Kriminalität - Dammfleth:Mordprozess gegen Paar: Leiche zerstückelt und einbetoniert

Dammfleth/Itzehoe (dpa/lno) - Sie sollen den Lebensgefährten der Frau ermordet und zerstückelt haben. Ein halbes Jahr nach dem Fund einer einbetonierten Leiche in Dammfleth im Kreis Steinburg muss sich jetzt ein Liebespaar vor Gericht verantworten. Angeklagt sind die 37-Jährige Jessica M. und ihr und zehn Jahre älterer neuer Freund.

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Dammfleth/Itzehoe (dpa/lno) - Sie sollen den Lebensgefährten der Frau ermordet und zerstückelt haben. Ein halbes Jahr nach dem Fund einer einbetonierten Leiche in Dammfleth im Kreis Steinburg muss sich jetzt ein Liebespaar vor Gericht verantworten. Angeklagt sind die 37-Jährige Jessica M. und ihr und zehn Jahre älterer neuer Freund.

Jessica M ist eine zierliche Frau mit freundlichem Gesicht. Ihr schulterlanges Haar hat sie hinter die Ohren gekämmt. Sie hat sich am Donnerstag für einen klassisch-eleganten Look in schwarz-weiß mit Bluse und Weste entschieden. Nur die Handschellen stören das freundliche Aussehen. Doch Jessica M. soll eine heimtückische Mörderin sein. Zumindest will das der Itzehoer Staatsanwalt Jan-Hendrik Schwitters beweisen. Er hat die 37-Jährige und ihren Freund Yasar S. angeklagt, im Frühjahr 2017 den ehemaligen Lebensgefährten der Frau umgebracht zu haben.

Die Bluttat sollen die beiden gemeinsam geplant und ausgeführt haben, da ist sich die Staatsanwaltschaft sicher. Doch die 37-Jährige und ihr 47 Jahre alter Freund schweigen bislang zu den Vorwürfen.

Nach Medienberichten hatte der Ermordete mit seiner Lebensgefährtin Jessica M. und zwei Töchtern Ende 2015 einen Reiterhof in Dammfleth im Kreis Steinburg bezogen. Anfang 2017 zog der Angeklagte Yasar S. zu ihnen in das Haus. Am 21. April 2017 verschwand der 41-Jährige. Acht Tage später meldete Jessica M. ihn als vermisst. Danach lebte sie gemeinsam mit Yasar S. und den Mädchen in dem Haus.

"Die Mordermittlungen kamen erst 2019 ins Rollen, weil die Angeklagte ihren Lebensgefährten als vermisst gemeldet hatte", sagte Staatsanwalt Schwitters. Entsprechende Ermittlungen seien damals ergebnislos geblieben. Erst im Januar 2019 habe jemand "aus dem Umfeld des Haushaltes von sich aus sich den Behörden offenbart", sagte der Staatsanwalt am Rande der Verhandlung.

Tatort war laut Anklage das Kinderzimmer der älteren der zwei Schwestern. Dort soll Yasar S. hinter einem Kleiderschrank versteckt auf sein Opfer gewartet haben. Jessica M. soll den ahnungslosen Mann unter einem Vorwand dorthin gelockt haben. Als er sich auf einen Stuhl setzte, soll sich Yasar S. von hinten angeschlichen und ihm zwei Mal in den Kopf geschossen haben.

Die Anklage stütze sich auf Zeugen aus dem Umfeld der Angeklagten, sagte Staatsanwalt Schwitters. "Zudem - und das wiegt natürlich schwer - ist der Leichnam aufgefunden worden, so wie das einer der Zeugen auch beschrieben hat." Rechtsmediziner hätten bei der Untersuchung der Leiche wie vom Zeugen geschildert zwei Einschusslöcher gefunden.

Der Prozess ist für die zwei Angeklagten zum ersten Mal seit langem Gelegenheit zu einem Blickkontakt. Sie haben in unterschiedlichen Gefängnissen auf das Verfahren gewartet. Der Mann in der Justizvollzugsanstalt Itzehoe, die Frau in Lübeck, sagte Gerichtssprecher Nils Meppen. Zeit zu persönlichen Gesprächen gibt es am Donnerstag im Schwurgerichtssaal jedoch nicht. Nach Verlesung der Anklage ist alles wieder zu Ende. Die Angeklagten werden einzeln aus dem Sitzungssaal hinausgeführt.

Die Schwurgerichtskammer hat für den Indizienprozess bislang 17 Verhandlungstage anberaumt. Bis Mitte November sollen zahlreiche Zeugen und Sachverständige gehört werden. Die Verhandlung wird am 6. September mit der Beweisaufnahme fortgesetzt.

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