Monatsrückblick Games:"Autobattler" sind das neue Fortnite

Ein neues Genre macht den Battle-Royale-Shootern Konkurrenz, Microsoft kündigt eine neue Xbox an, das "Pokémon Go" für Harry-Potter-Fans erscheint. Diese Computerspiele waren im Juni wichtig.

Von Caspar von Au

Xbox Project Scarlett

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(Foto: AFP)

Die Electronic Entertainment Expo, besser bekannt als E3, in Los Angeles ist neben der Gamescom die wichtigste Computerspielemesse auf der Welt. Dementsprechend groß war die Überraschung innerhalb der Branche, als Sony Ende 2018 erklärte, dieses Mal nicht dabei sein zu wollen. Für Microsoft war der Sony-Verzicht die ideale Gelegenheit, um dem Hauptkonkurrenten auf dem Konsolenmarkt ein PR-Schnippchen zu schlagen. Microsoft nutzte seine Pressekonferenz, die in Wahrheit mehr ein opulentes Abfeiern der eigenen Produkte mit Stargästen wie Schauspieler Keanu Reeves ist, um offiziell die nächste Xbox-Generation anzukündigen. Dabei zeigte der Hersteller "Project Scarlett" zwar nicht, verriet aber, dass sie 120 Bilder pro Sekunde ultrahochauflösend in 8K anzeigen können soll. Die eingebaute SSD-Festplatte soll Ladezeiten auf ein Vierzigstel zusammenschrumpfen lassen. Einziges Manko: Sony hatte ganz ähnliche Details für die Playstation 5 schon im April dem Tech-Magazin Wired verraten. Link-Tipps: Auf der E3 wurden außerdem jede Menge Computerspiele angekündigt und vorgestellt. Hier finden Sie unsere Übersicht über die interessantesten Spiele. Unter diesem Link erfahren Sie mehr darüber, wie Cloud Gaming den Konsolenmarkt revolutionieren wird.

Dota Underlords

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(Foto: Screenshot / Caspar von Au)

Ebenfalls im Rahmen der E3 zeichnete sich ein neues Genre ab, das Fortnite und den anderen Battle-Royale-Spielen bald Konkurrenz machen könnte. Im Gegensatz zu den Shootern entscheidet weniger das Geschick der Spieler über Sieg und Niederlage, sondern hauptsächlich die Strategie und ein bisschen Glück - die Kämpfe trägt der Computer nämlich automatisch unter sich aus. "Auto Chess" hat das kleine chinesische Entwicklerstudio daher seine Idee getauft. Zunächst war das Spiel nur als Modifikation von Dota 2 verfügbar und hat trotzdem bereits 9 Millionen Spieler angesammelt. Auf der E3 kündigte Hersteller Epic Games (Fortnite) an, Auto Chess demnächst als eigenständiges Spiel auf der eigenen Vertriebsplattform zu veröffentlichen. Weiter sind schon Riot Games (League of Legends) und Valve (Counter-Strike, Dota 2): Ihre eigene Interpretationen des neuen Spiel-Modus sind seit einigen Wochen schon in der Beta-Phase verfügbar. Valves "Dota Underlords" ist für Mobilgeräte optimiert. Das Spielprinzip ist das gleiche wie bei Auto Chess: Jeder der acht Spieler hat ein virtuelles Schachbrett (die einzige Gemeinsamkeit zum Brettspiel). Vor jeder Runde "zieht" er zufällige Dota-Helden aus einem Vorrat - am ehesten vergleichbar mit einem Sammelkartenspiel. So stellt sich jeder Spieler eine kleine Armee zusammen. Anschließend kämpfen die Heldenteams selbständig gegeneinander, der Spieler kann nur zusehen. Wer einen Kampf verliert, bekommt von seinen 100 Lebenspunkten einige abgezogen. Es siegt derjenige, der am längsten überlebt. Strategische Tiefe gewinnt Underlords durch Kombinationsmöglichkeiten der unterschiedlichen Helden untereinander. Zum Beispiel werden Zauber mächtiger, je mehr Magier ein Spieler in seinem Team aufstellt. Jeden Helden gibt es jeweils mehrfach im Deck, drei gleiche fusionieren automatisch zu einem stärkeren Kämpfer der nächsthöheren Stufe. "Dota Underlords" ist für Android, iOS und PC erhältlich.

Teamfight Tactics

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(Foto: PR / Riot Games)

Wenige Tage nach "Dota Underlords" veröffentlichte Riot Games "Teamfight Tactics". Das Spiel gehört auch zum neuen "Auto Chess"-Genre, im Zentrum des Spiels stehen aber die Helden aus League of Legends. Auch sonst hebt sich Teamfight Tactics deutlich vom Vorbild Auto Chess und von Valves Underlords ab: Das Spielfeld zeigt kein Schachbrettmuster, sondern besteht aus sechs Reihen von Sechsecken. Das wirkt sich nicht nur optisch aus, auch taktisch ergeben sich dadurch neue Formationen für die Heldenteams. Zwischen den Kämpfen gibt es alle paar Runden das sogenannte Karussell. Zehn zufällige Helden laufen in einem Kreis. Nun darf sich zuerst der schwächste Spieler (der mit den wenigsten Lebenspunkten) als erster einen aussuchen, der stärkste Spieler als letzter. Die Beta von Teamfight Tactics kommt bei den Spielern sehr gut an. In den ersten Tagen nach der Veröffentlichung entschied sich Entwickler Riot Games aufgrund des großen Andrangs auf die Server, den Modus zeitweise wieder zu deaktivieren. Falls der Ansturm anhält, ist es gut möglich, dass Fortnite bald ernsthafte Konkurrenz bekommt. Es schwirrt bereits ein Name für das neue Genre durchs Netz: Autobattler. "Teamfight Tactics" ist für Mac und PC erhältlich. Zum Spielen wird außerdem "League of Legends" (kostenlos herunterladbar) benötigt.

My Friend Pedro

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(Foto: PR / Deadtoast Entertainment)

Mit beiden Pistolen im Anschlag springt der maskierte Mann in die Luft. Er vollführt einen Salto, dann ballert er im Fallen gleichzeitig zwei alte Männer um. "Vorzüglich", lobt eine Einblendung im Spiel "My Friend Pedro" und schreibt dem Spieler einen Haufen Bonuspunkte für den Stunt gut. Der Sidescroller soll das Töten als kunstvollen Akrobatikakt darstellen. Auf eine tiefgründige Handlung wird verzichtet. Pedro, eine schwebende Banane, führt in das Spiel ein: Der Spieler wird im Keller einer Metzgerei eines alternden Mafiosos gefangen gehalten. Allerdings ist er nicht gefesselt und auch eine Pistole liegt bereit. "Verantwortungslos, wenn jemand damit jetzt ein Blutbad anrichten würde", philosophiert die Banane Pedro. Genau das ist die Aufgabe des Spielers in My Friend Pedro. Je akrobatischer er dabei vorgeht, desto mehr Punkte regnet es und desto besser fällt die Benotung am Ende jedes Levels aus. "My Friend Pedro" ist für Nintendo Switch und PC erhältlich.

Harry Potter Wizards Unite

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(Foto: Screenshot Caspar von Au)

Darauf haben die Fans gewartet - oder? Von den Machern des sehr beliebten Augmented-Reality-Spiels "Pokémon Go" kommt ein Spiel für Fans des Universums von Harry Potter. In "Harry Potter Wizards Unite" soll der Spieler im Auftrag des Zaubereiministeriums die magische Welt davor beschützen, von den Muggeln entdeckt zu werden. Dazu sammelt er an echten Orten in der echten Welt virtuelle magische Gegenstände und schickt sie an den Ort zurück, an den sie eigentlich hingehören. Zum Beispiel Hogwarts' Hausmeister Filch und seine Katze zurück in die Zauberer-Schule. Der Spieler arbeitet mit dem erwachsenen Harry Potter und Hermine Granger zusammen, er kann Zaubertränke brauen und sich zum Auror ausbilden lassen. Viele Elemente in Wizards Unite haben die Entwickler von Vorgänger Pokémon Go übernommen. Statt Eier auszubrüten, muss der Spieler aber zum Beispiel einige Kilometer laufen, um einen Portschlüssel öffnen zu können. Die realen Orte für Poké-Stops und Kampfarenen sind in Wizards Unite Festungen, Gewächshäuser und Gasthäuser. Zahlenmäßig aber lässt sich das Zauberer-Spiel noch nicht mit Pokémon Go vergleichen: Dem Mobile-Analysten Sensor Tower zufolge hat die App nach einer Woche 6,5 Millionen Spieler weltweit, die virtuelle Monsterjagd lief 2016 mit 38,5 Millionen Spielern besser an. Link-Tipp: Unseren ausführlichen Test von Wizards Unite lesen Sie hier. "Harry Potter Wizards Unite" ist für Android und iOS erhältlich.

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