Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bahn:Wie die Bahn endlich ihr Wlan verbessern will

Einmal einloggen, überall online: Die Deutsche Bahn will ihr Wlan auf Bahnhöfen, in Regionalzügen und Bussen ausbauen. Die technischen Probleme liegen aber nicht nur bei der Bahn selbst.

Von Max Müller

Viele Zugreisende hatten schon Probleme mit dem Wlan der Deutschen Bahn (DB). Es funktioniert aus Sicht vieler zu selten. Doch das soll sich nun ändern.

Am Mittwoch stellte Sabina Jeschke, im Bahn-Vorstand zuständig für Digitalisierung und Technik, im Berliner Hauptbahnhof das neue Programm zum Wlan-Ausbau in Zügen und Bahnhöfen vor. Ziel ist ein übergreifendes Wlan-System: Fahrgäste sollen sich einmal am Startbahnhof einwählen und bis zum Zielbahnhof online bleiben. Es gebe kein zeitliches Limit, jedoch müsse man sich jeden Tag neu anmelden. Im Download sind an den Bahnhöfen der Bahn zufolge Bandbreiten von mehr 10 Megabit pro Sekunde beim Endkunden möglich. Im Zug liege die Geschwindigkeit pro Reisendem bei möglichen 2 bis 3 Megabit pro Sekunde.

Das Fernzugnetz "Wifi on ICE" soll nach und nach durch "Wifi@DB" ersetzt werden. Das Vorhaben hatte der bundeseigene Konzern bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt. Für die Ausstattung von zunächst 130 Bahnhöfen bis Ende dieses Jahres investiert die Bahn rund 44 Millionen Euro. Bis flächendeckend auch der Regionalverkehr entsprechend ausgestattet ist, werde es noch einige Jahre dauern, sagte Jeschke.

Wie gut die Internetverbindung funktioniert, hängt vor allem vom Sendemast-Ausbau entlang der Strecken ab. Verantwortlich dafür sind die Netzbetreiber, mit denen die Deutsche Bahn Jeschke zufolge in engem Austausch steht. Noch immer gebe es aber viele Funklöcher, vor allem im ländlichen Raum. Bis 2022 müssten die Betreiber diese sogenannten weißen Flecken beseitigen. "Dann hoffentlich hat sich dieses Phänomen erledigt", sagte Jeschke. "Es nützt alles nicht, wenn wir durch Gegenden fahren, wo kein Mast steht."

Das Problem: wärmeisolierende Scheiben

Problematisch sind der Bahn zufolge auch die wärmeisolierenden Scheiben der Schnellzüge, die das Signal kaum durchlassen. Die Bahn leitet es deshalb über Antennen in den Zug, wo es durch sogenannte Repeater verbreitet wird. Derzeit werden frequenzdurchlässige Scheiben getestet.

An Bahnhöfen ist noch einiges zu tun. Von 5505 Bahnhöfen und Haltepunkten in ganz Deutschland waren im April 2020 641 mit Wlan ausgestattet, das entspricht gerade einmal zwölf Prozent. Dabei gibt es zwischen den Bundesländern sehr große Unterschiede. Am besten sieht es Hamburg, Schleswig-Holstein und Hessen aus. In Hamburg funktioniert das Wlan auf allen Bahnhöfen, in Hessen und Schleswig-Holstein an rund dreiviertel aller Haltestellen. "In Schleswig-Holstein werden Fahrkartenautomaten für die W-Lan-Bereitstellung genutzt", erklärt Martin Roggermann von der "Allianz pro Schiene". Der Verband von Unternehmen aus der Eisenbahnbranche versucht nach eigenen Angaben, den Schienenverkehr zu stärken. "Die Automaten sind sowieso ans Netz angeschlossen."

In den übrigen 13 Bundesländern aktivieren Bahnfahrer ihre Wlan-Suche meistens vergebens. Schlusslicht ist Brandenburg, wo gerade einmal ein Prozent der Bahnhöfe Wlan bereitstellen. "Die flächendeckende Versorgung mit kostenlosem Wlan ist im 21. Jahrhundert kein Luxus mehr, die Verbraucher erwarten das", sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der "Allianz pro Schiene".

Wie tückisch die Sache mit dem Wlan ist, musste die Bahn vor einem Jahr selbst erfahren. Eigentlich sollte die Vorführung von Roboter "Semmi" am Berliner Hauptbahnhof zeigen, wie fortschrittlich die DB ist. "Semmi" beantwortet Fragen, zum Beispiel ob ein Zug pünktlich ab fährt. Doch der Roboter blieb stumm, weil die Netzverbindung zu schlecht war.

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