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Streamingdienst für Serien und Filme:Netflix startet Ende des Jahres in Deutschland

Die Revolution kommt auf deutsche Bildschirme: Ende des Jahres will der Streamingdienst Netflix auf dem hiesigen Markt starten. Doch die Konkurrenz ist schon mit dem "Game-of-Thrones"-Sender HBO verbündet. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Streamingdienst, der das Fernsehen verändert.

Der deutsche Fernsehmarkt wird aufgemischt. Der amerikanische Streamingdienst für Filme und Fernsehserien Netflix hat angekündigt, Ende des Jahres hierzulande zu starten. Gleichzeitig soll der Dienst auch auf Österreich und die Schweiz sowie auf Frankreich, Belgien und Luxemburg ausgeweitet werden. Wie viel das deutsche Angebot kosten wird, ist noch unklar, in den USA sind es 8,99 Dollar im Monat. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist Netflix?

In nur wenigen Jahren hat sich Netflix, gegründet 1997, von einem Online-DVD-Verleih zu einer zentralen TV-Instanz in den USA entwickelt. Der Dienst hat 48 Millionen Kunden in 40 Ländern. Die schätzen an ihm, dass er sich im Vergleich mit der starren Struktur des alten Fernsehens voll auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet hat: Nutzer sollen mit wenigen Klicks sehen können, was sie wollen, wann immer sie wollen. Die Webseite ist einfach zu bedienen, doch Netflix sendet nicht nur: Wie traditionelle TV-Sender übernimmt das Unternehmen auch andere Stufen der Wertschöpfungskette, vor allem durch die Produktion eigener Serien - dazu gehört der Welthit "House of Cards" mit Kevin Spacey als intrigantem Politiker Frank Underwood. Laut den Analysten von Sandvine ist das gestreamte Programm von Netflix in den USA für mehr als 30 Prozent des gesamten Datenaufkommens verantwortlich.

Was ist das Besondere an Netflix?

Netflix' Strategie ist von "Big Data" geprägt. Das Unternehmen analysiert nicht nur illegale Downloads auf anderen Portalen, um herauszufinden, welche Filme am begehrtesten sind; Netflix verfügt auch über Unmengen an "strukturierten Daten" über seine eigenen Kunden: Die sollen durch eine ausgeklügelte Datenbank, die im Filmbereich ihresgleichen sucht, immer die Angebote präsentiert bekommen, die sie wirklich interessieren. "Netflix hat akribisch jeden vorstellbaren Film und jede Fernsehserie analysiert und verschlagwortet." So schafft Netflix eine unendliche Zahl personalisierter Genres - von "Dunkle spannende Gangster-Dramen" bis "Von der Kritik gelobte, emotionale Filme über Underdogs". Das klingt nach unnötigem Aufwand, doch bisher gibt der Erfolg den Machern recht. Auch "House of Cards" entstand nach der Analyse der Zuschauervorlieben: Die wollten einen Politthriller als Serie, mit Kevin Spacey in der Hauptrolle und gedreht von Regisseur David Fincher.

Wer streamt schon in Deutschland?

Auf dem deutschen Markt sind bereits mehrere Anbieter aktiv, über die man für eine Abo-Gebühr Filme und TV-Serien aus dem Netz abrufen kann. Große Dienste sind Maxdome von ProSiebenSat.1 oder Watchever, der zur französischen Gruppe Vivendi gehört und Streaming für neun Euro im Monat anbietet. Watchever-Chef Stefan Schulz gab sich noch im Februar selbstbewusst, als der Münchner Merkur ihn nach einem möglichen Deutschland-Start des großen US-Vorbilds Netflix fragte: "Vor einem Jahr hätte mir das vielleicht noch Sorgen bereitet, heute nicht mehr, inzwischen sind wir stark genug." Dennoch wird es darauf ankommen, was Watchever und Maxdome Netflix riesiger Auswahl entgegensetzen werden, die Kunden mit einer Flatrate nutzen können. Beide haben nicht das Archiv, auf das etwa Apples iTunes oder Netflix zugreifen können. Den verbleibenden stationären Videotheken dürfte Netflix das Leben noch schwerer machen.

Ein weiterer Konkurrent ist der Bezahlsender Sky, der mit Sky Go und Sky Snap zwei Streamingdienste im Angebot hat. Der Sender besitzt für Deutschland die Rechte an der Netflix-Erfolgsserie "House of Cards". Sie ist also auch trotz des Netflix-Starts in Deutschland zuerst auf Sky zu sehen

Größter Netflix-Konkurrenz dürfte allerdings der Online-Händler Amazon werden. Er startete zu Jahresbeginn einen Preiskampf: Ein Video-Angebot gibt es dort für knapp 50 Euro im Jahr zusammen mit kostenloser Prime-Zustellung. Im April wurde bekannt, dass sich Amazon die Rechte für Klassiker des Premium-Bezahlkanals HBO gesichert hat, zum Beispiel die Serien "Sopranos" und "The Wire".

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