Zehn Thesen für ein demokratisches Internet:Starke politische Akteure, Verantwortung statt Anonymität

5. Die starken Akteure im Netz sind Konzerne. Die starken Akteure in der Demokratie sind politisch gewählt.

In der Demokratie ist das Volk der Souverän, vertreten durch gewählte Repräsentanten. Was passiert aber, wenn Konzerne viel mächtiger und schneller sind als die Politik? Die starken Akteure, die das Leben der Menschen zunehmend prägen, sind allesamt privat, überwiegend amerikanisch und tendieren zu Monopolen. Ihre Repräsentanten sind nicht gewählt, sie handeln technologiegetrieben, nicht wertegetrieben. Demokratie lebt aber von Werten.

6. Das Netz belohnt jene, die am lautesten sind. Demokratie lebt von Repräsentation und gleichem Zugang für alle.

"One person, one vote" - das ist wohl der wichtigste Grundsatz in demokratischen Gesellschaften. Nicht die mit den meisten Followern regieren, nicht die mit den drastischsten Kampagnen. Und es gilt das Prinzip der Repräsentation. Das Netz ist ein gutes Vehikel für politische Beteiligung, aber sie muss, wenn es um Entscheidungen geht, sicher und fair sein wie im Wahllokal.

7. Das Netz fördert Clicktivism und Anonymität, Demokratie braucht Arbeit und Verantwortung.

Politik macht Arbeit. In der Demokratie übernehmen Volksvertreter diese Arbeit, damit die anderen Bürger anderes tun können. Und sie tragen die Verantwortung. Beteiligung im Netz ist geprägt von einer Klick-und-weg-Mentalität. Und der Klickende kann anonym bleiben.

8. Im Netz gibt es eine Explosion der Information und viele Nischen. Demokratie braucht einen Informationsraum.

"Information ohne Wächter ist fast immer inakkurat, korrupt oder beides", schreibt Keen, und das Netz sei voll davon. Jeder findet Gleichgesinnte für jede radikale Position oder jedes noch so absurde Interesse, Algorithmen verstärken diese Wirkung als Filter. Die Demokratie lebt aber von der Debatte, von Vielfalt und Kompromissen. Und von wahren Informationen.

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