Zweite Basketball-Bundesliga:Wenn ein Windows-Update zum Abstieg führt

Screenshot Windows 8 Update

Normalerweise dauert ein Windows-Update wenige Minuten. In Paderborn dauerte es länger - und das hat Konsequenzen.

(Foto: Screenshot Windows 8)
  • Das Heimspiel der Paderborner Finke Baskets gegen die Niners Chemnitz begann 25 Minuten zu spät. Das Problem: Der Laptop, der die Anzeigetafel steuert, installierte ein automatisches Windows-Update.
  • Die Paderborner gewannen 69:62, doch Chemnitz legte Protest ein.
  • Am grünen Tisch ging das Spiel an Chemnitz, Paderborn wurde mit einem zusätzlichen Punktabzug bestraft.
  • Diese Strafe würde den Abstieg der Paderborner aus der Zweiten Basketball-Bundesliga bedeuten. Der Verein hat Berufung eingelegt.

Von Simon Hurtz

17 Minuten, die den Abstieg bedeuten könnten

Wer schon einmal einem Windows-Rechner beim Updaten zugesehen hat, der weiß: Das kann dauern. Minutenlang zum Nichtstun verdammt sein, ungeduldig darauf warten, dass sich die Fortschrittsanzeige den 100 Prozent nähert, für den dauergestressten Digitalarbeiter meist eine lästige Erfahrung - aber meist nicht existenzbedrohend.

Für die Paderborner Finke Baskets könnte die Wartezeit beim Windows-Update dagegen schwerwiegende Konsequenzen haben. 17 Minuten dauerte es, bis sich das Betriebssystem des Laptops beim Heimspiel gegen Chemnitz aktualisiert hatte. 17 Minuten, die den Finke Baskets nun vermutlich den Abstieg aus der Pro A, der zweiten deutschen Liga, einbringen.

15 Minuten Verzögerung: Das heißt Spielverlust

Denn der besagte Laptop steuert die Anzeigetafel, die 24-Sekunden-Anlage und die Spieluhr in der Paderborner Halle. Ohne diese Anzeigen kann kein Basketballspiel stattfinden, erst recht nicht auf professionellem Niveau. Das Problem: Wenn der Ausrichter eines Spiels in der Pro A "eine Verzögerung des Spielbeginns von mehr als 15 Minuten verursacht und dies zu vertreten hat", wie es in der Spielordnung (PDF) heißt, ist "auf Antrag eines beteiligten Spielpartners auf Spielverlust zu entscheiden".

Das Spiel zwischen Paderborn und Chemnitz am 13. März sollte eigentlich um 19:30 Uhr anfangen. "Während des Warm-ups war noch alles normal", sagt der Paderborner Geschäftsführer Patrick Seidel. "Dann ist der Laptop abgestürzt und wir mussten neustarten. Dabei hat Windows automatisch Updates installiert."

Paderborn wollte warten - ein Fehler

In Absprache mit den Schiedsrichtern habe man sich entschieden, auf die Aktualisierung zu warten. "Wir hätten auch manuelle Ersatzanlagen in der Halle gehabt, die hätten auf jeden Fall funktioniert", sagt Seidel. "Aber normalerweise dauert so ein Update ja nicht so lange, höchstens zwei, drei Minuten. Deshalb wollten wir lieber die große computergesteuerte Anlage verwenden als auf die Notlösung auszuweichen." Erst kurz zuvor sei die Anzeigetafel für etliche Tausend Euro repariert worden, nachdem sie wiederholt kurzzeitig ausgefallen war. In den drei vorhergehenden Heimspielen habe es dann aber keine Probleme mehr gegeben.

Doch aus den "zwei, drei" wurden 17 Minuten, und die Paderborner entschlossen sich, doch die Ersatzanlagen aufzubauen. Kaum waren sie damit fertig, hatte auch der Laptop alle Updates installiert, und kurz darauf funktionierte die elektronische Anzeigetafel wieder ordnungsgemäß. "Das Spiel hat dann um 19:55 Uhr begonnen", sagt Seidel. "Wir haben Chemnitz glücklich aber verdient mit 69:62 geschlagen."

Die Chemnitzer legen Protest ein

Ein wichtiger Sieg, denn die Finke Baskets standen vor dem Spiel auf dem drittletzten Tabellenplatz der Pro A. Doch auch die Niners Chemnitz hatten die Punkte bitter nötig, denn sie sind direkter Konkurrent im Abstiegskampf. "Das Spiel hat 25 Minuten zu spät begonnen", sagt der Chemnitzer Geschäftsführer Rayk Lorz. "Wir haben form- und fristgerecht Protest eingelegt. Und die Pro A hat unserem Antrag stattgegeben."

Die Auswertung der Zeugenaussagen der drei Schiedsrichter habe ergeben, dass "innerhalb der 15-minütigen Wartezeit kein verspäteter Spielbeginn erfolgen konnte, weil die dafür erforderlichen Ersatzanlagen nicht rechtzeitig einsatzbereit waren", begründen die Verantwortlichen der Pro A ihre Entscheidung. Für Paderborn bedeutet das: Spielverlust, 0:20 Wertungspunkte und ein zusätzlicher Punktabzug.

Die Entscheidung würde den Abstieg besiegeln

Diese Strafen besiegeln wohl den Abstieg der Finke Baskets, die nun bereits vor dem letzten Saisonspiel gegen den momentanen Tabellensiebten Hamburg keine Chance mehr auf den Klassenerhalt haben. Zwar hat Paderborn Berufung eingelegt, doch die Erfolgsaussichten stehen nicht allzu gut. "Wir werden sämtliche juristische Möglichkeiten ausschöpfen", sagt Geschäftsführer Seidel, "das sind wir der Mannschaft und den Fans schuldig."

Er könne die Entscheidung der Chemnitzer nachvollziehen, die ihrerseits nichts unversucht lassen würden, den Ligaverbleib zu sichern. "Aber moralisch gesehen bin ich damit überhaupt nicht einverstanden. Sportlich haben wir zweimal gegen die Niners gewonnen."

Seidel will noch nicht aufgeben: "Jetzt konzentrieren wir uns voll auf das letzte Spiel. Selbst wenn wir am grünen Tisch Recht bekommen, nützt uns das nichts, wenn wir am Samstag verlieren." Das gilt auch für die Konkurrenten aus Chemnitz. "Wir müssen das laufende juristische Verfahren ausblenden und den Fokus auf das Spiel richten", sagt deren Geschäftsführer Rayk Lorz. "Das wird eine Herausforderung. Dabei wünsche ich natürlich auch den Paderbornern viel Erfolg."

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