Tablet "Surface":Microsoft erschafft die Windows-Welt

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Microsoft will mit seinen neuen Tablets Apples Vormachtstellung auf dem heiß umkämpften Markt der Flachcomputer angreifen. Kann das "Surface" genannte Gerät gegen das iPad bestehen?

Mirjam Hauck

"Der Surface ist ein PC. Der Surface ist ein Tablet. Und der Surface ist etwas ganz Neues", verkündete Microsoft-Chef Steve Ballmer bei der Präsentation des neuen Gerätes. Sind die Microsoft-Tablets, die in etwa so groß wie ein iPad sind, tatsächlich der Wendepunkt für Microsoft? Üblicherweise verkauft der Konzern nur sein Windows-Betriebssystem, die Computer dazu bauen dann PC-Hersteller wie Hewlett-Packard oder Dell.

Mit eigener Hardware haben die Redmonder bislang eher schlechte Erfahrungen gemacht. Das Handy namens Kin war 2010 nur zwei Monate auf dem Markt, der MP3-Player Zune hatte keine Chance gegen Apples iPod. Auch ein Gerät namens Surface und Tablet-PCs hatte und hat Microsoft im Portfolio. Unter Surface firmiert ein Multimedia-Tisch mit Touchscreen-Oberfläche, den außer ein paar Casinos in Las Vegas bislang kaum jemand haben wollte.

Vor zehn Jahren brachte Microsoft schon einmal Tablet-PCs auf den Markt sowie tragbare Displays für Desktop-Rechner. Bei 3000 Dollar das Stück und 900 Dollar pro Display entschieden sich die Kunden damals lieber für ein ganz normales Laptop. Zumal die Geräte zu schwer waren, die Batterien zu schnell aufgaben und die Bedienung zu unhandlich war.

Belächeltes iPad

Erst Apple gelang es mit dem von Ballmer anfangs belächelten iPad, den totgeglaubten Markt zu beleben. Nun will Microsoft mit seinem neuen Gerät an dieser Stelle wieder angreifen.

Das Geschäft mit den Tablets boomt. Nach neuesten Zahlen des Marktforschungsunternehmens IDC sollen bis Ende 2012 weltweit 107,4 Millionen Geräte verkauft werden. Davon profitiert Apple bislang deutlich stärker als die Hersteller von Android-Geräten. Der Marktanteil soll von 38,7 Prozent auf 36,7 Prozent schrumpfen, während Apple von 58,2 auf 62,5 Prozent zulegen wird. Hier sieht Microsoft wohl seine Chance, zumal mit Windows 8 ja bereits das eigene tablettaugliche Betriebssystem in den Startlöchern steht. Das bestätigen auch die Marktforscher von AMD. Sie rechnen damit, dass Windows 8 im Tablet-Bereich innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen wird.

So wie Apple mit iPad und iPhone, dem Betriebssystem iOS, der iCloud und Apple-TV eine eigene Welt geschaffen hat, die der Nutzer nicht mehr verlassen muss, will Microsoft mit dem neuen Tablet auch zum Hersteller von Produkten für alle Lebensbereiche werden. Mit dem neuen Tablet, Windows 8, dem Windows Phone und der Next Generation Xbox gibt es nun auch eine moderne Windows-Welt.

Hardware-Flops
:Warum Microsoft nicht Microhard ist

Kennen Sie noch Mira, Kin und Zune? Nicht? Macht nichts. Microsofts Versuche, eigene Hardwareprodukte auf den Markt zu bringen, sind meist grandios gescheitert. Pleiten, Pech und Pannen eines Unternehmens, das seiner Zeit manchmal voraus war und mit "Surface" jetzt die Trendwende schaffen will.

Die Ausstattung der Surface-Tablets kann mit dem iPad der dritten Generation mithalten. Sie sind in etwa so groß wie ein iPad, haben aber einen etwas breiteren 16:9-Bildschirm mit einer Diagonale von 10,6 Zoll (26,9 cm) sowie einen USB-Anschluss und einen Einschub für MicroSD-Speicherkarten.

Microsoft greift Apple mit eigenen Tablet-Computern an. (Foto: dpa)

Auffälligste Besonderheiten sind der eingebaute Ständer und der abnehmbare Bildschirmschutz, der über eine vollwertige Tastatur samt Touchpad verfügt. Die Variante Type Cover hat klassische Klick-Tasten, das Modell Touch Cover ist etwas dünner durch eine berührungsempfindliche Oberfläche. Tastatur-Cover gibt es auch für das iPad, aber Apple überlässt dieses Geschäft den Zubehör-Anbietern.

Wettbewerbsfähiger Preis

Es gibt zwei Surface-Typen: Das leistungsstärkere und dickere Gerät läuft mit dem für PC-Prozessoren entwickelten Betriebssystem Windows 8, der dünnere und leichtere Bruder mit dem für mobile ARM-Prozessoren optimierten Ableger Windows RT. Beide Geräte bekommen Microsofts Office-Bürosoftware.

Zum Preis der neuen Geräte hat Microsoft noch nichts mitgeteilt, es hieß lediglich, er solle im Bereich vergleichbarer Geräte liegen. Zwischen 599 und 899 Dollar könnten die Tablets kosten. Apples einfachstes iPad der dritten Generation kostet derzeit 499 Dollar, das teuerste 829 Dollar. Mit diesen Preisen ist Microsoft durchaus wettbewerbsfähig.

Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass sich Surface dieses Mal in nicht in die Reihe der Microsoft-Flops einreihen lässt. Letztlich müssen das aber die Käufer entscheiden. Wann die Tablets im Handel sein werden, hat Steve Ballmer noch nicht mitgeteilt.

Mit Material von dpa

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