Warum gibt es so einen Dienst in den Vereinigten Staaten, aber nicht in Deutschland? Es liegt an der US-Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC). Sie hat im Jahr 1999 vorgeschrieben, dass fast alle Sendungen untertitelt sein müssen, akkurat und möglichst synchron: Das zielte natürlich nicht auf die Zweitverwertung durch Firmen wie Snapstream, sondern auf Menschen, die schlecht hören oder ganz taub sind. Selbst die Macher von Live-Sendungen stehen in der Pflicht, müssen live transkribieren.
Ausgenommen von dieser Regelung sind nur etwa Sendungen zwischen zwei und sechs Uhr morgens. Es bleibt viel transkribierter Stoff zum Durchsuchen, gerade in den USA mit ihren vielen Lokalsendern. Dieser Stoff ist Arbeitsgrundlage für Snapstream, wie Unternehmenschef Agrawal zugibt: "Diese Metadaten sind bei jeder Sendung vorhanden. Unser Dienst ist es, sie durchsuchbar zu machen."
In Deutschland sind Untertitel nicht vorgeschrieben
In Deutschland gibt es ebenfalls Untertitel - aber nicht verbindlich und auch deswegen wird Snapstream vorerst Deutschland nicht abdecken. Im Rundfunkstaatsvertrag heißt es unter dem Punkt "Allgemeine Grundsätze" bloß: "Die Veranstalter sollen über ihr bereits bestehendes Engagement hinaus im Rahmen ihrer technischen und finanziellen Möglichkeiten barrierefreie Angebote vermehrt aufnehmen."
Vor einigen Jahren war dieser Service bei ARD und ZDF schlecht ausgebaut, doch seit 2013 müssen auch Hörgeschädigte Rundfunkgebühren zahlen - auch als Konsequenz daraus wollen die beiden Öffentlich-Rechtlichen möglichst das gesamte Programm per Text abbilden. Bislang gelingt das allerdings erst im Sendezeitraum zwischen 16 und 22 Uhr; insgesamt transkribiert die ARD neun von zehn Sendestunden, das ZDF sieben von zehn Sendestunden.
Die privaten Sender hinken hinterher
Richtig großen Nachholbedarf haben die privaten Sender: Laut der Aktionsseite "100 Prozent Untertitelpflicht für alle" belegt Pro Sieben für das Jahr 2013 einen Spitzenplatz - bei einer Untertitelung von zehn Prozent. Die anderen Privaten und zumal die Lokalsender untertiteln also nicht mal jede zehnte Sendestunde.
Ursprünglich war Snapstream auf den Massenmarkt ausgerichtet, wollte eigentlich eine Art Online-Videorekorder für Serienfans und TV-Junkies bieten. "Wir wurden daraufhin von Unternehmen angefragt, unser Produkt auch für sie auszuliefern", sagt Agrawal. Aber erst als er dann zu Firmenkunden gegangen sei, um zu sehen, wie Snapstream tatsächlich genutzt wird, sei er auf die Idee gekommen, sich stärker auf die Suchfunktion zu konzentrieren. "Wir wollen es unseren Kunden ermöglichen, die Nadel im Heuhaufen zu finden", sagt Agrawal: Fernsehen sei ein vergängliches Medium. Wenn ein Fehler passiere, sei oft zu hören, dass sich dieser "versende", also untergehe.
Agarwal arbeitet dagegen an.