Tipps zum Weihnachtseinkauf:Wenn das Fernsehbild lügt

Blasse Bilder, langsame Rechner: Viele elektronische Geräte entpuppen sich unter dem Weihnachtsbaum als Flop. Ein Experte der Stiftung Warentest gibt Tipps, wie Sie Fehlkäufe vermeiden.

Johannes Kuhn

Einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom zufolge möchte jeder dritte Bundesbürger zu Weihnachten Elektronikprodukte anschaffen oder verschenken. Peter Knaak von der Stiftung Warentest erklärt, was beim Kauf beachtet werden sollte.

Tipps zum Weihnachtseinkauf: Das Bild von Vorführmodellen sagt noch nichts über die Qualität eines Fernsehgeräts aus

Das Bild von Vorführmodellen sagt noch nichts über die Qualität eines Fernsehgeräts aus

(Foto: Foto: dpa)

sueddeutsche.de: Was muss ich beachten, wenn ich mich auf der Suche nach elektronischen Geschenken in den Weihnachtstrubel stürze?

Peter Knaak: Ich rate dringend von Spontankäufen ab. Ich möchte das an einem Beispiel illustrieren: Wenn Sie in die Fernsehabteilung eines Elektronikmarktes kommen, sehen Sie Wände voller Fernsehgeräte. Das beste Bild haben oft die Modelle, die verkauft werden müssen, weil der Händler Provisionen erhält oder er das Lager bis Ende des Jahres leer machen muss. Da werden dann schlechte Signale in eigentlich gute Fernseher gespeist oder schlechte Fernseher mit den passenden Bildern aufgemotzt: So ein buntes Tulpenfeld ist zwar schön, doch viele Geräte haben ihre Schwachstellen im dunklen Bereich.

sueddeutsche.de: Wie gehe ich vor, wenn ich das richtige Technikgeschenk suche?

Knaak: Es gibt drei Strategien, die man gemeinsam anwenden sollte. Nummer eins: Hören Sie sich im Freundes- und Bekanntenkreis um, lassen Sie sich deren Erfahrungen mit entsprechenden Geräten schildern. Fragen Sie ruhig einmal, ob Sie das Handy testen dürfen, auf das Sie ein Auge geworfen haben. Gerade vor Weihnachten ist das zu empfehlen, wenn man viel Geld ausgeben möchte. Strategie Nummer zwei: Lesen Sie Testberichte, nicht nur Stiftung Warentest, sondern zwei, drei verschiedene Quellen. Wenn sich die Ergebnisse unterscheiden, gucken Sie, worauf die Tester Wert gelegt haben und vergleichen Sie das mit Ihren eigenen Nutzervorlieben. Strategie drei: Im Internet gibt es unzählige Verbraucherportale, werfen Sie auch da einen Blick drauf. Allerdings einen kritischen, denn nicht wenige solcher Seiten werden auch von fleißigen Pressestellen und Marketingabteilungen gefüttert. Doch positive Ausreißer in einem negativen Gesamtbild fallen auf.

Was Sie bei Digitalkameras und Handys beachten müssen

sueddeutsche.de: Ein sehr beliebtes Geschenk sind Digitalkameras. Was hat sich hier im Jahr 2009 geändert?

Tipps zum Weihnachtseinkauf: Digitalkameras ersetzen oft fehlendes Licht durch Störsignale

Digitalkameras ersetzen oft fehlendes Licht durch Störsignale

(Foto: Foto: AP)

Knaak: Zum Glück ist der Pixelwettlauf zu Ende, denn das hat zum Teil zu schlechteren statt besseren Bildern geführt. Mehr Pixelpunkte bedeuten, dass weniger Licht eingefangen wird, was sich wiederum negativ bemerkbar macht, wenn Fotos nicht mehr in der Sonne, sondern in der Dämmerung geknipst werden. Dann wird fehlendes Licht durch Störsignale ersetzt. Da helfen auch die vielen Motivprogramme nicht, die Sie in Kameras finden, im Gegenteil: Gute Kameras entscheiden innerhalb eines Wimpernschlags automatisch, welches Programm sie wählen. Das ist aber eine Frage der Rechenleistung und damit des Preises.

sueddeutsche.de: Können Handykameras inzwischen reguläre Digitalkameras ersetzen?

Knaak: Handykameras sind weiterhin für einen Schnappschuss auf einer Party gut, aber selbst mit Autofokus sind sie keine Alternative zu einer herkömmlichen Kamera. Weil die Sensoren so klein sind, muss ein Bild bei strahlendem Sonnenschein geknipst werden, damit es qualitativ mithalten kann.

sueddeutsche.de: Lohnen sich Smartphones dann aus anderen Gründen?

Knaak: Auf dem Markt für diese Geräte ist die meiste Bewegung drin, weil die Menschen ihren Lebensstil langsam auf mobile Geräte einstellen. Aber kein Gerät ist unumstritten, selbst das iPhone nicht, weil sich der Akku nicht wechseln lässt. Multimedia-Handys mit dem Windows-Betriebssystem verlangen wiederum eine unglaubliche Rechenleistung. Weitere Probleme sind die kurzen Akkulaufzeiten, bei einigen anderen Geräten ändert sich die Benutzerführung, wenn man tiefer in der Menüebene ist. Das ist fatal. Die Hersteller arbeiten aber alle an Verbesserungen, deshalb werden wir im Frühjahr eine ganz andere Situation haben. Mein Rat lautet deshalb: Abwarten.

Tipps zu Flachbildfernsehern und Computern

Tipps zum Weihnachtseinkauf: Notebooks liegen weiter im Trend

Notebooks liegen weiter im Trend

(Foto: Foto: Reuters)

sueddeutsche.de: Derzeit sind LED-Flachbildfernseher in aller Munde. Was steckt dahinter?

Knaak: Gerade Unternehmen wie Samsung suggerieren in ihrer Werbung, dass es sich um eine komplett neue Technik handelt. Dabei sind LED-Fernseher LCD-Geräte mit Hintergrundbeleuchtung. Hier sollte man darauf achten, wie die Leuchtdioden verteilt sind: Sind sie nur an den Ecken angebracht, entfällt der große Vorteil, dass dunkle Bildausschnitte direkt von hinten nachbeleuchtet werden können. Fernseher mit Leuchtpunkten hinter dem kompletten Bildschirm bieten ein deutlich kontrastreicheres Bild.

sueddeutsche.de: Was sind die Trends bei Computern?

Knaak: Bei stationären Rechnern hat sich wenig geändert: Mehrkernprozessoren haben sich ebenso wenig durchgesetzt wie 64-Bit-Systeme, weil einfach die Software noch fehlt. Der Trend geht hin zu All-in-One-PCs, also dicken Monitoren mit Rechnern drin. Das kann aber die Tendenz zum Notebook nicht stoppen.

sueddeutsche.de: Was ist beim Kauf von Notebooks zu beachten?

Knaak: Die Lautstärke der Lüftung ist eine wichtige Frage, aber auch die nach dem Display: Gerade bei den Business-Notebooks gibt es inzwischen viele Modelle mit matten Displays, dazu kann ich nur raten. Hochglanz-Monitore sind wie Kosmetikspiegel - da sehen Sie bei fast allen Lichtverhältnissen praktisch nur sich selbst vor dem Rechner sitzen, weil das Licht so stark reflektiert wird. Der Witz: Die Industrie spart sich die Entspiegelung von Monitoren, die für ein 15-Zoll-Display etwa 15 Dollar kostet, und preist dies als Vorteil an, als brillanten oder glänzenden Bildschirm. Dabei sinkt mit steigender Reflektion der Kontrast. Das bedeutet wiederum, das Gehirn braucht länger, um die Zeichen zu entschlüsseln, wir werden beim Lesen müde, bekommen Kopfschmerzen und Augenbrennen.

sueddeutsche.de: Sind Netbooks eine Alternative?

Knaak: Den Erfinder der Netbooks sollte man schon alleine deshalb auf einen Sockel stellen, weil die Geräte endlich den längst fälligen Preisrutsch bei tragbaren Computern ausgelöst haben. Für mobile Zeitgenossen sind das feine Geräte, weil sie leicht sind, wenig Platz brauchen und der Akku lange hält. Bei den ganz billigen Netbooks wird allerdings manchmal an der Batterielaufzeit gespart, darauf sollte man ebenso achten wie auf die Rechenleistung, die auch in diesem Segment steigt. Allerdings sind solche Geräte nichts für Sie, wenn Sie rechenaufwendige Aufgaben wie das Bearbeiten von Bildern erledigen möchten.

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