Süddeutsche Zeitung

Standortdaten-Speicherung:Apple: Falsche Informationen an die Bundesregierung

Schon 2010 fragte das Justizministerium bei Apple nach, unter welchen Bedingungen iPhone und iPad Standortdaten verwerten. Die Antwort, so stellt sich nun heraus, war falsch.

Der Computerkonzern Apple steht für seinen Umgang mit den Daten seiner Nutzer weiter in der Kritik. Wie Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nun erklärt, habe ihr das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr einen datenschutzfreundlichen Umgang mit den Ortungsdaten seiner Nutzer zugesagt.

Die Realität, so die Ministerin, sieht nun jedoch anders aus: "Die damalige Versicherung von Apple, eine Speicherung insbesondere von Standortdaten werde nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Nutzer vorgenommen, stellt sich nun offenbar als unzutreffend heraus."

Vor den Osterfeiertagen war bekannt geworden, dass das Mobiltelefon iPhone und der Minicomputer iPad langfristige Bewegungsprofile aller Nutzer speichern, auf den Geräten und auf den mit ihnen verbundenen Computern.

Mit einem von britischen Experten verbreiteten Programm kann zudem seitdem jeder Nutzer dieser Geräte auf einer interaktiven Karte selbst verfolgen, wo er sich wann bewegt hat.

Die Bundesjustizministerin hatte bereits am 30. Juni 2010 von sich aus an Apple geschrieben und das Unternehmen aufgefordert, "alles Notwendige zu unternehmen, um Transparenz und Berechenbarkeit" im Umgang mit den Daten der Kunden sicherzustellen.

"Obligatorische" Zustimmung der Nutzer

In dem Schreiben heißt es ferner: "Sagen Sie den Nutzern Ihrer Geräte klar und deutlich, was mit ihren Daten geschieht." Apple-Managerin Claire Thwaites, die für den Kontakt zu europäischen Regierungen zuständig ist, hatte daraufhin versichert, Apples Nutzer müssten der Erfassung ihrer Daten stets aktiv zustimmen, wie es in einem Schreiben vom 29. Juli 2010 heißt. Entsprechende Dialogboxen der Software seien "obligatorisch".

Wie die britischen IT-Experten dokumentierten, sammeln allerdings alle Apple-Geräte die Daten über die Mobilfunkzellen und WLAN-Netze, in denen sich iPhones und iPads bewegt haben - und zwar ohne Nutzer dafür um Erlaubnis zu fragen.

Leutheusser-Schnarrenberger erklärte nun, Apple könne das so verloren gegangene Vertrauen nur mit einer "schonungslosen Aufklärung und Transparenz" zurückgewinnen. Apple müsse sich dafür auch mit deutschen Datenschützern zusammensetzen und "Einblicke in die Speicherpraxis gewähren", sagte die Ministerin.

Das für Apple zuständige bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht hatte den Konzern bereits vor Ostern aufgefordert, zu den Vorwürfen in Sachen Datenschutz bis zum 10. Mai Stellung zu nehmen. Apple hatte im April erst nach einer Woche mit einer Erklärung auf die Vorwürfe reagiert.

Der Konzern sprach in den USA von einem "Softwarefehler". Apple hatte überdies angekündigt, "in den nächsten Wochen" ein Softwareupdate für iPhones und iPads zur Verfügung zu stellen, mit dem die Speicherung der Ortungsdaten auf eine Woche begrenzt werde.

Die Aktualisierung der Geräte über das Netz stand am Dienstag weiter aus. Die erfassten Daten dienten überdies der schnellen Ortung der Nutzer, auf die etwa Navigationsprogramme zurückgreifen müssten, so Apple in der bisher einzigen Erklärung.

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