Es schien, als hätte sich der Platzhirsch mit der Niederlage abgefunden. In den vergangenen Wochen beherrschten die Rivalen und Herausforderer der Internet-Suchmaschine Google die Schlagzeilen: Die beiden schwächeren Konkurrenten Microsoft und Yahoo machen gemeinsame Sache und bündeln ihre Kräfte in der neuen Microsoft-Maschine namens Bing.
Google kündigte an, seine Suchmaschine grundlegend zu überarbeiten.
(Foto: Foto: dpa)Der britische Physiker Stephen Wolfram sorgte für Medienrummel mit seinem Projekt Wolfram Alpha. Doch Google schlägt zurück: Am Montagabend, nach Handelsschluss an den US-Börsen, kündigte der Internet-Konzern an, seine Suchmaschine grundlegend zu überarbeiten. Jeder kann die Ergebnisse schon jetzt im Netz prüfen.
Experten beim Softwarehersteller Microsoft schätzen, dass die Umsätze mit Internetanzeigen in diesem Jahr bei mehr als 50 Milliarden Dollar liegen. In den kommenden drei Jahren soll das Volumen um mehr als die Hälfte auf 80 Milliarden Dollar steigen.
Viel Geld mit kleinen Annoncen
Damit wäre der Online-Sektor das am schnellsten wachsende Werbemedium, deutlich schneller als herkömmliche Formate wie Zeitschriftenanzeigen oder TV-Spots. Bei Internet-Reklame wird wiederum das meiste Geld mit den kleinen, oft nur wenige Zeilen langen Annoncen neben den Ergebnislisten bei Suchmaschinen gemacht - und Google verdient hier prächtig.
Gerade mal eine Bildschirmseite füllt der Blog-Eintrag, mit dem die Google-Entwickler Sitaram Iyer und Matt Cutts das neue Suchmaschinen-Projekt namens Caffeine - zu deutsch: Koffein - erläutern. "In den vergangenen Monaten hat ein großes Team von Googlern an einem geheimen Projekt gearbeitet: eine technische Architektur der nächsten Generation für die Websuche", erklären beide.
Dies sei der erste Schritt, damit die Web-Suchmaschine in Punkto Tempo der Verschlagwortung von Internetseiten sowie Genauigkeit und Umfang besser werde. Das Duo gibt zugleich den Startschuss zu einem öffentlichen Test: Unter der Internetadresse www2.sandbox.google.com kann jeder bereits das neue Google ausprobieren. Es ist das erste Mal, dass der Konzern einen solchen Test veranstaltet. Bislang wurden Neuerungen einfach vorgestellt.
Rückmeldungen auf die neue Version
Wer die neue Version von Google testet, stellt fest, dass die Suchmaschine schneller geworden ist und offenbar mehr Webseiten durchforstet. So ergibt die Eingabe des englischen Wortes für Hund, also dog, auf der derzeitigen Google-Seite 299 000 Treffer in 0,29 Sekunden - die überarbeitete Suchmaschine findet 359000 mal den Begriff in nur noch 0,08 Sekunden.
Zudem werden passende Bilder und Videos auf der Ergebnisseite anders sortiert als bislang. Sonst bleibt es beim herkömmlichen Bild: keine bunten Werbebanner, viel Text. "Es geht nicht darum, Google neu zu erfinden - sondern besser zu machen", erklärte ein Sprecher. Durch den Test erhofft sich Google Rückmeldungen auf die neue Version. Wann die fertige Maschine freigeschaltet wird, steht noch nicht fest.
Obwohl offiziell mit keinem Wort erwähnt: Google reagiert mit den Renovierungsarbeiten auch auf die guten Kritiken für die Suchmaschine Bing von Microsoft.
Dem Softwarekonzern, der lange im Hintertreffen lag, gelang im Juni mit Bing ein Überraschungserfolg, der sich in den Vereinigten Staaten schon im Marktanteil niederschlägt. Künftig suchen Yahoo- und Microsoft-Kunden gemeinsam über die Bing-Plattform, kündigten beide erst vor drei Wochen an. Internetpionier Yahoo gibt dafür sogar die eigene Suchmaschine auf.
