Suchmaschine vor Schließung:Hasta la vista, Altavista

Einst war sie die mächtigste Suchmaschine im Internet, jetzt geht Altavista schnell und leise vom Netz. Yahoo schaltet die Seite in der nächsten Woche ab.

Von Pascal Paukner

Auf einmal steht der Name da. Unvermittelt, fast versteckt in einer Liste mit elf anderen Internetdiensten. Alle haben sie ihre besten Tage hinter sich, alle werden sie demnächst abgeschaltet. Nur einer ist von solcher Bedeutung, dass der Name sofort auffällt: Altavista.

Es war einmal die größte Suchmaschine im World Wide Web. Das ist lange her, jetzt wird die Seite in der kommenden Woche, am 8. Juli, wohl für immer aus dem Internet verschwinden. Der Eigentümer Yahoo nimmt die Seite vom Netz, einfach so. Nutzer werden künftig auf die Yahoo-Suche verwiesen, heißt es in der kurzen Ankündigung. Zu den Gründen und allen weiteren Fragen schweigt das Unternehmen. Klar ist: Altavista ist historisch bedeutend, für das aktuelle Yahoo-Geschäft aber überhaupt nicht. Schon von 2010 an liefert die Maschine die gleichen Ergebnisse wie die Yahoo-Suche, die wiederum auf Microsofts Suchmaschine Bing aufbaut.

Altavista, das ist Ende der Neunziger für kurze Zeit eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Fast schon euphorisch begrüßt die Fachpresse den Neuankömmling zum Jahresende 1995. Suchmaschinen nennt man damals noch Spider. Altavista aber ist schnell als Super-Spider bekannt.

20 Millionen Webseiten im Index

20 Millionen Webseiten führte das Unternehmen anfangs in seinem Index - eine für damalige Verhältnisse gewaltige Menge. Anstatt wie die damalige Konkurrenz mit großer Rechenpower das Web großflächig zu durchsuchen, prüft Altavista die Meta-Informationen von Webseiten und filtert daraus die relevantesten Informationen.

Altavista steigt zur Nummer eins auf, liefert ab 1996 die Suchergebnisse für Yahoo - und wird während des Dotcom-Booms zum begehrten Übernahmeobjekt. Zwischen 1998 wechselt das Unternehmen mehrfach den Eigentümer. Seit 2003 gehört Altavista zu Yahoo. Zu diesem Zeitpunkt allerdings wird der Markt längst von Google dominiert. Compaq hatte Altavista zum Portal, zum digitalen Gemischtwarenladen, umgebaut und dabei das Kerngeschäft vernachlässigt. Davon erholt sich die Suchmaschine nicht.

Der Niedergang ist rasant: Im Mai 2000 liegt Altavista im stark fragmentierten Suchmaschinenmarkt mit einem Anteil von 20 Prozent vorne, der Newcomer Google bei fünf Prozent. Neun Monate später ist das Verhältnis genau umgekehrt. Das Zeitalter der Google-Dominanz beginnt. Heute liegt Google weltweit bei einem Marktanteil von mehr als 90 Prozent. Das Unternehmen ist bekannt dafür, unprofitable Dienste ohne Rücksicht auf die Nutzer wieder einzustampfen. Eine Strategie, welche die Ex-Google-Managerin und jetzige Yahoo-Firmenchefin Marissa Mayer nun offenbar auch bei Yahoo anwendet. Es ist bereits die zweite Schließungsrunde in diesem Jahr.

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