Süddeutsche Zeitung

Youtube Music:Das kann Googles neuer Streaming-Dienst

Um Spotify Konkurrenz zu machen, braucht es mehr als viele Songs und eine hübsche App. Youtube Music hat einen entscheidenden Vorteil.

Von Caspar von Au

Was haben Apple, Amazon, Aldi und der Rapper Jay-Z gemeinsam? Alle bieten einen Musikstreaming-Dienst an, mit dem sie Marktführer Spotify Konkurrenz machen wollen. Die einen sind dabei mehr (Apple), die anderen weniger erfolgreich (Jay-Z mit Tidal). Es ist fast schon egal, für welchen dieser Anbieter man zehn Euro im Monat bezahlt, weil sie sich kaum unterscheiden: Jeder Dienst greift auf ein riesiges Musikarchiv zurück und hat personalisierte Playlists im Angebot. Jetzt betritt auch noch Google den Ring.

Youtube Music soll den bestehenden Streaming-Dienst Google Play Music ersetzen und dessen Musikkatalog mit Youtubes riesigem Videoarchiv kombinieren. Erstmals gibt es auch eine kostenlose Version, in der Nutzer mit ihren Augen und Ohren bezahlen, wie es das Unternehmen ausdrückt: Alle paar Lieder laufen Werbeclips zwischen den Songs. Daneben bietet Google zwei Abo-Modelle an: Für zehn Euro im Monat gibt es werbefreie Musik und die Möglichkeit, Songs und Alben herunterzuladen. Wer Videos ohne Werbepause sehen will, muss zwei Euro drauflegen. Ein Familienabo erlaubt bis zu sechs Hörer, die Preise liegen bei 15 (Musik) und 17 Euro (Musik und Videos). In Zukunft sollen Nutzer auch ihre vorhandene Musiksammlung hochladen können. Neueinsteiger können Youtube Music drei Monate lang gratis testen.

Das Offline-Mixtape aktualisiert sich automatisch

"It's all here" bewirbt Youtube seine neue App und trifft es damit ganz gut. Nutzer können jederzeit zwischen reinem Hören oder Hören und Schauen hin- und her wechseln. Über die Jahre hat Youtube Millionen von Covern, Konzertmitschnitten und Musikvideos gesammelt, die in Youtube Music alle verfügbar sind. Im Vergleich zu den Mitbewerbern ist das ein entscheidender Vorteil, der Googles Angebot abhebt. Hinzu kommen alle Likes, die ein Nutzer an Videos vergeben hat.

Das ist der zweite Vorteil: Die Algorithmen müssen nicht groß trainiert werden. Wenn Nutzer ab und zu Youtube zum Musikhören genutzt haben, dann hat Google deren Musikgeschmack längst entschlüsselt. Für das sogenannte Offline-Mixtape lädt Youtube Music automatisch Songs runter, die dem Nutzer wahrscheinlich gefallen, und aktualisiert diese regelmäßig. Online schlägt einem die App je nach Tageszeit und Aktivität Musik vor, die zur aktuellen Stimmung passen soll. Beides funktioniert ziemlich gut. "Die Vorschläge ändern sich jede Minute", verspricht Produkt-Chef T. Jay Fowler. Passende Informationen liefern der Google-Kalender oder Gmail. Manche finden das gruselig, andere praktisch.

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Quelle:
SZ vom 20.06.2018
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