Verkehr - Bonn:Rechnungshof: 3,5 Milliarden Euro für Fehmarnbelt-Anbindung

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Berlin (dpa) - Die Anbindung der geplanten Fehmarnbeltquerung zwischen Deutschland und Dänemark dürfte nach einer Prognose des Bundesrechnungshofs rund 3,5 Milliarden Euro kosten. Das wäre mehr als viermal so viel wie die ursprünglich geplanten 817 Millionen Euro für Schienen und Straßen auf deutscher Seite. Auf Basis von Daten der Bahntochter DB Netz gehe man von rund 3,5 Milliarden Euro für die "wirtschaftliche Vorzugsvariante" aus, heißt es in einem Bericht des Bundesrechnungshofs vom 10. Oktober an den Haushaltsausschuss des Bundestags, dessen Rechnungsprüfungsausschuss sowie den Verkehrsausschuss. Der Bericht liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland darüber berichtet.

Der Fehmarnbelt ist eine 18 Kilometer breite Wasserstraße in der westlichen Ostsee. Das Projekt sieht vor, sie mit einem Tunnel zu unterqueren. Die geschätzten Kosten von 7,4 Milliarden Euro für das eigentliche Bauwerk übernimmt Dänemark. Auf deutscher Seite ist vor allem die Schienenanbindung kostspielig. So sollen 55 Kilometer neu gebaut werden, gebündelt mit der Trasse der Autobahn 1.

"Angesichts der aktuellen Verkehrsprognosen ist es fraglich, ob der Nutzen des Projektes so steigt, dass die zu erwartenden Kosten unter wirtschaftlichen Aspekten gerechtfertigt sind", schreibt der Rechnungshof in seinem Bericht.

Die Deutsche Bahn stellte fest, dass die im Bericht des Bundesrechnungshofs aufgestellten Kosten sich nicht mit dem Kenntnisstand des Unternehmens deckten. "Die Schienenanbindung zwischen Lübeck und Puttgarden liegt aktuell bei 1,7 Milliarden Euro Kosten. Die Gesamtwertprognose - zu der auch Risiken zählen, die derzeit nicht abzuschätzen sind - liegt derzeit bei 2,8 Milliarden Euro", hieß es in einer Stellungnahme der Bahn.

Für die Grünen droht die feste Querung "zum neuen Stuttgart 21" zu werden. "Gut, dass der Bundesrechnungshof hier erneut den Finger in die Wunde legt", merkten die beiden Grünen-Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler und Konstantin von Notz an. "Verkehrsminister Scheuer darf vor den Problemen des Projektes nicht länger die Augen verschließen und so tun, als ginge ihn das alles nichts an. Die Bundesregierung muss die Warnungen des Bundesrechnungshofes endlich ernstnehmen und das Projekt grundsätzlich überdenken", heißt es in einer Stellungnahme der Politiker.

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