Tipps zum TV-Kauf:Wie hoch sollten Auflösung und Bildwiederholfrequenz sein?

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Full-HD oder HD ready: Je größer die Bildschirmdiagonale ist, desto größer sollte auch die Auflösung des Fernsehers sein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Full-HD oder nur HD-Ready? Reichen 100 Hertz oder sollten es mindestens 200 sein? Die Fernseh-Hersteller überfordern Kunden in ihren Produktbeschreibungen mit Zahlen und Fachausdrücken. Doch was bedeuten diese Werte eigentlich in der Praxis?

Von Matthias Huber

Welche Auflösung braucht der Fernseher: Full-HD oder HD ready?

Das hängt davon ab, wie groß er ist. Bis zu einer Bilddiagonale von 26 Zoll (66cm) sind die 720 Zeilen der HD-Ready-Auflösung ab einem Sichtabstand von 1,50 Meter in jedem Fall ausreichend. Doch Vorsicht: Dies gilt nur, wenn sie den TV nicht auch gleichzeitig als Computermonitor verwenden! Ist das der Fall, ist die Full-HD-Auflösung bereits ab 22 Zoll (56cm) unverzichtbar und selbst für noch kleinere Bildschirme ratsam. Auch wenn der TV eine Nummer größer ist, also 32 Zoll (82cm), ist der Unterschied zur Full-HD-Auflösung kaum erkennbar. Ab 37 Zoll und aufwärts aber sollten Sie zu einem Gerät mit 1080 Bildzeilen - erkennbar am Full-HD-Siegel - greifen, um sich am großen Bildschirm nicht über grobe Pixel ärgern zu müssen. Allerdings gibt es in dieser Größe ohnehin kaum noch Geräte, von wenigen Plasma-Einstiegsmodellen abgesehen, die lediglich 720 Bildzeilen anzeigen.

Die Hersteller werben außerdem mit der Bildwiederholfrequenz. Das sind mal 100, mal 200 und manchmal sogar 600 Hertz. Was bedeutet das?

Kurz gesagt: So viele Bilder zeigt Ihnen Ihr Fernseher pro Sekunde. Nur gibt es keine Zuspielquelle - sei es Fernsehsignal, Spielkonsole oder Bluray -, die tatsächlich 100, 200 oder gar 600 Bilder pro Sekunde an den Fernseher liefert. Also sind die Prozessoren im Fernseher gefragt, aus den vorhandenen Bildern Zwischenbilder zu berechnen, um flüssige und gleichmäßige Bewegungsabläufe anzuzeigen. Je mehr Zwischenbilder der Fernseher also anzeigt, desto besser.

Dieses Verfahren hat aber auch Nachteile: Um Rechenleistung zu sparen, werden diejenigen Bestandteile, die sich zwischen zwei aufeinanderfolgenden Bildern der Quelle nicht oder kaum verändern, vernachlässigt. Dadurch wirken unbewegliche Bildhintergründe oft unnatürlich statisch und steril und erinnern manchmal an billig produzierte TV-Seifenopern. Dieser sogenannte "Soap-Effekt" lässt sich aber bei den meisten Geräten durch entsprechende Bildeinstellungen minimieren - wenn auch auf Kosten der Qualität dieser vom Fernseher berechneten Zwischenbilder.

Außerdem beschönigen manche Hersteller die Hertz-Zahl. So wird von einigen Modellen mit 200 Hertz einfach an Stelle jedes zweiten Bildes ein schwarzer Schirm gezeigt oder die Hintergrundbeleuchtung gelöscht, anstatt ein Zwischenbild zu berechnen. Dies kann den "Soap-Effekt" verringern und ein natürlicheres Bewegtbild erzeugen, manche Nutzer stören sich aber an der etwas geringeren Schärfe. Die 600 Hertz mancher Plasma-TVs ergeben sich aus einem Verfahren, das pro Bild (bei 50 Hertz) bis zu zwölf Teilbilder generiert. Echte 600 Bilder pro Sekunde zeigt also auch ein solcher Fernseher nicht an.

Leider ist aus den Produktbeschreibungen in der Regel nicht die echte Bildwiederholfrequenz herauszulesen. Stattdessen verschleiern die Hersteller mit Fantasiebegriffen wie "CMR" beziehungsweise "Clear Motion Rate" (Samsung) oder "Motionflow XR" (Sony), deren hohe Werte sich aus solchen Rechentricks ergeben können, die tatsächlichen Eigenschaften des Bildschirms. Um herauszufinden, wie gut ein Display Bewegungsunschärfen vermeidet, ist der Käufer auf Testberichte angewiesen - und den subjektiven Eindruck beim Probeschauen im Fachgeschäft.

Kinofilme haben doch nur 24 Bilder pro Sekunde, und da nimmt man auch kein Ruckeln wahr. Sind so hohe Werte denn wirklich nötig?

Auch im Kino erhält der Zuschauer längst nicht mehr nur 24 Bilder pro Sekunde. Tatsächlich wird je nach Projektor jedes der 24 verschiedenen Einzelbilder zwei oder drei Mal hintereinander gezeigt und dazwischen kurz mit einer Blende abgedunkelt. Erst dieses künstliche Flimmern lässt den Eindruck einer natürlichen Bewegung entstehen. Das Flimmern eines Röhrenfernsehers war zu diesem Zweck also tatsächlich hilfreich. Ein LCD-Bildschirm aber flimmert nicht, sondern hält sein Bild für dessen gesamte Anzeigedauer. Daher sind hier selbst die bei Röhren üblichen 50 Hertz höchstens zufriedenstellend. Bei den höheren Hertz-Werten fallen die Unterschiede nicht mehr so deutlich aus: Ob Sie ein LCD-Gerät mit 100 oder 200 Hertz haben, macht sich nur sehr subtil bemerkbar.

Nur, wenn Sie auf die 3D-Funktion Wert legen, sind 100 Hertz wirklich knapp. Die meisten 3D-Fernseher setzen auf die Shutter-Technik. Dabei werden die beiden für die 3D-Darstellung nötigen Bilder abwechselnd angezeigt. Die in den Gläsern der 3D-Brille enthaltenen Flüssigkristalle werden synchron im Takt des Fernsehbildes abwechselnd für das linke und das rechte Auge undurchsichtig geschaltet. Somit bleiben bei 100 Hertz pro Auge nur noch 50 Bilder pro Sekunde übrig.

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