Streaming-Dienste:Platten-Suche für Fortgeschrittene

Streaming-Dienste: Der Katalog von Streamingdiensten ist groß, die Suche gestaltet sich schwierig.
Illustration: Stefan Dimitrov

Der Katalog von Streamingdiensten ist groß, die Suche gestaltet sich schwierig.

Illustration: Stefan Dimitrov

  • Das Angebot von Streamingdiensten ist beachtlich - ihre Suchfunktion oft nicht.
  • Klassikhörer zum Beispiel müssen sehr gezielte Angaben eintippen.
  • Manche Werke, etwa von den Beatles, gibt es überhaupt nicht als Stream.
  • Die Soundqualität der Streamingdienste ist meist zufriedenstellend.

Von Helmut Martin-Jung

"Hallo Computer, spiel mir die Siebte von Bruckner, aber auf keinen Fall eine Aufnahme mit dem Beckenschlag im Adagio." - "Na klar, weiß ich doch, wie wär's mit der Einspielung von Günter Wand? Oder die von Harnoncourt?" Nicht ausgeschlossen, dass es eines fernen Tages tatsächlich einen Dienst im Netz gibt, der ähnliches leistet wie die Verkäufer in guten Plattengeschäften. Die derzeit existierenden Streaming-Dienste - über interfähige Geräte abrufbare Musik-Datenbanken im Netz - tun es noch nicht. Dass es manche davon inzwischen auch mit deutlich besserer Klangqualität gibt, ist da nur ein schwacher Trost. Denn erst einmal muss man die Musik, die man wirklich hören will, auch finden, wie sich bei einem Test der Dienste Deezer und Tidal zeigte.

CDs, die eigentlich niemand braucht

Das ist vor allem bei klassischer Musik ein Problem. Wem es damit ernst ist, der weiß: Dasselbe Stück kann sich in verschiedenen Interpretationen völlig unterschiedlich anhören. Also würde man gerne nicht nach irgendwelchen Aufnahmen der berühmten g-Moll-Symphonie von Mozart suchen, sondern nach bestimmten. Doch bei den klassischen Hits erschlägt einen die ungeordnete Fülle. Zudem tummeln sich im Angebot jede Menge Sammel- und Best-of-Alben mit Interpretationen zweitklassiger Orchester und Dirigenten - nichts, was einen Kenner glücklich machen würde. Musik zum Einschlafen, zum Aufwachen, zum Kochen - CDs, die eigentlich niemand braucht und vom meist zweifelhafter Qualität. Am ehesten entkommt man dem, wenn man gezielt sucht, zum Beispiel so: "Mozart 40" oder "Bruckner 7" fördert auf beiden Diensten zumindest Alben zu Tage, auf denen Mozarts g-Moll-Symphonie, seine 40., und die Siebte von Bruckner enthalten sind.

Die Aufgabe, sich durch das bei populären Werken sehr reichhaltige Angebot zu wühlen, bleibt, zumal da man keine Hilfe bekommt, außer den unscharf abgebildeten Plattencovers und einem kurzen Text, in dem oft wichtige Angaben nicht oder nicht auf Anhieb erkennbar sind.

Die Streaming-Dienste werben mit gewaltigen Katalogen. Es ist auch beachtlich, was man dort alles finden kann - man sollte nur keinen zu ausgefallenen Musikgeschmack haben. Bei zeitgenössischer E-Musik wird es sehr dünn, von dem deutschen Komponisten Bernd Alois Zimmermann etwa bietet Deezer nur ein einziges Album, zu kaufen bekommt man im Versandhandel immerhin 17. Tidal, der aus den USA stammende Dienst, hat erstaunlicherweise fünf im Programm.

Manchen Track sucht man überall vergeblich

Auch in der populären Musik sind die Dienste von Vollständigkeit weit entfernt. Nicht alle Künstler wollen ihre Werke solchen Diensten zur Verfügung stellen, manche Rechteinhaber bieten sie nur einem Dienst exklusiv an. Die Musik der Beatles etwa gibt es derzeit noch gar nicht bei einem Streaming-Dienst, sondern nur bei Apple zu kaufen.

Und wie ist es nun mit der versprochenen Soundqualität? Bei Tidal lässt es sich ganz gut vergleichen. In den Einstellungen kann man zwischen drei Formaten wählen: Einem stark komprimierten, einem guten komprimierten Signal und einem verlustfreien. Einen Unterschied im Test gab es nur zwischen dem stark komprimierten und den beiden anderen Formaten. Zwischen der guten komprimierten Qualität und dem verlustfreien Signal waren auch in einem guten Kopfhörer keine Unterschiede vernehmbar.

Bei Deezer, der aus Frankreich stammt, kann man keinen Einfluss auf die Soundqualität nehmen. Wer die Premium-Version abonniert hat, bekommt die Musik in hoher Qualität abgespielt, die in der Datenbank vorliegt.

Ob ein Unterschied zu hören ist, und wenn ja welcher, hängt natürlich auch davon ab, wie die Musik wiedergegeben wird. Auf Streaming-Boxen werden die Unterschiede wohl kaum auffallen, bei guten Kopfhörern noch am ehesten.

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