Windows 8:Microsoft zeigt neues Betriebssystem

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Microsoft will mit seinem neuen Betriebssystem Windows 8 das Beste aus dem mobilen und dem PC-Bereich verbinden - und damit Apple und Google Paroli bieten. Doch bei der Präsentation auf der Mobile World in Barcelona wird schnell klar, dass eine gestylte Software-Oberfläche alleine nicht ausreicht.

Helmut Martin-Jung

"Auf diesen Tag haben wir lange gewartet" - Steven Sinofsky, Chef der Windows-Abteilung beim US-Softwarehersteller Microsoft, meint seine direkten Mitarbeiter. Aber es ist der gesamte Konzern, dessen Zukunft vom neuen Betriebssystem Windows 8 abhängt.

Für ein Unternehmen wie Microsoft, das den Großteil seines Geschäfts auf dem Markt für Geschäftskunden macht, scheint das neue Betriebssystem ein gewagter Schritt. Die von Kacheln geprägte Oberfläche sieht zwar auf Tablet-PCs und Handys gut aus und lässt sich mit den Fingern steuern. Doch bei komplexen Programmen wird schnell klar: Tastatur und Maus sind dafür kaum zu ersetzen.

In der Präsentation bemühten sich die Microsoft-Manager daher zu zeigen, dass es gelungen sei, das, wie Sinofsky sagte, "Beste aus dem mobilen und dem PC-Bereich zu verbinden." Es ist eine Umstellung - und fraglich, ob die Geschäftskunden gleich mitziehen werden.

Windows XP: Marktanteil fast 50 Prozent

Der Marktanteil des elf Jahre alten Betriebssystems Windows XP liegt noch heute bei knapp unter 50 Prozent. Geschäftskunden könnten also zunächst bei Windows 7 bleiben oder überhaupt erst darauf aufrüsten, gleichzeitig hätte Microsoft aber endlich ein System im Programm, das nicht nur auf Rechnern mit Intel-Prozessoren läuft, sondern auch auf Touch-Geräten ähnlich flach und stromsparend wie das iPad.

Das war Microsofts vorrangiges Ziel. Derzeit kommen zwei Entwicklungen zusammen: Immer mehr Berufstätige möchten elektronische Geräte wie Smartphones und Tablets im Beruf und privat nutzen. Zudem dringen mobile Geräte immer stärker in den Alltag privater Verbraucher ein und verdrängen den klassischen PC. Diesen Milliardenmarkt konnte Microsoft nicht Konkurrenten wie Apple und Google überlassen.

Microsoft, das mit Software wie den Büro-Programmen Office den Markt beherrscht, wäre also in idealer Position, um die Verbindung zwischen beruflicher und privater Nutzung zu schaffen. Aber Microsoft enttäuschte: Wenige Monate nachdem Apple sein iPad vorstellte, zeigte Microsoft-Chef Steve Ballmer auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas Anfang 2011 nur kurz ein Windows-Tablet, konnte aber nichts Besonderes vorweisen. Erst im September zeigte der Konzern die Vorab-Version für Programmierer von Windows 8 - und es war klar, dass es bis weit in dieses Jahr hinein dauern würde, bis sie auf den Markt käme.

Hübsche Geräte reichen nicht

Je länger Microsoft braucht, desto weiter eilt die Konkurrenz voraus - einen weiteren Versuch kann sich der Konzern nicht erlauben. Apple wird am nächsten Mittwoch wohl die dritte Version seines iPads vorstellen, diese Woche waren auf dem Mobile World Congress in Barcelona bereits viele neue Tablets mit Googles Betriebssystem Android zu sehen.

Wenn Microsoft dagegen punkten will, werden hübsche Geräte und eine gestylte Software-Oberfläche nicht reichen. Gefragt ist ein Gesamtkonzept, das weniger einengt als das von Apple, aber zusammenhängender funktioniert als es Android kann. Eine Datei auf dem PC anlegen, auf dem Tablet weiterbearbeiten, während eine Kollegin via Handy darauf schaut - darauf wird es professionellen Nutzern ankommen. Private User wünschen sich beispielsweise, dass sich Musik und Videos auf allen Geräten nutzen lassen. Dazu stellte Microsoft einen digitalen Laden vor, den man wie bei Apple mit einem Programm starten kann.

Windows-Manager Sinofsky sagte im Herbst, Microsoft müsse Windows quasi neu erfinden. Er hat damit auch seine Firma gemeint.

© SZ vom 01.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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