Super Mario wird 30:Ein Hoch auf den Klempner

Eine Szene aus "New Super Mario Bros U" (Nintendo Wii U)

"Wir testen viel, während das Spiel entwickelt wird. Ich erkläre nichts, ich schaue nur, was sie machen", sagt Marios Schöpfer Shigeru Miyamoto.

(Foto: Nintendo / PR)
  • Super Mario feiert Geburtstag. Seit 30 Jahren ist der Klempner das Aushängeschild Nintendos.
  • Doch die Freude über das Jubiläum ist getrübt: Das Unternehmen hat finanzielle Probleme und für den kürzlich verstorbenen Firmenchef gibt es bislang keinen Nachfolger.

Von Christoph Neidhart

Super Mario feiert Geburtstag, er wird am Sonntag dreißig. Zumindest begeht seine Familie, der japanische Spiele-Konzern Nintendo, am Sonntag seinen Dreißigsten. Eigentlich ist der italo-amerikanische Klempner schon 32, der mit stets guter Laune Ungeheuer aus der Kanalisation von New York bekämpft. Bei seiner ersten Geburt als Mario ohne "Super" im Juli 1983 sah er sogar älter aus als heute. Der Schnurrbart war größer, die Gesichtszüge gröber.

Mario altert nicht, das ist eines seiner Geheimnisse. Er war schon auf dem Famicom, der in Japan vertriebenen 8-Bit-Konsole, und auf dem Atari, einem Technikwunder der Achtzigerjahre, das muntere Kerlchen, das er heute ist. Im Gegensatz zu den Menschen, die damals mit ihm spielten. Für sie ist Mario ein Freund aus der lange vergangenen Jugend. Besonders in Japan verkaufen sich ältere, zweidimensionale Versionen Marios besser als die dreidimensionalen.

Jugendliche Elastizität

Wenn Mario den Kanalisations-Ungeheuern von New York heute so energisch aufs Genick springt wie am ersten Tag, um sie unschädlich zu machen, dann verdankt er diese jugendliche Elastizität auch den Prüfspielern von Nintendo. Sein Schöpfer Shigeru Miyamoto erzählte einmal, er habe immer die Prototyp-Versionen von Testern spielen lassen und sie dabei beobachtet. "Fokusgruppen" heißt das heute, aber für diesen Begriff ist Mario zu altmodisch. Dabei entdeckte Miyamoto, dass die Spieler es als natürlicher empfinden, wenn Mario bei jedem Sprung ein bisschen gleitet.

Zu Marios Geburtstag hat Nintendo beim Künstler Taro Yamamoto einen traditionellen goldenen Wandschirm malen lassen. Das 1889 gegründete Familienunternehmen hat allen Grund, seinen kleinen Klempner zu feiern. Ohne ihn und seinen kleinen Bruder Luigi würde es wohl gar nicht mehr existieren. Nintendo schrammte in seiner langen Geschichte immer wieder an der Pleite vorbei, um sich dann jeweils neu zu erfinden.

Von Spielkarten zu Spielkonsolen

Angefangen hatte es mit "Hanafuda", Japans handgemalten Spielkarten, die (auch) zum Zocken benutzt werden. Das war in Japan zwar schon damals verboten, aber die Yakuza, die die Spielhöhlen kontrollierten, waren gute Kunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachen die Kartenabsätze ein. Herr und Frau Watanabe sitzen seither lieber vor dem Fernseher. Karten spielen sie nur noch am Neujahrstag. Aus dem Spielkarten-Produzenten wurde ein Taxiunternehmen, dann eine Kette von Stundenhotels.

Nintendo versuchte sich als Fertignudeln-Händler und Spezialist für Baseball-Wurfmaschinen. Mit dem "Love-Tester", einem Spiel-Lügendetektor, kam erstmals Elektronik ins Unternehmen. Dann kamen die ersten Spielkonsolen; und mit ihnen Mario, dem außerhalb von Nintendo niemand eine große Zukunft voraussagte. Nintendo hat nie gemacht, was die Experten empfahlen. Und es vielleicht gerade deswegen aus jeder Krise geschafft.

In einer Krise steckt das Unternehmen auch jetzt. Seit dem Rekordgewinn von fast fünf Milliarden Euro im Jahr 2009 hat Nintendo nur noch rote Zahlen geschrieben. Die Leute spielen auf ihren Smartphones, sie brauchen dafür keine spezielle Hardware mehr. Firmenchef Satoru Iwata hatte zu lange nichts von Apps hören wollen. Dann kündigte er den nächsten großen Schritt an, "NX, ein völliges neues Konzept", mit dem das Unternehmen, das auf einem Cash-Polster sitzt, wieder Gewinne machen werde: fast eine Milliarde Euro, sagte er voraus. Details über NX gibt es bisher keine. Iwata dagegen, der als Firmenchef seit 2002 Marios Übervater war, ist im Juli an Gallenblasenkrebs gestorben. Einen charismatischen Nachfolger gibt es bisher nicht. Das trübt die Freude über Marios Geburtstag.

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