SSX:"Lord of the Boards"

Pünktlich zum Schneefall veröffentlichte Sport-Primus EA unter dem neu gegründeten BIG-Logo das "SSX" für die Playstation 2. Fortan dürfte die Wahl schwierig sein, ob man ein verschneites Wochenende in den Bergen oder vor dem Bildschirm verbringt.

Gerd Hilber

Als vor rund drei Jahren Frontfrau Sandra ihr "Lord of the Boards" ins Mikro brüllte, war es vollbracht: Das Snowboarden hatte endgültig sein Underground-Dasein aufgegeben und wurde zur Wintertrendsportart schlechthin. Der Wandel zur salonfähigen Subkultur inklusive eigener Ausdrucksformen und Fachsimpeleien à la "360°-Indy-to-Fake" war ebenfalls geglückt. Seitdem gewinnen die Schneesurfer jährlich unzählige neue Jünger hinzu, die dem Skifahren auf ewig abschwören. Bei so viel Erfolg dürfen natürlich Softwareumsetzungen der Bretter, die nun die Winterwelt bedeuten, nicht fehlen.

SSX: Bewertung: 5 = super / 4 = schön / 3 = nett / 2 = geht so / 1 = bescheiden / 0 = daneben

Bewertung: 5 = super / 4 = schön / 3 = nett / 2 = geht so / 1 = bescheiden / 0 = daneben

(Foto: Screenshot: SSX)

Eines vorweg: "SXX" könnte wohl das erste Spiel sein, das auch nur annähernd die "Emotion Engine" von Sonys Wundermaschine ausreizt. Auf acht unterschiedlichen, extrem detailverliebten Pisten in aller Welt darf nach Herzenslust gerast, getrickst und abgekürzt werden. Die leicht futuristischen, grafisch opulenten Strecken, von denen zu Spielbeginn nur eine freigeschaltet ist, beinhalten neben zahllosen, vielfarbigen Lichtquellen ein Heer an Objekten und versteckten Passagen, die einem in den spannenden Bordercross-Rennen oftmals den entscheidenden Zeitvorteil bescheren, um als Erster die Ziellinie überqueren zu können.

Wer es jedoch erst mal ruhiger angehen möchte, sollte den Freeride-Modus wählen. Hier dürfen sowohl Steuerung und Tricks erprobt als auch die Tücken der Abfahrten ohne Zeitdruck und drängelndes Verfolgerfeld erkundet werden. Profis mit Skiwachs im Blut stürzen sich dagegen sofort auf das normale Rennen oder den schwieriger zu bewältigenden Show-Off-Wettbewerb, der nur durch eine Kombination aus rasantem Fahrstil und halsbrecherischen Trickmanövern zu gewinnen ist. Denn nur wer eine vorgegebene, astronomisch hohe Punktezahl nach den bis zu acht Minuten (!) langen Abfahrten auf seinem Konto vorweisen kann, wird mit wertvollem Edelmetall geehrt. Die eingeheimsten, virtuellen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen schalten nach und nach weitere vier Boarder-Jünger und natürlich die fehlenden sieben Kurse, die im Verlauf immer anspruchsvoller und abgedrehter werden, frei. Jeder der insgesamt acht Schneesurfer verfügt über unterschiedliche, ausbaufähige Attribute und ein eigenes Sprungrepertoire, das ausführlich in den Trickbooks beschrieben wird.

Werden genügend der rund 50 verschiedenen, frei miteinander kombinierbaren Methods, Mutes, Grabs, Nosebones, Stalefishes und Slides im Rennen gezeigt, darf man sich wie ein Barbie-Junkie über neue flippige Outfits und noch coolere Boards freuen. Gestandene Big-Jumps füllen zudem den so genannten Adrenalin-Boost auf, der den Spieler - durch Wischeffekte spektakulär in Szene gesetzt - für kurze Zeit extrem beschleunigt und somit dessen Gewinnchancen erheblich erhöht.

Schlichtweg grandios ist die Sounduntermalung des Boarderevents. EA schien keine Kosten und Mühen gescheut zu haben, um das richtige "Flying High"-Feeling vermitteln zu können. So wurde kein anderer als Mixmaster Mike (DJ der Beasty Boys) engagiert, um eine neue Art des interaktiven Soundtracks zu entwickeln. Das Ergebnis kann sich wahrhaftig hören lassen: Je nach Situation werden bestimmte Spuren der bassigen Funk- und HipHopklänge ausgeblendet oder fließend neu gemischt. Während waghalsiger Sprünge setzt daher oftmals die Melodie aus, und es entsteht ein akustischer Zeitlupenmoment, der den Atem stocken und den Spieler erst bei gekonnter Landung wieder verschnaufen lässt. Ganze 15 Tracks bekannter Szeneacts wie Aphrodite, Politika, Rasmus, Rahzel und vom Mischmeister persönlich fanden den Weg auf die lila Scheibe. Einzig die etwas gewöhnungsbedürftige Steuerung und vereinzelt auftretende Slowdowns - besonders im spaßigen Zwei-Spielermodus - rütteln ein wenig am Thron des "Lord of the Boards".

SSX, CD-Rom für Playstation 2, Electronic Arts, zirka 120 Mark.

Quelle: Teleschau - der Mediendienst

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