Vorwürfe gegen iPhone-Hersteller:Apple muss wegen Preisabsprache vor Gericht

Steuertricks, zweifelhafte Arbeitsbedingungen und immer stärkere Konkurrenz: Der iPhone-Hersteller Apple hat eigentlich schon genug Probleme. Nun muss das Unternehmen vor Gericht. Es soll zum Schaden des Onlinehändlers Amazon Preise mit Buchverlagen abgesprochen haben. Und auch Google rückt Apple gefährlich nahe.

Es war eine bewährte Strategie, mit der der Onlinehändler Amazon zur dominierenden Macht auf dem Markt mit Ebooks wurde: Er bot den Kunden einen günstigen Ebook-Reader in Kombination mit einer riesigen Auswahl an digitalen Büchern an. Die Vorlage für das Konzept lieferte ausgerechet ein Konkurrent: Mit dem iPod und dem Online-Musikladen iTunes hatte das Unternehmen Apple das digitale Musikgeschäft erobert.

Seit der Einführung des Kindle-Readers 2007 beherrscht Amazon den amerikanischen Ebook-Markt, zwischenzeitlich sogar zu 90 Prozent. Diesen Vormarsch wollte Apple offenbar nicht hinnehmen. Um die Macht des Onlinehändlers zu brechen und die Preise in die Höhe zu treiben, soll Apple mit fünf der sechs größten US-Verlage die Preise für Ebooks abgesprochen haben. 2011 wurde Apple verklagt, heute beginnt in New York der Prozess gegen das Unternehmen.

Das US-Justizministerium erhebt den Vorwurf, unter anderem der ehemalige Unternehmenschef Steve Jobs habe die Buchverlage gedrängt, das Preismodell für Ebooks zu ändern, schreibt das Technikportal theverge.com. Bis dahin hatten die Buchhändler die Preise für ihre Bücher festgelegt, nach dem neuen Modell dürfen die Verlage die Preise festsetzen.

Apple soll die Verleger nicht nur von dem Preismodell überzeugt haben, so theverge.com. Das Justizminsterium habe außerdem Beweise, dass Apple den Verlegern Tipps gab, wie sie untereinander Preise absprechen können.

"Ja, der Kunde zahlt ein bisschen mehr"

Die Kläger berufen dabei auch auf eine Äußerung von Jobs. Er soll 2011 seinem Biografen gesagt haben: "Wir sagten den Verlegern: Ihr setzt den Preis fest und wir bekommen unsere 30 Prozent. Ja, der Kunde zahlt ein bisschen mehr, aber das wollt ihr doch sowieso." Dies sei ein Eingeständnis, finden Kritiker.

Apple weist den Vorwurf der Preisabsprache zurück: Die Verleger seien selbst auf die Idee gekommen, das neue Preismodell umzustellen. Den fünf betroffenen Verlagen - Hachette Book, HarperCollins Publishers, Simon & Schuster, Macmillan Publishers, und Penguin - drohte ebenfalls ein Verfahren wegen Preisabsprache. Sie gingen allerdings 2011 und 2012 einen Vergleich mit der US-Regierung ein.

Nach Einschätzung des Portals theverge.com seien die Staatsanwälte nicht daran interessiert, Apple finanziell zu schaden. Es sei ihnen lediglich daran gelegen, dass das Gericht den Konzern in die Schranken weist: Es soll feststellen, dass Apple einen illegalen Vertrag abgeschlossen hat und das Unternehmen auffordern, dies in Zukunft zu unterlassen. Schaden könnte der Prozess Apple aber trotzdem, schätzt theverge.com. Das Unternehmen könne sich bei der derzeitigen Kritik kaum leisten, dass sein Ruf leidet.

Das Verfahren fällt ausgerechnet in eine Zeit, in der Unternehmen wie Samsung und Google dem einst konkurrenzlos erfolgreichen iPhone-Hersteller gefährlich werden. Auch die Kritik wächst: Apple umgeht mit Tricks Milliarden Dollar an Steuerzahlungen, seine glänzenden Hightech-Geräte lässt es unter zweifelhaften Arbeitsbedingungen in China herstellen.

Auch außerhalb des Gerichtssaals wird es für Apple gefährlich: In den kommenden Monaten könnte es seine Vormachtstellung bei Apps einbüßen: Google hat für sein Android-System mittlerweile die meisten App-Entwickler für sich gewonnen und bietet ein breiteres Angebot an Anwendungen. Damit könnte Google bald jenes von Apple übertreffen, schätzt die Financial Times.

Bisher hatte Apple mit seinem weltweit größten Angebot an Apps einen Vorsprung gegenüber Konkurrenten. Im vergangenen Monat hatte Apple verkündet, dass 50 Milliarden Apps für iPhone, iPod touch und iPad heruntergeladen wurden. Google liegt nach eigenen Angaben direkt dahinter: Kunden hätten 48 Milliarden Apps für das Android-System heruntergeladen.

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