Spieletipps fürs Wochenende:Höllenritt durch fantastische Szenen

Düstere Verliese, Kugelhagel in Schwarz-Weiß oder blitzschnelle Ninjas gegen Killerroboter aus dem All: Die Computerspiele "Ikaruga", "Titan Souls", "10 Second Ninja" und "Diehard Dungeon" sind unsere Spiele-Geheimtipps für das Wochenende.

Von Matthias Huber

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Spieletipps fürs Wochenende:Titan Souls

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Quelle: Screenshot: Titan Souls

Düstere Verliese, Kugelhagel in Schwarz-Weiß oder blitzschnelle Ninjas gegen Killerroboter aus dem All: Die Computerspiele "Ikaruga", "Titan Souls", "10 Second Ninja" und "Diehard Dungeon" sind unsere Spiele-Geheimtipps für das Wochenende.

Was kommt dabei heraus, wenn ein Programmierer ein Wochenende Zeit hat, um ein Computerspiel zu entwickeln? Die Antwort darauf sucht seit dem Jahr 2002 "Ludum Dare", ein regelmäßiger "Game Design Jam". Hier geht es eher um kreatives und innovatives Spieledesign als um spektakuläre Grafik. Und eines der mehreren Tausend Spiele, die im Rahmen von "Ludum Dare" entstanden sind, heißt Titan Souls.

Das Prinzip heißt Reduktion: Wo andere, aufwändige Spiele mit unzähligen Waffen, Aufgaben und Gegnertypen locken, kommt Titan Souls bewusst puristisch daher. Die vier Richtungstasten steuern den Pixelhelden nach oben, unten, rechts oder links. Ein Druck auf Z lässt ihn ausweichend zur Seite rollen, mit der X-Taste schießt er einen Pfeil ab.

Und immer wieder dieser Pfeil: Warum nur hat sich der Held nur mit einem einzigen Pfeil auf den Weg gemacht, die vier Titanen in der namenlosen und ansonsten unbewohnten Welt zu besiegen? Immerhin, ein weiterer Druck auf die X-Taste zieht den Pfeil zurück zum wackeren Recken. Aber es dauert quälend lange, bis dieser endlich ankommt, und der Held bereit zum Schuss ist - und sich überhaupt erst wieder bewegen kann.

Mit dieser spartanischen Bewaffnung soll der Spieler nun also vier kolossale Monster bezwingen. Ein wohlgezielter Schuss wäre jeweils genug. Doch die verwundbare Stelle, die er dazu treffen muss, ist nur für Sekundenbruchteile zugänglich - und auf den Helden prasseln Felsbrocken und anderes Ungemach herein. Auch für ihn gilt: Einmal getroffen werden, und der Spieler muss von vorne anfangen.

Was frustrierend klingt, ist tatsächlich befriedigend: Titan Souls führt seinen Spieler nie unfair hinters Licht, sondern verlangt höchste Konzentration. Nicht nur beim Namen lehnt sich das Spontanprojekt also an die für ihren unnachgiebigen Schwierigkeitsgrad beliebte Konsolenspielreihe Dark Souls an. Und macht, wenn auch nicht für so viele Stunden wie das große Vorbild, kaum weniger Spaß.

Linktipp: Das Spiel selbst - gratis zum Herunterladen oder direkt im Browser spielbar.

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Spieletipps fürs Wochenende:10 Second Ninja

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Quelle: Screenshot: Mastertronic

"Nebenmissionen für 50 Stunden Spielzeit": Das ist so ein Feature, das auf Spielepackungen heutzutage gerne beworben wird. Dahinter steckt oft die große Eintönigkeit, die immer gleichen Level, Gegner und Aufgaben.

Und dann gibt es Spiele wie 10 Second Ninja. Hier tickt die Uhr unerbittlich. Eine Handvoll Roboter stehen auf Plattformen, zwischen ihnen lauern mit Fallen gespickte Abgründe. Ein Schwerthieb oder ein gut gezielter Wurfstern zerlegt sie in ihre Einzelteile - wenn der kleine blaue Ninja-Krieger es rechtzeitig in Schlag- oder Wurfreichweite schafft. Die namensgebenden zehn Sekunden darf der Spieler maximal brauchen, um alle Roboter auszuschalten. Will er auf den Online-Highscore-Listen mitmischen, dann ist auch das viel zu lang.

Klingt hektisch? Ist es auch. Aber es hat schon beinahe etwas olympisches, wenn man das selbe Level bereitwillig zum 51. Mal startet, um für die nächste Bestzeit noch irgendwo eine oder zwei Hundertstelsekunden herauszuschlagen.

In der englischen Version des Spiels werden die Gegner übrigens von einem außerirdischen Roboter-Hitler ins Feld geschickt - und tragen deshalb ein Hakenkreuz auf der Brust. Für die deutsche Fassung sparten sich die Entwickler diese Albernheit, um dem Eingreifen deutscher Behörden vorzubeugen.

Linktipp: Kill Screen Daily findet, dass sich mit genug Übung und Konzentration mitten im hektischen Treiben sogar ein Zustand der Zen-Entspannung erreichen lässt.

10 Second Ninja ist als Download-Titel erhältlich für PC und Mac.

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Spieletipps fürs Wochenende:Ikaruga

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Quelle: Screenshot: Steam/Treasure

Angeblich geht es bei diesem Spiel darum, ein Dorf vor einer außerirdischen Bedrohung zu retten. Aber sind wir ehrlich: Wenn man in einem futuristischen Raumschiff unterwegs ist und sich gerade mehrere Hundert Geschosse auf dem Bildschirm überschlagen, denen es auszuweichen gilt, dann ist die Geschichte egal. Und um von ihr überhaupt etwas mitzukriegen, müsste man sowieso bei Wikipedia nachlesen.

In dieser Hinsicht ist der Arcade-Klassiker Ikaruga keine Ausnahme. Das grundlegende Prinzip - der Spieler steuert in der Draufsicht ein Gefährt über den Bildschirm, von oben oder von der Seite kommen Gegner in vordefinierten Mustern angeflogen, die man abschießen muss - ist uralt. So oder so ähnlich gibt es das seit den Space Invaders von 1978. Ikaruga aber ist gerade so anders, dass es seit fast 13 Jahren als einer der besten Vertreter seines Genres gilt.

Das japanische Spiel erweitert das simple Geballere um einen spannenden Twist: Gegner treten in zwei "Polaritäten" auf, weiß oder schwarz, und auch das eigene Raumschiff kann die Farbe wechseln. Ein weißes Raumschiff schießt mit weißen Kugeln und ist nicht nur immun gegen weiße Geschosse, sondern sollte von diesen sogar möglichst getroffen werden, um die Energieleiste für einen besonders starken Raketenangriff aufzuladen. Nur ein Treffer durch einen schwarzen Strahl oder Schuss bedeutet Game Over. Ist das Raumschiff auf die schwarze Polarität gestellt, gilt der umgekehrte Fall.

Im Design der fünf Level ermöglicht das fantastische Szenen. Der Spieler manövriert das Schiff durch ein dichtes Netz weißer und schwarzer Kügelchen, sucht nach dem richtigen Muster und Timing, um die eigene Polarität umzuschalten - und versucht ganz nebenbei, durch geschicktes Aneinanderreihen gleichfarbiger Abschüsse auch noch auf der Highscore-Liste nach vorne zu kommen.

In Fan-Kreisen nennt man Spiele wie Ikaruga auch "Bullet-Hell-Shooter". Anders als bei einfacheren Genre-Vertretern hat es hier der Spieler mit einer gewaltigen Anzahl an Geschossen zu tun. Dafür gibt Ikaruga seinem Spieler aber auch eine extrem präzise Steuerung in die Hand, und überprüft wirklich pixelgenau, ob das Bild des Raumschiffs nun von einer Kugel getroffen wurde oder nicht. Fehlerfrei durch das dichte Geflecht tödlicher weißer und schwarzer Kugeln zu manövrieren, gleicht dennoch einem Höllenritt.

Linktipp: Wer sich nicht selbst an den höchsten Schwierigkeitsgrad herantraut, kann auf Youtube bewundern, wie man sich fehlerfrei durch die fünf Level schießt.

Ikaruga ist bereits 2001 für japanische Spielhallenautomaten erschienen, es folgten Versionen für die Spielkonsolen Dreamcast, GameCube und Xbox. Eine PC-Version für den Download-Service Steam gibt es seit 18. Februar 2014.

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Spieletipps fürs Wochenende:Diehard Dungeon

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Quelle: Screenshot: Tricktale

Finstere Angelegenheit: Da erwacht der namenlose Held irgendwo in einem dunklen Keller, findet im Nachbarraum ein Schwert - und muss sich damit sofort gegen anstürmende Angreifer verteidigen: Abgerissene Banditen, träge Oger, mehrköpfige Monster.

Zum Glück ist der Held in Diehard Dungeon nicht ganz allein: Eine magische Truhe, die geradewegs aus den Scheibenwelt-Romanen von Terry Pratchett stammen könnte, folgt ihm auf Schritt und Tritt und sammelt treu all jene Goldmünzen und Diamantringe ein, die aus den unzähligen zerschlagenen Holzkisten und Tonkrügen herausklimpern. Dann gibt es da noch die Feuerwaffe. Das ist eine Pistole, die einen Sprengsatz abschießt, der kurz nach dem Aufprall explodiert - und somit gegen schwerer gepanzerte Gegner oft die einzige wirksame Waffe darstellt.

Fehlt nur noch der charakteristische Rundumschlag mit dem Schwert, dann würde Diehard Dungeon komplett nach den Action-Passagen aus dem SNES-Klassiker Legend of Zelda: A Link to the Past aussehen. Das Midi-Gedudel auf dem Soundtrack und die liebevoll gezeichnete Grafik im 16-Bit-Stil verorten das Independent-Spiel in einer Reihe mit den ganz großen Genre-Klassikern, auch wenn sich hinter Diehard Dungeon nicht die vielen Stunden Spiel verbergen, die A Link to the Past legendär machen.

Diehard Dungeon ist ein sogenannter "Roguelike". Das sind verhältnismäßig kurze Action- oder Rollenspiele, deren Spielumgebung aber bei jedem Programmstart zufällig generiert wird. Dafür fängt man immer wieder ganz von vorne an, kann keine einmal vom Spiel erstellte Herausforderung ein zweites Mal versuchen. Kommt man also einmal nicht weiter, kann schon beim nächsten Versuch alles anders aussehen. Dafür bleibt nach den überstandenen Gefahren das schale Gefühl, dass man vielleicht gerade nur einen besonders einfachen Durchgang erwischt hat.

Diehard Dungeon ist im Sommer 2013 für die Xbox 360 erschienen - und am 5. März auch für PC auf der Download-Plattform Steam.

© Süddeutsche.de/mri/rus
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