Neues Betriebssystem von Microsoft:Warum Sie Windows 10 noch nicht installieren sollten

Neues Betriebssystem von Microsoft: Windows 10 bietet wieder das gewohnte Startmenü, dazu aber auch eine Ansicht mit Kacheln, die teils mit Internetinhalten aktualisiert werden.

Windows 10 bietet wieder das gewohnte Startmenü, dazu aber auch eine Ansicht mit Kacheln, die teils mit Internetinhalten aktualisiert werden.

(Foto: ma)
  • Von Ende Juli an können viele Windows-Nutzer die neue Version auf ihren Rechner herunterladen - es ist aber ratsam, damit abzuwarten.
  • Bei dem neuen Betriebssystem gibt es einige Punkte zu beachten.

Von Helmut Martin-Jung

Was soll das nun schon wieder? Auf manchen Windows-PC prangt in der Taskleiste unten rechts seit Neuestem ein kleines Windows-Symbol. Des Rätsels Lösung: Der Hersteller Microsoft wirbt für sein nächstes Betriebssystem Windows 10, das von 29. Juli an zur Verfügung stehen soll. Eingespielt wurde das Symbol über die Funktion, mit der sonst automatisch Updates geladen werden. Und nun?

Der beste Rat für alle, denen es vor allem darum geht, ein funktionierendes System zur Verfügung zu haben: Erst mal nichts tun. Es gibt nämlich keinen Grund zur Eile. Von Ende Juli an haben alle, die jetzt einen PC oder ein Tablet mit Windows 7 oder 8.1 betreiben, ein ganzes Jahr Zeit, ihren Rechner kostenlos auf die jüngste Windows-Version zu hieven. Und diese Zeit sollte man nutzen.

Zwar haben jetzt schon viele Tester das neue Windows installiert, doch viele Fehler werden erst auftreten, wenn das System im echten Einsatz ist. Das weitverzweigte Ökosystem, das sich rund um Windows gebildet hat, kann eben niemand vorher komplett durchtesten. Und dann wären da noch einige Neuerungen, die womöglich auch nicht jedem schmecken.

PC kaputt, Lizenz weg

Die wichtigste: Die Lizenz für Windows 10 hängt am PC. Geht der kaputt, ist auch die Lizenz futsch. Ein gekauftes Windows dagegen konnte man auch auf einem neuen Rechner nutzen. Wer das Windows Media Center nutzt, um DVDs oder Blu-Rays zu schauen, muss sich anderweitig umsehen. Die Software dazu wird beim Upgrade auf Windows 10 gelöscht. Wer gekaufte Blu-Rays mit Kopierschutz am PC legal sehen möchte, muss sich ein Abspielprogramm kaufen. Wegen der fälligen Lizenzgebühren kosten die knapp 50 Euro aufwärts, oft liefert aber auch der PC-Hersteller eine solche Software mit.

Microsoft versucht bei Windows 10, auch mit der Sicherheit ernst zu machen. Bei der Installation sucht das Upgrade-Programm nach einer Virenschutzsoftware. Findet es eine solche mit aktivem Abonnement für die aktuellen Viren-Signaturen, lässt Microsoft es unberührt. Findet es - was sehr häufig vorkommt - eines mit abgelaufenen Update-Lizenzen, löscht es das Programm und installiert den hauseigenen und kostenlosen Windows Defender. Findet das Update-Programm einen Virenscanner mit gültigen Lizenzen, aber veralteter Programmversion, löscht es diese und installiert die jüngste.

Ebenfalls gelöscht werden beim Sprung auf Windows 10 die von Windows Vista und 7 her bekannten Gadgets. Das sind kleine Apps für den Bildschirm, etwa fürs Wetter oder für aktuelle Nachrichten. Und - Achtung, Freunde von Solitär und Minesweeper - die in Windows integrierten Spiele werden durch neue Versionen ersetzt. Aber warum bringt Microsoft überhaupt so schnell ein neues System? Das hat zwei Gründe: Windows 8 und sein hastig nachgeschobener Nachfolger 8.1 waren erstens alles andere als ein Erfolg. Die Nutzer kamen - erstens -mit der Oberfläche nicht zurecht, die sich nicht so richtig entscheiden wollte zwischen der traditionellen Computerwelt, in der Maus und Tastatur regieren, und der Welt der Tablets, die man mit den Fingern und Stiften steuert.

Im Hintergrund der digitale Assistent

Zweitens: Die Microsoft-Systeme sollen zusammenwachsen, nicht zwingend an der Oberfläche, aber sozusagen im Maschinenraum. Windows-Handys, die Spiele-Konsole Xbox, Tablets und PC - sie alle sollen von Systemen angetrieben werden, die auf derselben Basis aufbauen. Das vereinfacht es nicht bloß, Programme zu schreiben, die auf all diesen Plattformen laufen, man kann so auch leichter Kontinuität gewährleisten. Den Text etwa, den man am PC begonnen hat, kann man im Zug am Tablet weiterbearbeiten, und im Büro am PC erledigt man dann den Feinschliff.

Das Beste aus Windows 7 und 8 - so wirbt Microsoft für die jüngste Version seines Systems, aber ein bisschen mehr ist es dann doch schon. Neu hinzu kommt die digitale Assistentin Cortana. Je nachdem, wie viel ein Nutzer Microsofts Servern aus dem beruflichen und/oder privaten Umfeld anvertrauen möchte, kann das Programm mehr oder weniger das tun, was auch ein menschlicher Assistent tun würde: Cortana erinnert zum Beispiel an Termine, warnt sogar, wenn es sich auf dem Weg zum Flughafen staut. Erstmals auf PC lässt sich Cortana im Hintergrund betreiben und wartet dann auf Sprachbefehle. Nur der Befehl zum Aufwachen wird dabei lokal verarbeitet, der Rest geschieht auf Servern von Microsoft. Wer das nicht mag, kann Cortana auch ganz abschalten.

Traditionalisten werden sich wohl am meisten darüber freuen, dass das altgewohnte Startmenü wieder zurück ist, auch wenn es ein bisschen anders aussieht. Zusätzlich zu den Programmen in der linken Spalte lassen sich auch Programme in der mit Windows 8 eingeführten Kachel-Darstellung anzeigen. Wie bei Linux schon länger möglich, kann man sich auch mehrere Desktops anlegen und zwischen ihnen hin- und herschalten.

Windows 10 läuft Microsoft zufolge auf allen Rechnern, auf denen jetzt schon die Versionen ab 7 funktionieren. Nur bei einigen älteren Prozessoren kann es Probleme geben, dann lässt sich die 64-Bit-Version von Windows 10 nicht installieren. Und wie lässt sich feststellen, ob sich der eigene Rechner für das neue System eignet? Dazu auf das neue Windows-Symbol in der Taskleiste klicken und mit einem Klick auf das Menü-Symbol (drei waagrechte Striche) das Ergebnis des Tests aufrufen. Das Update-Programm hat nämlich bereits überprüft, ob es auf dem PC zu Problemen kommen kann.

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