Umbau im Konzern:Zuckerberg will Infrastruktur von Whatsapp, Instagram und Facebook verschmelzen

Facebook und Instagram auf einem Smartphone

Die Grenzen zwischen den drei Apps des Facebook-Konzerns sollen fallen.

(Foto: dpa)
  • Die Chat-Infrastrukturen für Whatsapp, Instagram und Facebook sollen miteinander verschmolzen werden. Alle drei gehören zum Facebook-Konzern.
  • Dessen Chef Mark Zuckerberg will direkte Kommunikation zwischen seinen Diensten ermöglichen.
  • Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Whatsapp wird wohl auf die beiden anderen Messenger übertragen.

Facebook will seine drei großen Apps verzahnen, die weltweit von Milliarden Menschen genutzt werden. Wie die New York Times berichtet, sollen die Infrastruktur für Chats hinter dem Messenger Whatsapp, der Bilder-Plattform Instagram und dem Netzwerk Facebook miteinander verschmolzen werden.

Die Times beruft sich auf vier anonyme Quellen. Tausende Facebook-Mitarbeiter müssten nun die technischen Grundlagen der drei Apps zusammenführen. Ende dieses Jahres oder Anfang 2020 soll der Prozess abgeschlossen sein.

Zuckerberg will direkte Kommunikation zwischen seinen Diensten ermöglichen. Ein Nutzer von Whatsapp soll zum Beispiel direkt mit einem Instagram-Nutzer chatten können. Diese Kommunikation soll zudem zwischen allen Programmen durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt werden. Bislang verfügt nur Whatsapp standardmäßig über diese besonders sichere Form der Verschlüsselung.

Ziel des Plans dürfte sein, die Interaktionen zu steigern und die Nutzer noch länger im Ökosystem des Konzerns zu halten. Das macht die Dienste für Anzeigenkunden noch attraktiver. Der Konzern spekuliert der Times zufolge auch, dass die in manchen Ländern beliebte Marktplatz-Funktion von Facebook davon profitiert, wenn Händler und Kunden einfacher über Whatsapp kommunizieren können.

Zuckerberg führt so die drei Bereiche seines Konzerns zusammen. Er hatte Instagram 2012 und Whatsapp 2014 gekauft. Bis vor Kurzem waren beide Apps noch von ihren Gründern unter dem Dach von Facebook geführt worden. Vergangenes Jahr verließen sie jedoch alle den Konzern. Mutmaßlich, weil Zuckerberg mit seinen Vertrauten immer mehr Einfluss auf die zugekauften Apps nehmen wollte. Nun führt er diese Zentralisierung des Facebook-Imperiums auch strukturell fort. Whatsapp und vor allem Instagram werden für den Konzern immer wichtiger, seit Facebook in vielen Ländern nicht mehr so stark wächst. Whatsapp hat derzeit etwa 1,5 Milliarden Nutzer, Instagram eine Milliarde und Facebook 2,2 Milliarden.

Facebook bestätigte den Bericht zumindest in Teilen. In einem Statement schreibt eine Sprecherin: "Wir arbeiten daran, mehr von unseren Messenger-Produkten Ende-zu-Ende zu verschlüsseln und denken über Wege nach, es Nutzern zu erleichtern, Verwandte und Freunde über Netzwerke hinweg zu erreichen." Nun folge "ein langer Prozess, um alle Details auszuarbeiten".

In der Zusammenführung der derzeit getrennten Strukturen sind einige Konflikte angelegt. So reicht zur Anmeldung auf Whatsapp eine Telefonnummer, es geht also recht anonym. Auf Facebook dagegen herrscht Klarnamenpflicht. Die Verknüpfung könnte Whatsapp-Nutzern ihre Anonymität rauben. Für manche Nutzer bedeutete die Trennung der Apps bislang auch: mehr Privatsphäre.

Besonders relevant für Deutschland dürfte deshalb die Frage sein, wie der Datenaustausch zwischen den Apps aussehen wird. Das Bundeskartellamt führt derzeit ein Verfahren gegen den Konzern. Es geht darum, ob die Datenweitergabe zwischen den Diensten gegen Wettbewerbsrecht verstößt. Zudem hat der zuständige Datenschutzbeauftragte aus Hamburg Whatsapp und Facebook untersagt, Telefonnummern und andere Daten zwischen den Diensten abzugleichen. Zum Beispiel um herauszufinden, ob eine Person mit einer bestimmten Telefonnummer auf Whatsapp auch bei Facebook registriert ist.

Auch innerhalb des Unternehmens lösten die Themen Datenschutz und Privatsphäre Spannungen zwischen dem Mutter-Konzern Facebook und Whatsapp aus. Die Gründer von Whatsapp, Jan Koum und Brian Acton, hatten ihren Dienst ursprünglich so angelegt, dass das Unternehmen nur sehr wenig über seine Nutzer erfährt. Das stand im Gegensatz zum Geschäftsmodell des Datensammlers Facebook. Beide sind nun weg. Gegen Zuckerbergs neue Integrations-Pläne hätten sich nun "Dutzende" von Whatsapp-Mitarbeitern gewehrt, schreibt die Times.

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