Süddeutsche Zeitung

Twitter-Chef Dick Costolo:"Wir versagen im Umgang mit Beleidigungen und Trollen"

  • Twitter-Chef Dick Costolo will Rassisten und Sexisten keinen Raum mehr auf der Plattform geben.
  • In einer internen Mitteilung übernimmt er persönlich Verantwortung dafür, dass Trolle bislang nicht effektiv genug bekämpft wurden.
  • Zugleich wird ein Abkommen mit Google öffentlich: Schon bald könnten Tweets in Echtzeit in der Google-Suche angezeigt werden.

Twitter will härter gegen Trolle vorgehen

Twitter-Chef Dick Costolo hat zugegeben, dass die Plattform ein massives Problem mit Beleidigungen, Belästigungen und Drohungen hat. In einer internen Mitteilung, aus dem das Online-Magazin The Verge zitiert, schreibt Costolo, dass er sich dafür schäme, dass Twitter seit Jahren keine Lösung dafür gefunden habe, wie insbesondere Frauen besser geschützt werden können. Twitter werde "Tag und Nacht daran arbeiten", Trolle konsequenter zu bekämpfen. "Troll" ist ein Ausdruck für Nutzer von sozialen Netzwerken und anderen Online-Plattform, die andere Menschen bewusst beschimpfen oder provozieren.

Ab sofort null Toleranz gegenüber Sexismus und Rassismus

Ein Twitter-Mitarbeiter hatte am Montag in einem internen Forum kritisiert, dass sexistische und rassistische Beleidigungen zu häufig toleriert würden. Noch am selben Tag antwortete Costolo und gestand ein, das sei nicht nur ein ethisches, sondern auch ein wirtschaftliches Problem. Twitter stoße dadurch seine treuesten Nutzer vor den Kopf, die sich daraufhin von der Plattform zurückzögen.

Es sei eine Schande, dass Twitter unter seiner Führung nicht schärfer gegen Belästigungen vorgegangen sei; für dieses Versäumnis gebe es keine Entschuldigung. Am Dienstag meldete er sich erneut zu Wort und machte deutlich, dass er "PERSÖNLICH Verantwortung" übernehme: "Es ist ganz alleine meine Schuld."

Härtere Maßnahmen werden bereits seit Monaten gefordert

Mit diesem Eingeständnis reagiert Costolo auf die seit Monaten andauernden Forderungen, Twitter müsse endlich technische Möglichkeiten zur Verfügung stellen, um effektiver gegen Belästigungen vorzugehen. Immer wieder verbreiten User rassistische, sexistische oder antisemitische Inhalte, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.

Im August hatte Zelda Williams, die Tochter von Robin Williams, ihren Account deaktiviert, weil sie nach dem Suizid ihres Vaters brutal angegangen worden war. Ende Januar veröffentlichte die Feministin Anita Sarkeesian eine lange Liste mit beleidigenden und bedrohenden Tweets, denen sie in nur einer Woche ausgesetzt war.

Twitter präsentiert Quartalszahlen - und einen Deal mit Google

Am Donnerstag stellt Twitter seine Geschäftszahlen für das zurückliegende Quartal vor. Dick Costolo wird dabei unter anderem ein Abkommen mit Google bekannt geben, über das Bloomberg bereits vorab berichtete. Twitter gibt Google direkten Zugriff auf sein Archiv, sodass die Google-Suche bald Tweets in Echtzeit anzeigen wird. Analysten erwarten, dass sich das Wachstum von Twitters Nutzerzahlen weiter verlangsamen wird, rechnen jedoch gleichzeitig mit Einnahmen von etwa 450 Millionen Dollar, ein Plus von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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