Tickets auf Umwegen:Ebay verdient am Zweithandel kräftig mit

Konzerte, Fußballkarten, Bahntickets und vieles mehr, bei Ebay blüht der Zweithandel. Die Leidtragenden sind nicht nur die Kunden, sondern auch die Unternehmen

Als am 19.05.05 der Discounter Lidl günstige Bahntickets anbot, waren diese binnen weniger Minuten ausverkauft. Doch nicht jeder stand beim Discounter an, um selbst günstig Bahn zu fahren. Fast alle haben gleich fünf Stück gekauft, berichtet eine Lidl-Angestellte aus München das sei in dieser Filiale die Höchstmenge pro Kunde gewesen. Für manche Kunden ist es wohl einfach ein Happening gewesen so berichten einige Anwender in ihren Weblogs mit Fotos über die Aktion für andere stand wohl das Geld verdienen im Vordergrund.

In Kooperation mit  PC-Welt

Bereits seit gestern finden sich im Auktionshaus Ebay hunderte von Angeboten, in denen die Tickets oder gar nur der Anstehservice für heute morgen angeboten werden. Dabei hatte die Bahn selbst festgelegt, dass die Karten nur personengebunden gekauft werden dürfen und ein Weiterverkauf nicht erlaubt ist. Gleichzeitig hatten sie Ebay bereits gestern um Unterstützung gebeten. Ja, die Bahn ist an uns herangetreten, bestätigt Pressesprecherin Maike Fuest. Wir haben uns dafür entschieden, den Handel nicht zu unterbinden, weil er nicht gegen geltendes Recht verstößt.

Verständlicherweise hat Ebay wenig Interesse daran, die Auktionen zu unterbinden und den Schacher zu verhindern. Schließlich verdient man am Weiterverkauf der Tickets nicht nur kräftig mit, sondern bleibt auch im Gespräch. Mindestens rund 650 der Lidl-Tickets finden sich am Donnerstag mittag bei Ebay Tendenz noch immer steigend. Doch noch ein anderer Gesichtspunkt kommt dazu: Wir wollen unseren Nutzern den Handel mit nahezu allen Dingen ermöglichen, die im Rahmen der in Deutschland geltenden Gesetze handelbar sind, so Fuest. Ausnahmen machen wir nur, wenn ethische Wertvorstellungen verletzt werden, etwa bei lebenden Tieren.

Auch die Bahn, die jetzt mit erhobenem Zeigefinger dasteht und die Kunden darauf hinweist, der Verkauf sei verboten, hat nicht sonderlich viel getan, um den Schacher zu verhindern. So schreibt ein Teilnehmer im Forum von Discountfan.de: Da Du deinen Namen erst nach dem Kauf und kurz vor Antritt der Reise auf die Karten schreiben musst, ist es ohne Weiteres möglich, die Karten auch weiter zu verkaufen. Diesen Umstand führt übrigens auch Ebay in der Begründung an, warum die Auktionen nicht unterbunden werden.

Das ist nicht das erste Mal, dass Ebay einen Zweitmarkt außerhalb der Geschäfte nicht nur wissentlich duldet, sondern regelrecht bedient. So waren in den vergangenen Wochen Tickets für große Open-air-Konzerte von U2 bis Bruce Springsteen und für viele Fußballspiele innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Zumindest auf regulärem Weg über Konzertkassen und die Internet-Plattformen der Veranstalter bekam man keine Karte. Doch schon am gleichen Tag fanden sich die Tickets in großen Mengen bei Ebay wieder. Das Pikante: Ebay selbst machte mit den Schwarzmarkt-Karten sogar Werbung auf der eigenen Site und bei anderen Portalen.

Für die Künstler ist das ein Problem. Einerseits sind wir zwar froh, dass wir die Tickets umgehend unter die Leute gebracht haben das verringert das finanzielle Risiko. Aber andererseits ist es natürlich auch ärgerlich, wenn wir versuchen, eng zu kalkulieren, um die Kartenpreise niedrig zu halten und die Fans dann trotzdem horrende Summen zahlen müssen, berichtet ein Mitarbeiter eines Konzertveranstalters, der ungenannt bleiben will.

So finden sich bei Ebay tatsächlich einige Anbieter mit vierstelligen Bewertungszahlen, die nahezu ausschließlich mit Eintrittskarten und Tickets handeln ihre Verkäufe aber dennoch als Privatverkauf ohne Rückgaberecht kennzeichnen. Wenn mal jemand eine Karte verkauft, die er zu viel hat, ist das für uns okay, so der Mitarbeiter des Konzertveranstalters, wenn das aber systematisch gemacht wird, bringt uns das schon auf die Palme.

Doch es geht noch weiter. Auch gegen den Verkauf der WM-Tickets, die ja eigentlich personengebunden verlost werden und nur schwer auf einen anderen Käufer übertragen werden können, will Ebay nicht vorgehen. Auch hier gelte, dass der Verkauf zwar laut der AGBs der Fifa nicht erlaubt sei, nach deutschem Recht dagegen aber nichts einzuwenden sei. Neben den Tickets dürfen auch die Bezugsrechte gehandelt werden. Für Ebay bedeutet diese liberale Entscheidung im Sinne des Marktes eine hervorragende Einnahmequelle, für die Fans ein weiteres Ansteigen der ohnehin schon hohen Ticketpreise.

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