Stuxnet:Rückversicherung, falls Iran und Israel Krieg führen

Demnach waren die USA bereit für einen Cyberangriff in einem vollkommen neuen Ausmaß. "Wir waren in allen Netzwerken des Iran, und sind es immer noch", erzählen die Geheimdienstler. Die Hacker der NSA hätten Schadcode in iranischen Netzwerken platziert, um jederzeit zuschlagen zu können. Mit einigen getippten Befehlen hätten sie praktisch das gesamte Land zeitweise lahmlegen können.

Der Plan soll dem Film zufolge eine Art Rückversicherung gewesen sein. Im Falle eines Krieges zwischen Israel und Iran wollten die USA fähig sein, Iran zu schwächen ohne direkt militärisch einzugreifen.

Zeitweise hätten tausende Mitarbeiter von US-Militär und Geheimdiensten an "Nitro Zeus" gearbeitet, dutzende Millionen Dollar seien dafür ausgegeben worden, berichtet die New York Times. Im Film werden die Ausgaben sogar noch höher angesetzt. Die interviewten Geheimdienstmitarbeiter schätzen sie auf mehrere hundert Millionen Dollar.

Stuxnet wurde 2010 nur deswegen entdeckt, weil sich der Virus außerhalb der iranischen Atomindustrie weiterverbreitete. Er tauchte auf Windows-Rechnern weltweit auf, auch auf Industrieanlagen in den USA. Das US-Heimatschutzministerium setzte alle Hebel in Bewegung, um die heimische Industrie vor dem gefährlichen Code zu schützen - ohne zu wissen, dass er vom eigenen Geheimdienst stammte. Ihm sei nie Entwarnung gegeben wurden, sagt ein hochrangiger Mitarbeiter des Heimatschutzministeriums im Film. Er habe ja nicht damit gerechnet, indirekt von den eigenen Leuten angegriffen zu werden.

Dass Stuxnet aufflog, verärgerte die beteiligten US-Geheimdienstler nachhaltig. Sie geben Israel die Schuld daran, dass ihre Geheimwaffe enttarnt wurde. Die Israelis hätten den gemeinsam entwickelten Virus eigenmächtig verändert, schimpfen sie in "Zero Days". Diese Variante habe sich schneller verbreitet und so die ganze Aktion auffliegen lassen.

Die USA seien nicht die einzigen, die solche Angriffe im Repertoire hätten, sagt Regisseur Gibney in Berlin. Andere Staaten könnten das Beispiel Iran nutzen, um eigene Cyberangriffe zu rechtfertigen: "Stuxnet war eine Blaupause für andere Staaten und Gruppen, um aggressive Cyberangriffe zu fahren." Die könnten auch die USA treffen.

Ähnlich sieht es die Journalistin Kim Zetter, die sich seit Jahren mit IT-Sicherheit beschäftigt und ein Buch über den Stuxnet-Angriff geschrieben hat. "Wir nehmen an, dass unsere Feinde auch unsere Systeme gehackt haben", sagt Zetter über Länder wie China oder Russland. "Bei ihren Fähigkeiten im digitalen Bereich wäre es eher ungewöhnlich, zu glauben, dass sie nicht die Systeme der jeweils anderen gehackt hätten."

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