Urheberrecht und Datenpiraterie:Deutsche Kopier-Software in USA beliebt

Software zum Vervielfältigen von kopiergeschützten CDs kommt aus Taiwan, Frankreich oder Deutschland.

Michael Lang

(SZ vom 5.2.2002) - Microsoft, Oracle, Computer Associates und IBM - die USA beherrschen den Software-Markt. In einem Bereich müssen die Amerikaner allerdings auf ausländische Produkte zurückgreifen: Software zum Vervielfältigen von kopiergeschützten CDs kommt aus Taiwan ("CD Mate"), Frankreich ("Blindwrite") oder Deutschland ("CloneCD"). Die restriktive Gesetzgebung in den USA mit dem Digital Millennium Copyright Act mag das Fehlen eigener Programme erklären, "die Stärke der deutschen Kopierprogramme aber hat eine lange Tradition", sagt Oliver Kastl, der Entwickler von "CloneCD".

CloneCD

CloneCD: Fertig zum Entern der kopiergeschützten CD.

"Made in Germany" sind beispielsweise die Kopierprogramme "Make CD" und "Burn it" für den Commodore Amiga, sowie "VGA Copy" für das Betriebssystem MS-DOS und "cdrecord" für Linux. Besonders populär aber ist zurzeit "CloneCD". Selbst die asiatischen Hersteller von CD-Brennern orientieren sich mittlerweile an den Fähigkeiten des Programms, selbst wenn sie das offiziell nie zugeben würden.

Damit Kastl sein Programm überhaupt in den USA vertreiben darf, musste er zwei der wichtigsten Funktionen aus der US-Version verbannen: "Schwache Sektoren verstärken" - eine Maßnahme gegen den Kopierschutz "Safedisk2", sowie "CD-R Medien verstecken" - es gaukelt dem PC vor, dass die Original-CD und nicht die Kopie im Laufwerk liegt. Dessen ungeachtet ist "CloneCD" in den USA äußerst populär.

Auch das aus Deutschland stammende "Clony" wissen die Amerikaner zu schätzen. Dieses Programm erleichtert den Umgang mit "CloneCD", indem es den Kopierschutz einer eingelegten CD ermittelt und die Schalter in "CloneCD" entsprechend einstellt. Weil die neueste Version von "Clony" zunächst in deutscher Sprache erscheint, und dann erst ins Englische übersetzt wird, greifen ungeduldige Amerikaner zur Selbsthilfe. In den einschlägigen Internet-Foren tauchen dann Fragen auf wie etwa "Wer kann mir beim Übersetzen von Clony XXL helfen?"

Ebenfalls ein Renner in Amerika ist das in Deutschland führende Brennprogramm "Nero Burning Rom" von Ahead, einer Software-Schmiede bei Karlsruhe. Ähnlich wie in Deutschland liegt es auch dort vielen CD-Brennern bereits beim Kauf bei. In den USA tritt "Nero" gegen den Marktführer "Easy CD Creator" von Roxio an. Dieser Hersteller wollte vor Jahren das lästige Konkurrenzprogramm "WinOnCD" aus Aachen loswerden, indem er es einfach kaufte. Aber die deutschen Kunden haben nicht mitgespielt, weshalb Roxio in Deutschland nun beide Programme vertreibt. "Ich wünschte, es gäbe eine echte englische Version", oder "Ich würde es öfter benutzen, wenn es auf Englisch wäre", klagen manche Amerikaner.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: