Start-up-Unternehmer Alexander Ljung:Der Tüftler hinter Soundcloud

Das Berliner Start-up Soundcloud ist für viele Musikfans weltweit die erste Anlaufstation, wenn es um neue Songs und Künstler geht. Firmengründer ist der Schwede Alexander Ljung - ein ungewöhnlicher Sounddesigner, der auch mal gerne mit dem Skateboard durch die Büroräume heizt.

Varinia Bernau

Zwei Ohren hat der Mensch und einen Mund. Und er sollte, so findet zumindest Alexander Ljung, seine Körperteile auch in dem Maße einsetzen, wie sie ihm gegeben sind: Mehr zuhören, weniger quasseln.

Start-up-Unternehmer Alexander Ljung: Alexander Ljung hat ein Gespür für den richtigen Ton.

Alexander Ljung hat ein Gespür für den richtigen Ton.

(Foto: oh)

Der 30-Jährige hat diese Lebensweisheit vor gut drei Monaten an einem belebten Platz mitten in Berlin von sich gegeben - und die ganze Welt daran teilhaben lassen. Über seine Internetplattform Soundcloud. Das Start-up, das der Schwede gemeinsam mit dem 32-jährigen Eric Wahlforss gegründet hat, lebt genau davon: Dass ein paar Leute etwas von sich geben. Und dass viele Leute zuhören.

Nun hat Ljung einen der renommiertesten Risikokapitalgeber gewonnen: Kleiner Perkins Caufield & Byers (KPCB). Das Institut mit Sitz im Silicon Valley ist eine der ältesten Adressen für Tüftler, die zwar viele gute Ideen, aber zu wenig Geld haben, um sie umzusetzen.

50 Millionen Kapitalspritze

Und es ist eine der besten: Mehr als 500 Unternehmen half KPCB bereits auf die Beine, darunter dem Chiphersteller Intel oder Internetfirmen wie Amazon, Google und Facebook. Wie viel Ljung nun von den Kaliforniern erhalten hat, dazu hüllt er sich in Schweigen. Dem für gewöhnlich gut informierten Branchenblog Techcrunch zufolge soll es sich um 50 Millionen Dollar handeln. Mit dem Geld kommt auch eine neue Aufpasserin: Die KPCB-Partnerin Mary Meeker zieht in den Aufsichtsrat des vor vier Jahre gegründeten Unternehmens.

Ljung ist selbst Sounddesigner und hat einige Jahre lang in einem Studio in Stockholm die Tonspuren von Filmen nachbearbeitet. Dass er große Musikdateien nicht so einfach versenden konnte, das hat ihn damals genervt. Also packte er sie statt auf die lokale Festplatte, auf eine zentrale Plattform im Netz: die Cloud. So konnte jeder darauf zugreifen.

Auf dem Skateboard im Büro

Ohne stundenlang warten zu müssen, ohne dass das eigene E-Mail-Fach verstopfte. Inzwischen ist Soundcloud zu einem der wichtigsten Umschlagplätze für Audiodateien im Netz geworden. Mehr als drei Millionen Mitglieder haben sich bei dem Portal angemeldet, um die Werke von anderen zu abonnieren, per Live-Stream zu verfolgen oder auch herunterzuladen. Und das Unternehmen mit demselben Namen ist im gleichen Maße gewachsen: Gut achtzig Angestellte beschäftigt Ljung bereits.

Seine beiden weitläufigen Büroräume mitten in Berlin durchquert Ljung gern auch mal auf dem Skateboard. Das aber wird er nun zunächst einmal bleiben lassen müssen. Nein, nicht wegen der neuen Aufpasserin Meeker. "2012 hat mit einem Knall angefangen", twitterte Ljung noch am Montag aus Miami. Doch er meinte nicht die mit KPCB eingefädelte Finanzierungsrunde. Er meinte seinen gebrochenen Fuß.

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