Windows 8 von Microsoft:Drei Versionen sollen die Vormachtstellung sichern

Microsoft bringt gleich drei Varianten seines neuen Betriebssystems Windows 8 auf den Markt. Vor allem mit der extra programmierten Software für Tablet-PCs will der Konzern dem Rivalen Apple Paroli bieten.

Helmut Martin-Jung

Erst kamen billige Mini-Laptops, dann Apples iPad samt den Nachahmern - und mehr und mehr Nutzer merkten, wie wenig PC sie eigentlich brauchen, um zu surfen, soziale Netzwerke zu nutzen, Fotos zu speichern und mit anderen zu teilen. Auch wenn man daher die Frage nach dem Namen eines Betriebssystems als Nebensächlichkeit abtun könnte, ist doch interessant, wie eines der Dickschiffe der Branche, Microsoft, auf diese dramatischen Veränderungen reagiert.

Es ist, so lässt sich ein Beitrag des Microsoft-Managers Brandon LeBlanc auf dem Firmenblog einordnen, eine gemischte Strategie: Die Software soll sich den Herausforderungen stellen, aber die Bestandskunden nicht verprellen.

Windows 8, das man als Vorabversion seit Ende Februar kostenlos herunterladen und testen kann, wird diesen Namen auch behalten, kündigt LeBlanc an. Dabei hätte es durchaus Gründe gegeben, den Wandel auch mit einem neuen Namen auszudrücken.

Neues Design

Denn die neue Version des Betriebssystems bricht ähnlich grundlegend mit dem gewohnten Design wie vor fast 17 Jahren Windows 95. Und technisch enthält sie sogar eine Revolution: Erstmals wird Windows auch auf Tablet-Computern laufen, deren Rechnerherz nicht von Intel oder AMD designt wurde, sondern von der britischen Prozessorschmiede ARM. Das bringt nicht nur Intel und AMD in Schwierigkeiten, die bisher keine ähnlich stromsparenden Prozessoren liefern können wie die ARM-Lizenznehmer Nvidia, Qualcomm, Texas Instruments und andere.

Es hat auch Auswirkungen auf die eigene Software: Auf den ARM-Tablets, für die es eine eigene Windows-Version geben wird, werden keine herkömmlichen Windows-Programme laufen, sondern nur solche, die dafür neu geschrieben werden. Microsoft hat bereits angekündigt, dass es Versionen seiner Office-Programme (Word, Excel, Power Point) geben wird, die auf ARM-Prozessoren funktionieren und die für Fingerbedienung optimiert sind.

Die Tatsache, dass Microsoft diese Kröten schluckt, zeigt, wie dramatisch man auch in Redmond die Veränderungen in der Branche wahrnimmt. In Zahlen liest sie sich so: Obwohl die Welt mehr und mehr vernetzt wird, obwohl die Entwicklungsländer enormen Aufholbedarf in Sachen IT haben, ist das Wachstum beim Verkauf herkömmlicher PC (inklusive Laptops) eher gering.

Viel Kritik

Um nur zwei Prozent stieg nach Zahlen der Beratungsfirma Gartner im ersten Quartal 2012 die Zahl der weltweit verkauften PC an, auf 89 Millionen insgesamt. Apple aber setzte allein im selben Zeitraum 15,4 Millionen seiner iPads ab. Dazu kommen noch einige Millionen an Tablets mit Googles Android-System.

Es mag verfrüht sein, wenn Apple-Manager bereits feixend von der Post-PC-Ära sprechen, dem Zeitalter nach dem PC also. Der Trend aber weist in diese Richtung. Microsoft hat dies mittlerweile erkannt, doch es hatte lange gedauert, bis der Großkonzern auf den neuen Kurs eingeschwenkt war.

Der langjährige Boss Steve Ballmer hat dafür bereits viel Kritik einstecken müssen, blieb aber im Amt. Nun soll es eine plattformübergreifende Strategie richten. Microsofts Handy-Betriebssystem, das Betriebssystem der Spielekonsole Xbox, sie alle sind gestaltet nach den Vorgaben aus Microsofts Metro genannter Designsprache, Windows ist der letzte der großen Microsoft-Bereiche, das ebenfalls die aus Kacheln bestehende Oberfläche bekommt.

Kein vorgezeichneter Erfolg mehr

Der Erfolg dieser Strategie ist allerdings weitaus weniger vorgezeichnet als früher. Alleine durch die Vormachtstellung von Windows auf dem Markt war gesichert, dass auch die neue Version breite Verbreitung finden würde. 90 Prozent der PC weltweit laufen mit Windows und es gibt unzählige Programme dafür.

Doch die Entwicklung zu mobilen Geräten mit Berührungsbildschirm ist im Begriff, das zu ändern. Für nahezu jeden Zweck gibt es die Apps genannten Miniprogramme. In diesen Markt aber ist Microsoft zu spät eingestiegen. Das Handy-Betriebssystem zeigt zwar gute Ansätze, es mangelt aber an Apps in ähnlich großer Zahl wie für Apples iOS oder Googles Android.

Nokia, das bei Smartphones auf Microsoft gesetzt hat, kommt nicht aus den roten Zahlen, und Gartner prognostiziert, dass Microsoft auch 2016 bei Tablets gerade einmal einen Marktanteil von knapp zwölf Prozent erreichen wird. Es dürfte nicht leicht werden für Ballmer und für Microsoft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: