Stilkritik: Der Groß-Blogger:In Deckung, Diekmann kommt!

Das Gelaber im Internet ist auch nicht mehr das, was es mal war: Bild-Chef Kai Diekmann bloggt und lässt dabei nicht einmal seine Ehefrau in Frieden.

Christian Mayer

Ach, das Gelaber im Internet ist auch nicht mehr, was es mal war. Früher gab es noch obskure Cyberspace-Anarchos, die aus der Anonymität ihrer Bildschirmexistenz heraus die wildesten Verschwörungstheorien, die krudesten Beschimpfungen verbreiteten.

Stilkritik: Der Groß-Blogger: Bild-Chef Diekmann: "Alles erstunken und erlogen"

Bild-Chef Diekmann: "Alles erstunken und erlogen"

(Foto: Foto: ddp)

Diese Zeit ist definitiv vorbei. Inzwischen hat jeder feine Herr seinen eigenen Blog. Besonders Privilegierte haben sogar einen Blog-Beauftragten, der ihnen den ganzen Technikkram abnimmt oder gleich eine Zulieferindustrie, die sich professionell um das Geschwätz kümmert.

Bei Kai Diekmann, im Hauptberuf Chefredakteur von Bild, ist das zum Glück ganz anders. Diekmann gibt wirklich alles und das mit vollem Einsatz seiner Körper- und Geisteskräfte. Wenn er sich als "Videoblogger in Chief" unters Volk mischt, dann sollte man lieber in Deckung gehen, er kennt keine Verwandten mehr.

Mit dem Schlachtruf "Hallo, ich bin Kai Diekmann" fällt er über die Wirklichkeit her; nicht mal vor seinem Lieblingsdenkmal Helmut Kohl macht er halt, und neuerdings lauert er sogar der eigenen Ehefrau auf, wenn sie Mitblondinen aus ihrem Bekenntnis-Büchlein ("Frag mich Schatz, ich weiß es besser") vorliest. Diekmanns Kommentar: "Alles erstunken und erlogen!"

Gerade erst war er bei seiner eigenen Veranstaltung ("Ein Herz für Kinder") als embedded reporter unterwegs; zwischen Verona Pooth, Jenny Elvers-Elbertzhagen und Sandy Meyer-Wölden suchte er nach verwertbarem Rohmaterial. Eines ist sicher, wenn man sich den Mann so ansieht: Der Gipfel des Groß-Bloggertums ist noch lange nicht erreicht.

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