Presseschau:"Jobs verband Rock 'n' Roll mit Nerdwissenschaften"

Steve Jobs' Tod bewegt auch Menschen, die ihn niemals getroffen haben. Sie verehren ihn nicht, weil er ein Heiliger war. Sie verehren ihn für sein Genie, seine Ideen und die Objekte, die er schuf und die unser Leben veränderten.

Eine Presseschau

Steve Jobs' Tod sei erwartet worden - und dennoch ein Schock gewesen, schreibt John Gapper, leitender Wirtschaftskommentator der Financial Times, in seinem Business Blog. Der langjährige Apple-Chef gehöre zu den wenigen Geschäftsleuten, die wirklich unersetzlich seien. Seinen Kampfgeist gegen Konkurrenten wie IBM und Microsoft unterstreicht der Blog mit Steve Jobs' Zitat: "It's more fun to be a pirate than to join the navy" ("Es macht mehr Spaß, Pirat zu sein als der Marine beizutreten"). Dabei habe Jobs die Marine schließlich selbst angeführt, nachdem er seine alten Rivalen mit seinen einzigartigen Visionen und der genialen Umsetzung durch Apple besiegt hatte. Steve Jobs, so schreibt Gapper, werde nicht nur in seinem Unternehmen, sondern in der ganzen Geschäftswelt vermisst werden.

Die Washington Post blickt zurück auf die Anfänge einer neuen Ära, in der die Menschen begannen, ihr Leben um die Objekte herum zu bauen, die Steve Jobs ihnen gab. Eine Ära, in der Menschen aufhörten, sich für Konzertkarten anzustellen, und stattdessen für ein neues Telefon Schlange standen. Der Apple-Chef habe die Philosophie des Loslassens praktiziert und damit der Welt nicht weniger als die Zukunft geschenkt.

Das Wirtschaftsmagazin Forbes erklärt das Phänomen, warum so viele Menschen derart leidenschaftlich vom Tod eines Menschen berührt sind, den sie niemals getroffen haben: Es sei seine Gabe gewesen, den Konsumenten das Gefühl zu vermitteln, sie selbst seien verbunden mit einem lebslosen Klumpen aus Silikon und Stahl.

Steve Jobs war in jeder Hinsicht ein Original, schreibt die Businessweek. Er sei jemand gewesen, der in der Lage war, Bilderflut, Rock and Roll und edles Industriedesign mit den Nerd-Wissenschaften ebenso zu vereinbaren wie mit den unerhörten Gewinnbestrebungen des Unternehmens - und es auch noch vollkommen legitim erscheinen zu lassen. Seine Kultprodukte hätten im wahrsten Sinne des Wortes die Welt verändert, indem sie die Menschen mehr virtuell als physisch miteinander verbunden hätten. Und: Steve Jobs sei nicht einfach nur bewundert worden - man habe ihn geliebt.

Die Online-Ausgabe des Computermagazins Wired empfängt die User mit einer Trauer-Homepage, die von Steve Jobs Portrait eingenommen wird. Der US-Journalist Steven Levy erzählt von dem Moment, als die Welt erkannt habe, welch ein "kostbares Kleinod" Steve Jobs sei - auch wenn der es längst gewusst habe. Jobs sei talentiert, visionär und entschieden gewesen. Er bezeichnete Jobs als 60-jähriges Kind, das in Silicon Valley aufgewachsen sein. Dieses Kind habe ein instinktives Technologieverständnis mit einem beinahe übernatürlichen Gespür für die Reaktionen der Kunden in sich vereint.

Das Wallstreet Journal würdigt Steve Jobs als Magier, der dem Unternehmen und seinen Produkten eine Aura verliehen habe - und fragt, ob der Apple-Konzern unter der Leitung von Tim Cook in Zukunft ohne diese Magie überzeugen könne. Die Qualitäten des neuen Apple-Chefs seien anders gelagert: Er sei bekannt für seine klugen Entscheidungen in den Bereichen Wirtschaft und Produktion, nicht für seine Rolle als Design- und Produkt-Guru.

Die Online-Ausgabe des New Yorker zeigt Steve Jobs als eine Person, die menschlich problematisch, in ihrem innovativen Denken jedoch von historischer Bedeutung sei. Jobs habe zu den Menschen gehört, die sich auf Behindertenparkplätze stellen und ihr Mitarbeiter zum Weinen bringen. Was aber wie ein unzerstörbares Denkmal bleiben werde, seien die Dinge, die Jobs geschaffen habe und die unser Leben veränderten.

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