Süddeutsche Zeitung

Streaming-Sticks:Ein Stick für die große Fernsehwelt

Der alte Flachbildfernseher tut's noch, aber Netflix oder Prime Video wären schon ganz nett? Mit einem Streaming-Stick lässt sich das schnell und preisgünstig machen.

Von Helmut Martin-Jung, München

Zu viele Wiederholungen, zu viel Werbung, kein Originalton mit Untertiteln - es gibt viele Gründe dafür, warum es für mehr und mehr Fernsehgucker zu wenig ist, einfach mal die Glotze einzuschalten und zu sehen, was kommt bei den Öffis und den Privaten. Längst haben sich einige Dienste wie Netflix oder Amazon Prime Video etabliert, die mit eigenen Serien-Produktionen Aufsehen erregen, aber auch Tausende von Filmen abrufbereit halten. Und dann sind da ja auch noch die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender mit ihrem riesigen Angebot.

Gute Argumente also dafür, die Internetfähigkeiten des Fernsehgerätes zu nutzen. Doch wenn das Gerät das nicht beherrscht? Auch dann gibt es eine Lösung, und die ist nicht einmal teuer: Streaming-Sticks. Wer einen Flachbildfernseher mit HDMI-Eingang besitzt, kann sie nutzen, bei Röhrengeräten funktionieren sie nicht auf Anhieb, lassen sich jedoch zur Not mit einem Decoder nachrüsten. Denn das digitale Signal aus den Sticks muss in ein analoges umgewandelt werden. Für das dafür nötige Geld - etwa 50 Euro - gibt es aber auch schon brauchbare gebrauchte Flachbildgeräte.

Die kleinen Sticks gibt es in Stecker-Form für den HDMI-Anschluss des Fernsehers, sie sind kaum größer als ein gewöhnlicher USB-Speicherstick. Manche der Streaming-Empfänger kommen auch als kleine Boxen, sind aber auch nicht größer als eine Zigarrenkiste. Die meisten davon werden per Wlan mit dem Internet-Router verbunden, einige lassen sich aber auch mit einem Kabel anschließen. Kabel ist meist die bessere Lösung, weil es die stabilere und schnellere Verbindung liefert. Wlan kann vor allem dann zum Problem werden, wenn der Empfang in der Nähe des Fernsehgerätes schwach ist.

Hohe Bandbreite kann das Bild verbessern

Aber auch die Leistungsfähigkeit des Internetanschlusses spielt eine Rolle. Dabei kommt es darauf an, in welcher Qualität die Inhalte abgespielt werden sollen und wie viele Personen gegebenenfalls gleichzeitig Streams schauen wollen. Um bei Netflix ein Video in 4K-Auflösung zu streamen, muss die Leitung stabil mindestens 25 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) bereitstellen. Damit dürften auch einige der mit dem Zusatz "bis zu" beworbenen 50-Mbit/s-Anschlüsse hin und wieder Probleme haben. Wollen zwei gleichzeitig unterschiedliche Streams gucken, ist es dann schnell vorbei mit der 4K-Herrlichkeit.

Zum Glück braucht es für gewöhnliches HD-Fernsehen weit weniger Bandbreite, sechs Mbit/s reichen aus, zudem passen die meisten Streamingdienste die Ausspielung an die verfügbare Bandbreite am Endgerät an. Für ein - ziemlich unscharfes - Bild reichen bei Netflix bereits 0,5 Mbit/s, manche andere Anbieter setzen mindestens zwei Mbit/s voraus. Für ein gutes HD-Bild braucht es etwa sechs Mbit/s.

Und wenn nun der Internetrouter ungünstig steht und das Wlan-Signal schwach ist? Dann kann man sich zum Beispiel immer noch mit einer Überbrückung über die Stromleitung behelfen. Dazu braucht es ein Paar Adapter, die einfach in die Strom-Steckdose gesteckt werden. Einer davon wird per Kabel mit dem Router verbunden, der zweite - in der Nähe des TV-Gerätes platziert - gibt ein Wlan-Signal aus. Manche neuere Router sind aber auch schon in der Lage, ein sogenanntes Mesh-Netzwerk aufzubauen. Vereinfacht gesagt, reichen sie das Netz von Gerät zu Gerät ohne große Verluste weiter.

Nun aber zu den Sticks selbst. Sie benötigen alle eine Energieversorgung, dafür liegt ein kleines Netzgerät ähnlich dem eines Mobiltelefons bei. Bei manchen Fernsehern könnte auch die USB-Buchse dafür genügend Strom liefern, das lässt sich durch Ausprobieren schnell herausfinden. Die populärsten Sticks sind wohl die von Amazon (Fire TV Stick, ca. 60 Euro) und Google (Chromecast, ca. 60 Euro). Auch der Grafikspezialist Nvidia hat mit dem Shield TV (ca. 160 Euro) einen allerdings ziemlich großen und teuren Stick im Rennen. Die Telekom bietet den Magenta-Stick an. Apple mischt mit einem Zusatzkästchen namens Apple TV (ca. 220 Euro) mit.

Gemeinsam ist ihnen und einigen weniger populären Sticks, dass sie den Zugang zu vielen Diensten erlauben, auch Spartenangebote wie etwa den Sportsender Dazn oder Live-TV-Angebote wie Zattoo. Außerdem lassen sie sich auch allesamt per Sprache bedienen, etwa per Amazons Alexa oder den Google Assistant. Das Mikro ist dabei standardmäßig aus.

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