Wau-Holland-Stiftung: Spendenbericht:1,3 Millionen Euro für Wikileaks

2010 war das Jahr der Enthüllungsplattform Wikileaks - auch finanziell. Die Berliner Wau-Holland-Stiftung überwies 400.000 Euro an die Internetaktivisten um Julian Assange. Insgesamt sammelte sie mehr als eine Million Euro - der zweitgrößte Anteil kam aus Deutschland.

Sie ist der wichtigste Finanzier der Enthüllungsplattform: Die Wau-Holland-Stiftung sammelt Spenden für Wikileaks. Im Jahr 2010 waren das 1,3 Millionen Euro, wie die in Berlin ansässige Stiftung in ihrem vorläufigen Transparenzbericht angibt.

File photo shows WikiLeaks co-founder Assange arriving at Belmarsh Magistrates' Court in London

Wikileaks-Gründer Julian Assange in London: Die Wau-Holland-Stiftung unterstützte die Kampagnen der Enthüllungsplattform mit 400.000 Euro.

(Foto: REUTERS)

Die meisten Spender kamen dem Bericht zufolge aus den USA: Dort wurden knapp 220.000 Euro gesammelt. Der zweite Platz in der Länderstatistik geht an Deutschland (91.000 Euro), gefolgt von Großbritannien (78.000) und Kanada (40.000). Etwas mehr als die Hälfte des Geldes, knapp 696.000 Euro, sei per Banküberweisung eingegangen. Die übrigen 635.000 Euro seien über den Internet-Überweisungsdienst Paypal an die Stiftung übertragen worden.

Den Einnahmen standen Ausgaben im Volumen von 400.000 Euro gegenüber. Den größten Anteil machte die Unterstützung der Wikileaks-Kampagnen aus, die die Stiftung mit 143.000 Euro unterstützte: Im April veröffentlichte die Enthüllungsplattform das Video "Collateral Murder", das die Erschießung unbewaffneter Zivilisten im Irak zeigt. Im Juli und Oktober erschienen Kriegslogbücher des US-Militärs aus Afghanistan und Irak. Im November legte Wikileaks nach und stellte geheime US-Botschaftsdepeschen ins Netz.

Deutlicher Anstieg im Dezember

Vor allem diese Enthüllung, genannt "Cablegate", wirkte sich dem Bericht zufolge positiv auf die Spendenbereitschaft aus. Im Dezember wurden 400.000 Euro eingenommen - mehr als in jedem Monat zuvor. Dass der Bezahldienstleister Paypal Anfang Dezember die Zusammenarbeit mit der Stiftung einstellte, tat dem Geldfluss offenbar keinen Abbruch. Paypal hatte Wikileaks beschuldigt, an illegalen Aktivitäten beteiligt gewesen zu sein. Auch andere Finanzunternehmen hatten die Zusammenarbeit mit der Enthüllungsplattform aufgekündigt.

Ob über die Wau-Holland-Stiftung direkte Spenden an Wikileaks-Gründer Julian Assange geflossen sind, darüber macht der Bericht keine Angaben. Auch ist unklar, ob sich die Stiftung finanziell an dem Verteidigungsfonds für den US-Soldaten Bradley Manning beteiligt hat. Manning wird in den USA beschuldigt, geheimes Material an Wikileaks übergeben zu haben. Er sitzt in einem Militärgefängnis in Untersuchungshaft.

33.000 Euro für Anwälte

Unter dem Posten Rechtsbeistand heißt es in dem Bericht, der Stiftung seien im vergangenen Jahr Kosten von 33.000 Euro entstanden. Es seien anwaltliche Beratungskosten für Kampagnen erstattet worden, nicht aber Kosten für "personenbezogene juristische Beratung oder anwaltliche Vertretung in Gerichtsverfahren".

Ein britisches Gericht wird im Juli über eine Berufung von Assange gegen seine Auslieferung nach Schweden entscheiden. Im Februar hatte ein Richter entschieden, dass Assange nach Schweden ausgeliefert werden kann, wo er zu Vorwürfen sexueller Gewalt gegen zwei Frauen befragt werden soll. Derzeit ist Assange auf Kaution frei und lebt im Haus eines Unterstützers in Ostengland.

Der Namensgeber der Wau-Holland-Stiftung ist der 2001 verstorbene deutsche Journalist und Computeraktivist Herwart "Wau" Holland-Moritz. Er gehörte Anfang der achtziger Jahre zu den Gründern des Chaos Computer Clubs (CCC). Die gemeinnützige Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die "freidenkerischen Ansätze" des "Datenphilosophen" zu bewahren und weiterzuführen.

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