Es gibt sie auf den Stufen zum Gleis, großflächig plakatiert auf den Wänden der U-Bahn-Station und auf der einfahrenden Tram. Wer sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegt, wird von Werbebotschaften nur so zugeschüttet. Links wird ein neues Musikalbum beworben, rechts eine Zigarettenmarke, und damit das allen schmeckt, gibt es eine tolle, neue Schokoladensorte: Die Message für den vorbeieilenden Straßenbahnfahrer ist immer die gleiche: Kauf, kauf, kauf.
Wer Werbung im öffentlichem Raum spielerisch ausblenden möchte, kann sich die kostenlose App "No Ad" runterladen, zumindest für Berlin. Die App ersetzt die am meisten verbreiteten Werbeplakate der Hauptstadt mittels digitaler Bildüberlagerung mit Kunstwerken. Dazu drückt man nach dem Download der App auf den Startknopf und hält die Kamera seines Smartphones oder iPads auf ein entsprechendes Werbeplakat, anschließend werden dem User beispielsweise am Alexanderplatz oder Rosenthaler Platz Fotografien, Pop-Art und Straßenkunst gezeigt. Derzeit zeigt die App ungefähr 100 Kunstwerke und funktioniert für iOS und Android.
Hinter dem Gadget stehen die Macher Re+Public, das Netzwerk Public-Ad-Campaign und die Berliner Kunstgalerie Open Walls Gallery. Wie lange das Projekt noch läuft, lassen die Organisatoren offen. Die Idee für diese nichtkommerzielle, virtuelle Ausstellung kommt vom New Yorker Künstler und Aktivist Jordan Seiler. Seilers Kritik: Wer mit der U-Bahn fährt, zahlt für sein Ticket, aber nicht für die massenhafte Werbung.