Tablet-Computer:Die iPad-Gegner formieren sich

Hewlett-Packard präsentiert als Antwort auf Apples iPad bald das Modell "Slate" - nun doch mit dem Betriebssystem von Microsoft. Auch andere Konzerne stehen bereit.

Varinia Bernau

Diese Botschaft dürfte bei Microsoft für einige Erleichterung sorgen: Der Softwarekonzern wird auch auf dem neuesten Tabletcomputer namens Slate - eine Antwort auf das iPad von Apple - zum Zuge kommen, den der weltweit größte IT-Konzern Hewlett-Packard (HP) für diesen Herbst angekündigt hat.

Steve Ballmer

Auf der Consumer Electronics Show präsentierte Steve Ballmer bereits Anfang des Jahres ein HP-Tablet mit Microsoft-Betriebssystem.

(Foto: ag.ap)

Damit wird keine eigene Software angeboten. "Wir wollen unsere Anstrengungen zunächst auf die Smartphones konzentrieren und diese verbessern", sagte Todd Bradley, Chef der PC-Sparte von HP, der Süddeutschen Zeitung. Slate heißt eigentlich Schiefertafel.

HP hatte sich die Übernahme von Palm im April 1,2 Milliarden Dollar kosten lassen. Am 25. Juni müssen die Gesellschafter von Palm das Geschäft noch absegnen. Analysten hatten vermutet, dass HPs Interesse nicht nur Palms internetfähigen Mobiltelefonen, sondern vor allem dem dafür entwickelten Betriebssystem galt. Das nämlich hat viel Lob erhalten - und könnte auch dem Slate zu einem Siegeszug verhelfen.

Strategische Partnerschaft wackelte

Microsoft-Chef Steve Ballmer hatte diesen Tabletcomputer, der so groß wie eine Zeitung und ohne Tastatur daher kommt, zu Jahresbeginn als die Wunderwaffe gegen Apples iPad gepriesen. HP sollte das Gerät, Microsoft das Betriebssystem stellen.

Als sich der Computerhersteller im April mit Palm auch ein eigenes Betriebssystem holte, stand diese strategische Partnerschaft plötzlich zur Disposition. Nun sind die Zweifel zerstreut. Vorerst zumindest.

Nach den Smartphones dürfte das Tablet das nächste Endgerät sein, an dem sich zeigt, welche IT-Unternehmen die Nase vorn haben in einer Welt, die immer stärker auf Digitalisierung und Vernetzung setzt.

Wie die Konkurrenz Apple einholen möchte

Ein über das Internet laufendes Betriebssystem, wie es sich HP mit der Palm-Übernahme gekauft und damit zu Google und Apple aufgeschlossen hat, ist aus zweierlei Gründen von Bedeutung: Es ist schlank genug, damit die Akkus der mobilen Geräte lange halten und ein Klick schnelle Wirkung zeigt.

Und: Je weiter ein Konzern sein Betriebssystem auf den mobilen Geräten verbreiten kann, desto mehr Kunden wird er an sich binden können. Wer bereits Nachrichten oder Bilder in seinem Google-Mailfach abgelegt hat, wird auch ein Smartphone wählen, auf dem Googles Betriebssystem Android läuft - und damit den Zugriff auf die Daten erleichtert.

Mobilfunkanbieter wie Motorola und Samsung haben kürzlich Kooperationen mit Google ausgeschlagen - und so gezeigt, wie schwer sich selbst ein großer Internetkonzern im Hardwaregeschäft tun kann.

Genau darin liegt die Chance von Hewlett-Packard: Weltweit kommt jeder fünfte Computer von dem US-Konzern. Solch ein Massenhersteller mit eigenem Betriebssystem kann selbst für Apple ein harter Konkurrent werden.

Auch der Blackberry-Hersteller mischt mit

Gelassen gibt sich HP-Computer-Chef Todd Bradley mit Blick auf den Vorsprung, den Apple mit seinem iPad hat: "Dies ist nur das erste Kapitel in der Geschichte mobiler Geräte." Der Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) hat seine Anstrengungen ebenfalls verstärkt, um Anteile an dem wachsenden Markt für mobile Geräte zu gewinnen.

Dem Wall Street Journal zufolge entwickelt RIM ein neues Smartphone und einen Tabletcomputer. Das neue Telefon soll sich wie Apples iPhone mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm bedienen lassen und eine ausklappbare Tastatur haben, berichtete die amerikanische Zeitung in der vergangenen Woche weiter.

"Tabletcomputer werden das Laptop nicht ersetzen, sondern ergänzen. Das Gleiche gilt für das Geschäft mit beiden Geräten, da wird es keinen Kannibalismus geben", sagte Bradley. Auch für Laptops ist der Konzern, dessen Umsatz derzeit bei etwa 31 Milliarden Dollar liegt, der führende Anbieter.

Doch während diese vor allem Arbeitsgeräte seien, versteht Bradley das neue Modell Slate als HPs Antwort auf den immer größeren Drang nach Unterhaltung unterwegs. "Statt mehrerer Magazine werden die Menschen in Zukunft ihr Tablet mit in den Bus nehmen", beschreibt er die Zukunft. Ob der IT-Konzern auch Partnerschaften mit der Unterhaltungsindustrie plane, ließ er offen: "Wir sind immer auf der Suche."

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

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