibt der größte Teil der Beute verschwunden. Vor dem Hamburger Landgericht begann am Mittwoch ein Prozess gegen einen 28 Jahre alten Mitarbeiter der Geldtransportfirma. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Bargeld nach einer Tour zu Supermärkten und anderen Geschäften im Raum Lübeck beiseite geschafft zu haben. Den größten Teil der Beute habe er an unbekannte Komplizen übergeben, nur knapp 9000 Euro habe er für sich behalten. Die Anklage lautet auf Diebstahl mit Waffen, weil der Geldbote bei der Tat eine Dienstwaffe trug.

Zum Prozessauftakt erklärte Verteidiger Gerhard Strate, es sei unstreitig, dass sein Mandant etwas mit dem Wegschaffen des Geldes zu tun habe. Der 28-Jährige selbst äußerte sich zunächst nur zu den Sicherungssystemen beim Geldtransport. An jenem Freitag war er zusammen mit einem neu eingestellten Kollegen unterwegs, der den Transporter fuhr. Der Fahrer steht aber nicht im Verdacht.

Nach Angaben eines Gerichtssprechers soll sich der Angeklagte mehrere Stunden nach der Tat bei der Polizei gestellt haben. Zunächst habe er keine Angaben gemacht, sondern nur gesagt, dass er wohl gesucht werde. Doch zwei Wochen später habe der gebürtige Hamburger erklärt, er sei nach dem Diebstahl in Panik geraten und habe das in eine Sporttasche gepackte Geld zusammen mit einer Sackkarre weggeworfen. Eine leere Postkiste, wie sie die Geldtransportfirma benutzt, hatte die Polizei nahe der Autobahn 1 in Hamburg-Billstedt gefunden.

In dem Stadtteil soll der Transporter vor einem Supermarkt gehalten haben. Der Geldbote sei ausgestiegen und habe das Geld in ein oder mehreren Postkisten auf einer Sackkarre mitgenommen, hieß es. Der Bote soll nach dpa-Informationen in einen nahen Wald gelaufen sein. Weil ein Polizeihubschrauber wegen eines anderen Einsatzes zufällig über ihm kreiste, sei er in Panik geraten. Als wegen des Hubschraubers auch die Hunde einer nahen Hundeschule zu bellen begannen, habe er das Geld bis auf knapp 9000 Euro weggeworfen.

Sein Kollege habe nach einer halben Stunde bei der Firma Alarm ausgelöst, berichtete eine Lübecker Ermittlerin als Zeugin. Der Wagen sei dann jedoch erst ins Zentrallager gefahren worden, wo Firmenmitarbeiter den Fehlbetrag ermittelten. Erst drei Stunden nach der Tat sei die Polizei eingeschaltet worden. Die Polizei suchte die Umgebung des Supermarkts zweimal mit Spürhunden ab, wie die Zeugin sagte.

Laut einem Protokoll, das der Vorsitzende Richter verlas, stellten die Ermittler eine schwarze Sporttasche, ein Cuttermesser, einen aufgeschnittenen Safebag, wie er zur Geldübergabe genutzt wird, und eine Dienstjacke der Geldtransportfirma sicher. Der frühere Anwalt des Angeklagten habe zunächst vermutet, in dem Wald nahe der A1 liege auch noch das fehlende Geld, sagte die Polizeizeugin.

Die Geldtransportfirma ist wohl schon von einer Versicherung entschädigt worden, wie aus dem verlesenen Schreiben eines Anwalts hervorgeht. Allerdings musste das Unternehmen einen Selbstbehalt von 72 000 Euro tragen. Diesen Betrag will die Firma nun von ihrem früheren Mitarbeiter einklagen, sollte er verurteilt werden.

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