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Wachsende Konkurrenz für Apples iPad:Amazon plant den Tablet-Gegenschlag

Weil die Nachfrage nach Tabletcomputern ungebrochen ist, steigt nun auch Amazon in das Rennen der iPad-Rivalen ein. Das Gerät des Online-Versandhändler soll schon bald erhältlich sein und einen entscheidenden Vorteil besitzen.

Thorsten Riedl

Kein Tabletcomputer ist im Moment so gefragt wie der, den es bald nicht mehr geben wird. Am Dienstag wollte der Computerladen Notebooksbilliger.de letzte Exemplare des Tablet-Rechners von Hewlett-Packard verkaufen, allerdings nur an Fans des Unternehmens bei Facebook.

In nur einem halben Tag klickten mehr als 70.000 Interessierte den "Gefällt mir"-Knopf auf der Facebook-Fanseite des Ladens - der mit dem Ansturm völlig überfordert war. Jetzt werden die Geräte verlost. Die Enttäuschung war riesig. Andere Tablet-Hersteller hoffen nun, die Euphorie der Kunden noch zu Geld machen zu können.

Wer hätte das geahnt, als Steve Jobs im vergangenen Jahr das erste iPad vorgestellt hat? Der Absatz mit Computern geht seither zurück, die Kunden lieben die Geräte mit den berührungsempfindlichen Bildschirmen. Gefragt sind Tablets von Apple, mit Abstand folgen solche mit dem Google-Betriebssystem Android. Andere wie Hewlett-Packard (HP), die einen dritten Weg mit dem eigenen System Web-OS gehen wollten, haben nach wenigen Wochen aufgegeben. Das HP-Touchpad wird verramscht.

Dell gehört zu den Spielern, die sich trotz der Übermacht von Apple Hoffnungen machen. Die Tabletcomputer des Herstellers sind schon eine Weile auf dem Markt, bislang ohne nennenswerten Erfolg. Nun hat sich das texanische Unternehmen mit der chinesischen Suchmaschine Baidu verbündet. Beide wollen Dell-Tablets mit Baidu-Software kombinieren. Die starke Marke der Chinesen im eigenen Land soll für bessere Verkäufe sorgen. "Dell hat nichts zu verlieren", erklärte ein Analyst.

Kampf um chinesischen Markt

Apple will den boomenden Markt in China, in dem es fast eine Milliarde Handy-Nutzer gibt, allerdings nicht kampflos aufgeben. Das Unternehmen gab nun bekannt, in Kürze den ersten Apple-Laden in Hongkong zu eröffnen. Noch gibt es das iPad 2 nicht in China. Nun heißt es aber, dass die chinesische Telekommunikationsbehörde nun grünes Licht für den Verkauf gegeben hat.

Und noch ein Anbieter will von der hohen Nachfrage nach Tablets profitieren und könnte allein aufgrund seiner Marktmacht Apple viel gefährlicher werden als Dell, Samsung & Co.: nämlich Amazon. Das Warenhaus testet gerade eine Überarbeitung seines Internetauftritts, er soll auf Tabletrechnern besser zu lesen sein, heißt es beim Technik-Blog Techcrunch.

Deutlich kleiner und billiger

Die Webseite wird aber nicht auf irgendwelche Tablets ausgelegt sein, sondern auf die neuen von Amazon. Wann genau die Geräte des weltweit größten Web-Warenhauses zu haben sein werden, ist nicht bekannt. Die Techcrunch-Autoren beteuern, sie hätten schon einen Prototypen testen können. Er soll darauf ausgelegt sein, Musik und Filme aus dem Internet wiederzugeben. Das Gerät sei deutlich kleiner als das iPad von Apple - und vor allem eine ganze Ecke billiger.

Das nämlich ist wohl die wichtigste Lehre für alle Tablet-Hersteller aus dem Ausverkauf bei Hewlett-Packard: Das Interesse der Käufer ist überwältigend. Vor allem dann, wenn der Preis stimmt.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2011/joku
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