Verschlüsselung:Nach dem iPhone nehmen die USA jetzt Whatsapp ins Visier

Instant-Messanger für Zeitungen

Whatsapps Verschlüsselung ist ein Problem für US-Ermittler.

(Foto: dpa)
  • Ein US-amerikanischer Richter hatte angeordnet, Whatsapp überwachen zu lassen - doch die Ermittler scheiterten an der Verschlüsselung.
  • Nun berät das Justizministerium über das weitere Vorgehen.
  • Die US-Regierung steckt bereits in einem Gerichtsstreit mit Apple über das Entsperren eines iPhones.

Es ist die neueste Volte in der Diskussion um verschlüsselte Daten, Bürgerrechte und Sicherheit in den USA: Nach dem iPhone ist einem Zeitungsbericht zufolge die Verschlüsselung von Whatsapp ins Visier der Regierung geraten. In einem Ermittlungsfall seien von einem Richter angeordnete Überwachungsmaßnahmen an der Whatsapp-Verschlüsselung gescheitert, berichtet die New York Times. Im amerikanischen Justizministerium werde nun über das weitere Vorgehen beraten, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.

Whatsapp hat weltweit mehr als eine Milliarde Nutzer. Nach Apple könnte nun auch Whatsapp in einen offenen Konflikt mit der Regierung geraten. Die US-Regierung steckt bereits in einem Gerichtsstreit mit Apple über das Entsperren von iPhones. Die New York Times konnte keine näheren Details zu dem aktuellen Fall in Erfahrung bringen. Es gehe aber nicht um Ermittlungen wegen Terrorverdachts. Noch sei unklar, ob die Regierung sich auf einen Streit mit Whatsapp vor Gericht einlassen werde.

Worum es bei dem Grundsatzstreit geht

Whatsapp greift seit 2014 zur sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der nur Absender und Empfänger die Nachrichten lesen können. Das gilt zumindest für Nachrichten, die zwischen zwei Android-Geräten verschickt werden (mehr dazu hier). Damit kann Whatsapp den Behörden ähnlich wie Apple sagen, man könne keine Daten herausrücken, weil man ja gar keinen Zugriff auf sie habe. In Brasilien war Whatsapp im Dezember für 14 Stunden landesweit blockiert worden, weil der Dienst in einem Kriminalfall keine Daten herausgeben wollte.

Bei klassischer Telekom-Infrastruktur zum Beispiel für Telefonanrufe ist für Behörden gesetzlich ein Arsenal von Abhörmaßnahmen vorgesehen. In den USA sind Online-Dienste wie Whatsapp davon bisher ausgenommen. Im US-Senat wird über ein neues Gesetz nachgedacht. Das würde die von den Unternehmen als Verkaufsargument benutzte Verschlüsselung schwächen.

Der Streit zwischen Apple und dem FBI könnte zum Präzedenzfall werden

Apple wurde von einer Richterin aufgefordert, dem FBI beim Entsperren eines iPhones zu helfen. Es handelt sich um ein Smartphone, das bei dem Terroristen Syed Rizwan Farook gefunden wurde. Er und seine Ehefrau Tashfeen Malik hatten im Dezember im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen getötet und 22 verletzt.

Der Konzern kontert, die Verschlüsselung einmal auszuhebeln, würde weniger Sicherheit für alle bedeuten. Apple-Chef Tim Cook will den Streit notfalls bis zum Obersten Gerichtshof der USA durchfechten. Der Streit verstärkt die Spannungen zwischen Silicon Valley und US-Regierung. Tech-Schwergewichte wie Google, Facebook oder Microsoft stellten sich auf die Seite von Apple. Sie fürchten, Sicherheitsbehörden könnten das iPhone von San Bernardino als Präzendenzfall nutzen, die Sicherheit ihrer Produkte einzuschränken. Die neuen Informationen über den Konflikt mit Whatsapp lassen darauf schließen, dass genau das der Fall ist.

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