Süddeutsche Zeitung

Wikipedia:PR-Schreiber sollen ihre Artikel kennzeichnen

Die Zahl der ehrenamtlichen Wikipedia-Autoren geht zurück - bezahlte Schreiber wittern ihre Chance. Das Online-Lexikon geht nun gegen verdeckte PR-Arbeit vor.

  • Transparenz-Offensive: Wer bezahlt wird, um einen Wikipedia-Artikel zu schreiben oder zu ändern, soll dies künftig offenlegen

"Sie müssen bezahlte Bearbeitung offenlegen"

Wer im Auftrag eines Unternehmens oder einer Werbeagentur Artikel bei der Wikipedia ändert, muss das künftig öffentlich machen. Die Wikimedia-Stiftung, die hinter dem bekannten Online-Lexikon steht, verkündete eine solche Änderung der Nutzungsbedingungen. "Wenn Sie für Ihre Bearbeitung bezahlt werden, müssen Sie diese bezahlte Bearbeitung offenlegen", heißt es in dem Eintrag auf dem Wikimedia-Blog. "Sie müssen Ihre Zugehörigkeit in Ihrer Bearbeitungszusammenfassung, Benutzerseite oder Diskussionsseite angeben, um Ihre Perspektive fair offenzulegen."

PR-Firmen wollen sich daran halten

An der Wikipedia kann grundsätzlich jeder mitschreiben - diese Funktion nutzen auch Unternehmen und Organisationen. Der Anreiz ist hoch: Oft wird der Wikipedia-Artikel in den Ergebnissen der Suchmaschinen sehr hoch angezeigt. Die Wikipedia veröffentlichte bereits vergangene Woche eine Vereinbarung mit mehreren großen PR-Firmen, die versprachen, sich an die Nutzungsbedingungen zu halten. Die Wikipedia hatte im Oktober 250 Nutzerprofile gesperrt, die im Verdacht standen, Artikel gegen Geld geschönt zu haben.

Immer weniger Autoren

Im Februar 2014 gab es knapp 76 000 aktive Autoren. Vor drei Jahren waren es noch 89 000. Diese Schreiber will die Wikipedia auf jeden Fall behalten. "Wenn Sie Artikel ehrenamtlich und zum Spaß bearbeiten, ändert sich gar nichts. Bitte machen Sie damit weiter!", heißt es in dem Blogeintrag. Auch Mitarbeiter von Galerien, Museen oder Bibliotheken, die Beiträge zu ihrem Fachgebiet verfassen, können Artikel in der Regel weiterhin ohne Transparenzhinweis bearbeiten.

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