Umfrage in den USA:US-Bürger misstrauen Regierung beim Umgang mit Daten

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Auf der Straße erkannt werden? Für viele Amerikaner kein Problem. Aber im Internet werden sie sehr ungern beobachtet. (Foto: REUTERs)
  • Viele US-Bürger glauben nicht, dass Behörden mit ihren Kommunikationsdaten verantwortungsvoll umgehen. Das zeige eine aktuelle Umfrage.
  • Sie gehen oft zwar ohne besondere Vorkehrungen online, sorgen sich dennochum ihre Privatphäre.
  • Eine Mehrheit ist gegen die digitale Überwachungsmaßnahmen im derzeitigen Umfang. Sie wünschen sich mehr Anonymität, wenn sie im Netz unterwegs sind.
  • 60 Prozent wünschen, dass der Patriot Act, auf den sich der US-Geheimdienst NSA beruft, abgeändert wird.

Umfrage zu Überwachung: Tiefe Unzufriedenheit in den USA

Als der US-Comedian John Oliver kürzlich Passanten auf dem Times Square in New York fragte, wer Edward Snowden sei, konnten viele mit dem Namen des Whistleblowers nichts anfangen. Bewegen die Tätigkeiten im Netz von NSA und Internetkonzernen die US-Bürger überhaupt? Zwei aktuelle Umfragen des angesehenen Pew-Instituts zeigen: ja, und zwar sehr.

NSA-Abhörskandal
:Haben die ein Bild von meinem Penis?

In den USA hält sich die Empörung über den NSA-Abhörskandal in Grenzen. Der TV-Comedian John Oliver hat einen Plan, wie er das ändern will. Er trifft den Whistleblower Edward Snowden in Moskau und konfrontiert ihn mit ungewohnten Fragen.

Von Christoph Meyer

93 Prozent der befragten Amerikaner legen Wert darauf, dass bei alltäglichen Aktivitäten und im gesellschaftlichen Umgang ihre Privatsphäre gewahrt ist, berichten die Meinungsforscher. 90 Prozent möchten darüber bestimmen, welche Daten über sie gesammelt werden ( hier die detaillierten Ergebnisse der Erhebung). Die Aktivitäten des US-Geheimdienstes NSA laufen diesem Wunsch entgegen.

Zweifel an Nutzen für die Terrorbekämpfung

65 Prozent sind der Meinung, dass die Regierung zu viel Freiraum habe, die Kommunikationsdaten der Bürger zu sammeln - selbst wenn es der Terrorbekämpfung dienen soll. Die Mehrheit der Befragten gab an, dass viele datensammelnde Stellen ihre persönlichen Daten nur begrenzte Zeit speichern sollten. 58 Prozent glauben nicht, dass die Daten bei Behörden verantwortungsvoll behandelt werden.

Besonders interessant daran: Nur eine kleine Anzahl der Amerikaner habe ihre Netznutzung grundlegend geändert, um dem Tracking zu entgehen. 59 Prozent der Nutzer löschten zwar ihren Browserverlauf, größere Mühen (wie etwa auf Proxy-Server oder Verschlüsselung zu setzen) seien deutlich seltener. Insgesamt hätten US-Bürger wenig Vertrauen, dass Informationen nicht zu ihrem Schaden genutzt werden, hieß es - auch das Misstrauen in Online-Dienste ist groß. Untätigkeit bedeutet also nicht unbedingt Desinteresse für Datenschutz-Fragen.

Politisches Bewusstein für Datenschutzfragen wächst

Eine andere aktuelle Umfrage der US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) ( hier als Pdf) deutet an, dass den Wählern bewusst ist, wo man ansetzen könnte, um das Unbehagen zu mildern: 60 Prozent der 1001 Befragten befürworteten parteiübergreifend eine Änderung des Patriot Act, welcher der NSA die Spionage erlaubt. Über die Verlängerung des Gesetzes soll in wenigen Tagen im Kongress abgestimmt werden.

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