"Zelda: Breath of the Wild" im Test:Das neue Zelda ist eines der besten Spiele der vergangenen Jahrzehnte

"Zelda: Breath of the Wild" im Test: Auch Link, der Held Dutzender "Legend of Zelda"-Spiele ist bisweilen über "Breath of the Wild" erstaunt.

Auch Link, der Held Dutzender "Legend of Zelda"-Spiele ist bisweilen über "Breath of the Wild" erstaunt.

(Foto: Screenshot: Matthias Huber / Nintendo)
  • "Breath of the Wild" ist der erste Zelda-Titel mit einer komplett offenen Spielwelt.
  • Das Spiel bietet große Freiheiten und verlangt Neugierde und Entdeckungslust. Nur "The Legend of Zelda" aus dem Jahr 1986 ließ dem Spieler für damalige Verhältnisse ähnlich viel Freiraum.
  • Nintendos Mut wird belohnt: BotW ist nicht nur einer der besten Zelda-Titel, sondern ein Meisterwerk, das die ganze Spielebranche jahrelang prägen wird.

Von Matthias Huber

Zuerst ist alles noch ganz einfach: Der Held Link, bekannt aus Dutzenden Zelda-Spielen, erwacht in einer Art prähistorischer Badewanne, mit Boxershorts bekleidet und von einer geisterhaften Mädchenstimme angeleitet. Ein paar Minuten später taucht ein alter Mann auf, der darum bittet, ein paar "Schätze" in der Umgebung zu sammeln. Dann würde er seinen Gleitschirm herausrücken, damit Link das Hochplateau, auf dem "Breath of the Wild" (BotW) beginnt, unbeschadet verlassen kann. So weit, so typisch für ein Zelda-Spiel.

Schnell wird klar: Diese Schatzsuche funktioniert als Anleitung für das gesamte Spiel. Auf einmal kommen zum Schwertschwingen magische Kräfte hinzu, mit denen sich metallene Objekte bewegen lassen. Um einen verschneiten Berg zu erklimmen, muss der Spieler herausfinden, wie er sich vor der Kälte schützt. Und dann gibt es ein Waldstück mit einem Felsbrocken in der Mitte, dem man besser nicht zu nahe kommt. Vom Wetter fangen wir gar nicht erst an. Kurz: Schon die Einleitung von BotW bietet mehr Stoff zum Entdecken als so manch anderes vollständiges Spiel.

Deshalb reden wir über "Legend of Zelda: Breath of the Wild"

BotW ist womöglich eines der besten Spiele, die je erschienen sind. Dabei genießt die Zelda-Reihe unter Spiele-Fans ohnehin bereits einen geradezu legendären Status. Wer in den frühen 80ern geboren wurde und sich für Games interessierte, kam nicht am SNES-Titel "A Link to the Past" vorbei, später wurden "Ocarina of Time" oder "The Wind Waker" zu den prägenden Spielen einer ganzen Generation. Geht es nach der Internetseite Metacritic, die Spielekritiken sammelt, ist "Ocarina of Time" gar das beste Videospiel der Geschichte. BotW rangiert nur einen Bewertungspunkt dahinter auf dem geteilten zweiten Platz.

So spielt sich "Legend of Zelda: Breath of the Wild"

Link muss das Königreich Hyrule retten, es ist irgendeine Inkarnation von Erzschurke Ganon am Werk, und Prinzessin Zelda steckt auch mal wieder mittendrin. Wo Link hin muss, ist kein Geheimnis: Da, zum Schloss, um das eine purpur leuchtende Bestie fliegt. Es ist BotW hoch anzurechnen, dass man als Spieler diese Anweisung wirklich wörtlich nehmen könnte. Nichts hindert daran, einfach direkt zum letzten Gefecht aufzubrechen und zu versuchen, das Spiel nach einer halben Stunde bereits zu beenden. Nichts, außer den verschwindend geringen Überlebenschancen.

BotW ist ein Open-World-Spiel, das erste in der Zelda-Reihe. Während andere Titel mit offener Spielwelt, etwa "Assassin's Creed", "The Witcher 3" oder "Horizon Zero Dawn", permanent deutliche Vorschläge machen, wohin sich der Spieler begeben könnte, um ein kleines oder großes Abenteuer zu erleben, hält sich BotW damit zurück. Die Welt von Hyrule ist ein Spielplatz, der an GTA erinnert.

Alles ist erlaubt, jede Richtung, jede Waffe, jede Strategie. Das bedingt ziemlich radikale Spielkonzepte. Zum Beispiel die Sache mit den Waffen: Im Königreich Hyrule liegen davon jede Menge herum, wenn auch meist in fragwürdigem Zustand. Die meisten halten gerade mal ein paar Hiebe aus, dann zerfallen sie zu Staub. Der Einsatz eines spektakulär leuchtenden Flammenschwerts gegen ein paar harmlose Gegner will also gut überlegt sein. Tut es nicht auch ein abgebrochener Ast, um die Bokoblins zu vermöbeln?

"The Legend of Zelda: Breath of the Wild": Was ist gut, was nicht?

Das beeindruckt von Beginn an

BotW wirkt auch nach 15 Stunden Spielzeit noch so, als hätte man gerade erst damit begonnen. Nicht nur, weil die gewaltige Weltkarte erst zu einem Zehntel aufgedeckt ist. Sondern auch, weil die Spielmechanik selbst voller Rätsel und Entdeckungen steckt, hinter denen sich jedes Mal eine neue Ebene strategischer Tiefe verbirgt. So kann Link etwa Hunderte Kräuter, Pilze, Fische, Fleischstücke, Früchte, Minerale, Knochen und Hörner kombinieren, um Nahrung zu kochen oder Zaubertränke zu brauen. Eine Rezeptliste gibt es nicht, die Möglichkeiten sind endlos.

Anfangs ist das Kämpfen ein tumbes Hauen und Stechen, immer mit der Sorge im Hinterkopf, dass der Holzspeer bestimmt gleich zerbrechen wird. Bis der Spieler dann aus Zufall das erste Ausweichmanöver zum genau richtigen Zeitpunkt ansetzt, das Spiel in einen Zeitlupenmodus wechselt und neue Angriffsmanöver anbietet. Oder bis Link im Eifer des Gefechts versehentlich den lose herumliegenden Kopf eines Skelettkriegers anstelle eines Knüppels greift und den Schädel panisch die naheliegende Klippe herabkickt.

"Zelda: Breath of the Wild" im Test: Was es wohl auf dieser Insel zu entdecken gibt, zu der wir mit einem Floß fahren können?

Was es wohl auf dieser Insel zu entdecken gibt, zu der wir mit einem Floß fahren können?

(Foto: Screenshot: Matthias Huber / Nintendo)

Etliche solcher Mechaniken erleichtern das Leben in Hyrule - wenn man sie denn entdeckt: Für das Pferdezähmen gibt es immerhin eine spartanische Anleitung, aber dass Link auch mit anderen Tieren Freundschaft schließen kann, verschweigt das Spiel. Wie man auf dem Schild einen Abhang herab surfen kann, erfährt der Spieler nur durch Experimentieren (oder in einem hilfreichen Youtube-Video). Und dann schrecken die Nintendo-Entwickler auch nicht davor zurück, für bestimmte Rätsel oder Verliese einfach mal die etablierten Spielregeln auf den Kopf zu stellen.

Das vermissen wir noch

So toll es ist, dass BotW seinen Spielern alle Freiheiten lässt und dabei herausfordernd schwer, aber niemals unfair ist: Manchmal wäre ein bisschen mehr roter Faden wünschenswert. Teilweise lassen die Entwickler den Spieler allein, nahezu ohne Anhaltspunkte, wo denn die Geschichte weitergehen könnte. Das ist konsequent, weil BotW bis ins letzte Detail konsequent nicht-linear ist: Es gibt keine Erfahrungspunkte, mit denen Link stärker wird, nur bessere Ausrüstung.

Deshalb lässt sich theoretisch jede Herausforderung bewältigen, egal, wie lange man schon gespielt hat. Aber all diese erfrischende Ziellosigkeit und Freude an der Ablenkung hat einen Nachteil: Es ist gar nicht so einfach, in BotW ein Gefühl von Fortschritt zu bekommen. Die Kompromisslosigkeit mag die große Stärke dieses Zelda-Titels sein. Aber sie wird auch ein paar Spieler abschrecken, die etwas weniger Neugierde und eigene Motivation mitbringen.

Dieses Video von "Breath of the Wild" sollten Sie gesehen haben

Das schreiben andere über "Breath of the Wild"

  • "Alles wirkt in Zelda dermaßen stimmig, dass wir uns im Test regelmäßig ungläubig an den Kopf gefasst haben, wie toll das alles geworden ist." (Golem)
  • "Ich habe nicht mehr solch eine Faszination verspürt, seit ich mit sieben Jahren 'A Link to the Past' gespielt habe. 'Ocarina of Time' konnte einen Teil dieser Magie einfangen, als ich ein Teenager war. Jetzt bin ich Mitte 30 und hätte es nicht für möglich gehalten, dass mich ein Spiel noch einmal so fühlen lässt. Ich könnte nicht glücklicher sein, dass sich das als falsch erwiesen hat." (Giant Bomb, 5/5, englisch)
  • "Die Veränderungen haben dafür gesorgt, dass Nintendo sein Publikum endlich wieder wie intelligente Menschen behandeln musste. Dieser neuentdeckte Respekt hat zu einem großen, anderen und aufregenden Ergebnis geführt." (Polygon, 10/10, englisch)
  • "Das ist für mich das beste The Legend of Zelda seit 'Ocarina of Time'. Nintendo ist zwar nicht mehr der geniale Pionier wie in den 80er und 90er Jahren, aber sie beweisen hier, dass sie sich immer noch weiter entwickeln und damit kreative Zeichen setzen können." (4Players, 91/100)

Das ist "Breath of the Wild" nach 15 Stunden

BotW ist nicht frei von Mängeln. Im Dock-Modus der Switch fallen technische Schwächen ins Auge, und die kompromisslose Freiheit könnte einige Spieler überfordern. Trotzdem scheinen all die Lobeshymnen gerechtfertigt. Die Branche traut sich solche frischen und mutigen Spiele normalerweise nur bei kleinen Independent-Produktionen. Dieses neue Zelda-Spiel könnte Spieldesignern noch jahrelang als Vorbild und Inspiration dienen.

Auch die Spieler selbst werden BotW lange im Gedächtnis behalten. Kaum einem anderen Spiel gelingt es, den Spieler wirklich zum Entdecker zu machen. Auf jeden Abstecher von der vorgeschlagenen Route folgt zuverlässig die Belohnung für die Neugierde. Hinter jedem Baum kann sich etwas verbergen, das einen neuen Blick auf das vermeintlich bekannte Spiel ermöglicht. Und überraschend oft verbirgt sich hinter dem nächsten Baum auch tatsächlich ein solcher Augenöffner.

BotW ist eine schier unerschöpfliche Schatztruhe voller Überraschungen, deren Boden nach 15 Stunden begeisterter Wühlerei noch kein einziges Mal in Sicht gekommen ist. Dafür hat es die euphorischen Kritiken allen Schwachpunkten zum Trotz schon jetzt verdient.

"The Legend of Zelda: Breath of the Wild" ist am 3. März für Nintendo Switch und Nintendo Wii U erschienen.

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