Suse Linux im Test:Intuitives Klicken

Ein internationales Programmiererteam hat sich daran gemacht, der in Deutschland am weitesten verbreiteten Linux-Variante ihren Schrecken zu nehmen. Bereits ein erster Blick auf die Benutzeroberfläche zeigt: Die Linux-Entwickler sind mit der Idee angetreten, nicht alles anders, aber vieles besser zu machen.

Alexander Stirn

Die Revolution dauert nicht einmal zwei Stunden. Dann ist auf dem Bildschirm nichts mehr, wie es war. Dann hat ein frech grinsendes Chamäleon die letzten Windows-Spuren vertrieben. Dann regiert Linux den heimischen PC.

Linux

Linux: Ein Pinguin als Maskottchen.

(Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Die Installation des alternativen Betriebssystems - bis vor wenigen Jahren hatte sie noch etwas Aufrührerisches. Linux war etwas für Schrauber, für Freaks, für Menschen, die eh den ganzen Tag vor dem Computer verbringen. So zumindest die weit verbreitete Meinung. Und die war nicht ganz unberechtigt.

Doch spätestens mit der Veröffentlichung der aktuellen, mittlerweile zehnten Version des Pakets Suse Linux soll der Durchbruch nun endgültig gelingen.

"Zuverlässigkeit, Sicherheit und ein großer Funktionsumfang"

Ein internationales Programmiererteam hat sich daran gemacht, der in Deutschland am weitesten verbreiteten Linux-Variante ihren Schrecken zu nehmen. Unterstützung bekamen die Entwickler von der auf Bürolösungen spezialisierten US-Firma Novell. "Zuverlässigkeit, Sicherheit und einen großen Funktionsumfang" versprechen die Entwickler.

Entsprechend störungsfrei verläuft die Revolution: Bei der Installation sucht sich das Programm selbstständig seinen Platz auf der Festplatte - oder schafft sich Raum, falls es parallel zu einem bestehenden Betriebssystem wie Windows installiert werden soll.

Es erkennt Drucker & Co, es hilft so gut wie möglich bei der Einrichtung von Netzwerken und Internetzugängen. Nur Scanner und Grafikkarte machten im Test Probleme und verlangten eine Sonderbehandlung, bis sie anstandslos funktionierten.

Ein erster Blick auf die Benutzeroberfläche zeigt: Die Linux-Entwickler sind mit der Idee angetreten, nicht alles anders, aber vieles besser zu machen. Zwei Desktop-Varianten stehen zur Verfügung, KDE und Gnome.

Während erstere stark an die von Windows bekannte Benutzeroberfläche erinnert - und auf Wunsch sogar so aussieht wie eine Uraltversion des Microsoft-Betriebssystems -, werden sich Apple-Fans bei der zweiten Variante recht schnell heimisch fühlen.

Die Bedienung ist bei beiden Varianten vertraut: Rund um ein glupschäugiges Chamäleon, seit jeher das Maskottchen im Hause Suse, gruppieren sich die bekannten Icons und jede Menge Menüs.

Zwei Welten auf einem PC

Mit den darin versteckten Programmen lassen sich Mails versenden, Web-Seiten ansteuern, Musikdateien anhören, Fotos bearbeiten und ordnen. Nur bei Videos meckert das Programm - die nötigen Dekoder, um zum Beispiel Filme im Windows-Medienformat anzuschauen, dürfen aus Lizenzgründen nicht mitgeliefert werden.

Dafür ist im Paket, das kostenlos unter opensuse.org heruntergeladen oder auf DVD (inklusive schmalem Handbuch und telefonischer Unterstützung) für rund 60 Euro gekauft werden kann, eine ausgewachsene Office-Anwendung enthalten - mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation und Datenbank: OpenOffice 2.0 bearbeitet auch Dokumente, die mit den Office-Programmen aus dem Hause Microsoft erstellt worden sind - wie überhaupt unter Linux auf alle Dateien zugegriffen werden kann, die einst in der Windows-Welt auf der Festplatte abgelegt wurden.

Wer den kompletten Umstieg auf Linux scheut oder auf Software angewiesen ist, die nur unter Windows läuft, kann somit beide Betriebssysteme behalten und mal Windows, mal Linux benutzen.

Zum Beispiel zum Surfen im Internet: Linux gilt als weitgehend resistent gegen Viren und Würmer. Und taucht doch einmal ein Programmfehler oder eine Sicherheitslücke auf, wird er von den Entwicklern meist schnell geschlossen: 92 Updates will das getestete Suse-Paket direkt nach der Installation herunterladen.

Hartnäckiger Virenschutz

Was das alternative Betriebssystem aber vor allem so sicher macht: Anders als bei Windows bekommt der Benutzer nicht automatisch alle Rechte eines so genannten Administrators verliehen.

Vor jeder Änderung am System, vor jeder Installation eines Programms muss zunächst ein Administratoren-Password eingegeben werden - ein hartnäckiger Virenschutz.

Innerhalb von zehn Jahren hat sich Linux, das zeigt die Suse-Jubiläumsversion, vom Bürgerschreck zu einem etablierten Betriebssystem für die Massen entwickelt. Der Umstieg ist ungewohnt, Angst muss vor ihm kaum jemand mehr haben.

Die aktuelle Linux-Generation steht für eine sanfte Revolution, keinen großen Umsturz: Sie ist sicherer, vielleicht etwas komfortabler, manchmal auch ein bisschen stabiler als andere Betriebssysteme. Auf jeden Fall aber - und das ist in geilen Geiz-Zeiten auch nicht unwichtig - ist sie deutlich billiger als die Konkurrenz.

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