Wikia Search:Das Sterben der Google-Killer

Wikia Search von Wikipedia-Gründer James Wales gibt auf - auch andere Suchmaschinen-Experimente sind an der Übermacht Googles gescheitert.

Thorsten Riedl

Eigentlich war es eine Totgeburt. "Eine Suchmaschine, die nichts findet", titelten die Blätter vor eineinviertel Jahr. Da war Wikia Search wenige Tage alt. Dabei hatte Jimmy Wales, Gründer des Online-Nachschlagewerks Wikipedia und Vater von Wikia Search, doch erklärt: "Dieses Projekt soll eine Suchmaschine erst aufbauen - also erwartet bitte keinen Google-Killer".

Wikia Search: Wikia Search - als Suchmaschine gegen Google keine Chance.

Wikia Search - als Suchmaschine gegen Google keine Chance.

(Foto: Foto: dpa)

Doch genau darauf hatte die Welt gesetzt: Ein alternativer Anbieter, der die starke Marktstellung von Google bricht, bei der jeder auf alle Fragen eine Antwort findet - außer auf die, wer mehr im Internet verdienen kann als Google selbst. Wikia Search jedenfalls nicht. Am Mittwoch kündigte Wales an, das Projekt sei gestorben. Andere selbst-ernannte Google-Killer geben auch auf oder stehen vor dem Ende.

Es ist der Traum jedes Internetgründers - und jedes Financiers. Am 7. September 1998 ging Google.com als Testversion ins Netz. Die Idee dazu hatten zwei Studenten, Larry Page und Sergei Brin. Damals dominierten andere Firmen den Markt für Suchanfragen im Internet, Altavista zum Beispiel oder Lycos. Namen, die inzwischen der Vergangenheit angehören.

Google hat den Markt von Grund auf verändert und neue Werbeformen geschaffen. Vornehmlich mit kleinen Textanzeigen neben den Suchergebnissen im Internet verdient die Suchmaschine im Jahr mehr als vier Milliarden Dollar. Die beiden Gründer hat ihre Firma mit heute mehr als 20.000 Mitarbeitern zu den reichsten Männern der Welt gemacht.

Werbung in der Krise

Kein Wunder, dass solcher Erfolg Nachahmer anlockt - besonders in den Zeiten, als die Wirtschaft noch brummte. In den vergangenen fünf Jahren haben Venture Capital-Gesellschaften in den USA mehr als 100 Firmen finanziert, die sich mit der Internetsuche beschäftigen. Nun allerdings befindet sich die Welt in einer umspannenden Wirtschaftskrise.

Nutzer an der Suche beteiligen

Das macht sich auch bei den Werbebudgets für das Internet bemerkbar. Branchenbeobachter von Borrell Associates gehen sogar davon aus, dass der Online-Werbemarkt in den Staaten in diesem Jahr zum ersten Mal schrumpft. In Deutschland soll er noch wachsen, aber deutlich langsamer als in den Vorjahren. So gut wie alle Neugründungen im Netz haben in der vergangenen Zeit auf die Einnahmequelle Werbung gesetzt.

So auch Wikia Search. Die Nutzer selbst sollten wie bei Einträgen des Wikipedia-Lexikons Suchergebnisse verbessern. Langfristig wolle das Unternehmen mit Werbung verdienen, sagte Wales einst, doch dazu kommt es nicht. "Wenn ich eines in meiner Karriere gelernt habe, dann: Tue mehr von dem, was funktioniert - und weniger von dem anderen", erklärte er am Mittwoch.

"Danke für den Fisch"

"In einem anderen wirtschaftlichen Klima hätten wir Wikia Search unendlich finanzieren können." Aber nun sei Schluss. Auf der Internetseite steht: "Bis dann, und danke für den Fisch", in Anlehnung an ein in Technikkreisen beliebtes Buch von Douglas Adams. Die Seite verweist auf Wikia Answers, ein anderes, erfolgreicheres Projekt von Wales.

Anderen Google-Killern geht es nicht viel besser: Exalead aus Frankreich etwa wollte als Nachfolger der deutsch-französischen Suchmaschine Quaero seinen Teil am Online-Werbemarkt. Ohne Erfolg. Das Unternehmen konzentriert sich jetzt wieder wie vor dem Ausflug ins Netz auf Suchalgorithmen für Firmenkunden. Cuil.com aus den Staaten geht es nicht besser. Im vergangenen Sommer als Google-Killer gefeiert, fehlt es vor allem an einem: an Nutzern, die über Cuil im Internet suchen wollen.

Wales sagt, er werde irgendwann in seiner Karriere wieder zum Thema Suche zurückkehren. "Das interessiert mich wirklich." Wenn er auch nicht Google geschlagen hat, Teilerfolge kann er verbuchen: So gab Microsoft erst diese Woche bekannt, die Traditionssoftware Encarta, eine Computer-Enzyklopädie, einzustellen.

Die Menschen würden heutzutage Informationen auf anderem Wege nachschlagen, hieß es. Und: Google fand die Idee von Wales gut, die Nutzer an der Suche zu beteiligen. Bei dem Platzhirsch gibt es nun auch eine Funktion, die eigenen Ergebnisse zu bearbeiten.

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