In einem Büro in Mountain View im US-Bundesstaat Kalifornien hängt ein bemerkenswertes Blatt Papier. Es ist liniert mit Rand. Man könnte es für einen ganz gewöhnlichen Notizzettel halten. Doch es ist viel mehr. Drei Sätze sind darauf niedergeschrieben, mit blauer Tinte. Jeder von ihnen endet mit einem Ausrufezeichen. No ads! No games! No gimmicks! Also: Keine Werbung, keine Spiele, keine ablenkenden Zusätze.
Es ist das Manifest eines Mannes, der nun zu den Wichtigsten gehört, die es in der Technikindustrie gibt: Jan Koum ist der Erfinder der Kommunikationssoftware WhatsApp. Er hat sich die Sätze an den Schreibtisch gepinnt, jeden Tag wollte er sich dran erinnern. Diese Standhaftigkeit zahlt sich nun aus. Insgesamt 19 Milliarden Dollar - so viel ist das, was Koum geschaffen hat, nach Ansicht von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wert.
Facebook kauft WhatsApp. Seit Jahren hat es in der Technikindustrie keine größere Nachricht gegeben. Noch niemals hat ein Start-up für so viel Geld den Besitzer gewechselt, sagen Analysten.
450 Millionen aktive Nutzer hat WhatsApp laut eigenen Angaben. Mehr als 70 Prozent davon nutzen den Service täglich. Jeden Tag melden sich mehr als eine Million Menschen neu an. 19 Milliarden Nachrichten werden jeden Tag verschickt. Fast doppelt so viele werden empfangen, da viele die App benutzen, um als Gruppe zu chatten.
WhatsApp gibt es seit fünf Jahren - es ist ein Triumph
WhatsApp hat innerhalb von fünf Jahren eine Kommunikationsmaschinerie aufgebaut, die auf wundersame Weise von gerade einmal 31 Software-Ingenieuren am Laufen gehalten wird. Das fünf Jahre alte Unternehmen ist ein Triumph. So gewaltig, dass Facebook ihn schon lange nicht mehr ignorieren konnte.
Seit langem gibt es Übernahmegerüchte. Google hat es versucht, Facebook hat mehrfach angeklopft. Doch lange hatte sich WhatsApp-Gründer Koum geweigert. Er wollte nicht verkaufen, sondern sein Ding machen.
Noch vor wenigen Wochen trat der 37-Jährige bei der Internetkonferenz DLD in München auf. Von einer Übernahme war damals keine Rede. Koum pries seine Unabhängigkeit und er tat es überzeugend. Doch vor wenigen Tagen nun rief Zuckerberg erneut an.
Diesmal hatte er so viel Kohle aufgebracht, dass selbst ein Idealist wie Koum schwach wurde. Er sagte zu. Jetzt gehört WhatsApp zu Facebook - und das Interessanteste an dieser Meldung sind gar nicht einmal die imposanten Zahlen.