USA:Drogenbehörde ermittelt mit gefälschtem Facebook-Profil

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Es sind ganz normale Facebook-Fotos: Mal liegt die Frau auf einer Motorhaube, mal hält sie zwei kleine Kinder im Arm. Das Problem? Sie hatte nie ein Profil für sich angelegt - die DEA schon.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Es sind die Bilder eines ziemlich gewöhnlichen Facebook-Lebens: Mal liegt die junge Frau in Hotpants auf der Motorhaube eines silbernen BMWs, auf einem anderen Foto hält sie zwei kleine Kinder in den Armen. Und Selfies, die Grundausstattung des Internet-Ichs, gibt es natürlich auch. Den Kopf leicht angewinkelt, lächelt Sondra Arquiett in die Kamera. Diese Frau - braune Haare, wohnhaft in New York, Mutter eines Sohnes - existiert zwar, doch ein Facebook-Profil hatte sie nie angelegt. Fast vier Jahre war das Profil online.

Als sie schließlich von ihrem zweiten Ich erfuhr, verklagte die 28-Jährige einen Agenten der US-amerikanischen Drogenbehörde Drug Enforcement Administration (DEA) wegen der Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte. Der Vorwurf: Timothy Sinnigen soll den gefälschten Account angelegt und mit Bildern und Informationen von Arquietts Mobiltelefon aufpoliert haben, um sie als Lockvogel zu benutzen.

Arquiett, die nun eine Entschädigung von 250 000 US-Dollar (umgerechnet etwa 200 000 Euro) fordert, war im Jahr 2010 mit einem Drogendealer liiert - und wegen des Besitzes von Kokain verhaftet worden. Sie hatte damals mit der Polizei kooperiert, wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt- und stellte der DEA ihr Mobiltelefon und die darauf gespeicherten Informationen zur Verfügung. Während sie auf ihr Urteil wartete, soll die DEA das Fake-Profil ins Netz gestellt haben, um mit anderen Verdächtigen des Drogenrings in Kontakt zu treten.

Facebook hat das Profil gelöscht

Laut Gerichtsunterlagen, über die das US-Internetportal Buzzfeed als Erstes berichtet hatte, soll das Justizministerium das Vorgehen im August folgendermaßen erklärt haben: Mit der Erlaubnis zur Durchsuchung des Mobiltelefons sei implizit auch die Erlaubnis zur Datennutzung für Ermittlungszwecke erteilt worden. Das Justizministerium hatte das Vorgehen des Drogenfahnders also zunächst verteidigt, einen Tag nach dem ersten Bericht wurde jedoch bekannt gegeben, dass man diese Ermittlungspraxis überprüfen wolle.

Seit vergangenem Dienstag liegt die Frau nicht mehr auf der Motorhaube, sie posiert auch nicht mehr mit ihrem Sohn und ihrer Nichte vor der Kamera, sie ist weg. Facebook hat das Profil verschwinden lassen. Fake-Accounts sind nach den Nutzungsrichtlinien des sozialen Netzwerks nicht zugelassen - so echt und alltäglich sie auch wirken mögen.

© SZ vom 09.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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