Süddeutsche Zeitung

Spieletest:Tekken 7 - es gibt immer einen Grund für einen Roundhouse-Kick

Im siebten Teil der Prügel-Reihe dreschen Vater und Sohn Mishima wieder aufeinander ein. Anfänger brauchen Geduld, um die komplexen Schläge zu erlernen.

Spieletest von Caspar von Au

Angespielt, nicht durchgespielt: Unsere Games-Kurzkritik "Screenshot" beantwortet Fragen zu den neuesten Computer- und Videospielen auf allen gängigen Plattformen. Und gibt einen ersten Eindruck, worauf Sie sich bei einem neuen Spiel freuen können - und wann Sie lieber noch skeptisch sein sollten.

Worum geht es in "Tekken 7"?

Ein schneller Kinnhaken, ein Tritt in den Bauch, ein Sprung ins Kreuz. Wer in der Welt von "Tekken 7" etwas zu bereden hat, der lässt lieber sofort die Fäuste sprechen. Egal ob ein Streit zwischen Vater und Sohn, nach dem Aufwachen in einem Krankenhausbett oder beim Geschäftsbesuch: Ergebnis oder Vorspiel eines Aufeinandertreffens bedeuten immer Prügelei. Für die Tekken-Reihe, deren Spiele seit jeher zum Beat-'em-up-Genre zählen, ist das nichts Neues, in der Handlung des Spiels führt das zu den genannten absurd anmutenden Momenten.

Informationen zum Spiel

"Tekken 7" ist am 2. Juni 2017 für PC, Playstation 4 und Xbox One erschienen.

Tekken 7 erzählt das finale Kapitel der nun mehr als 20 Jahre währenden Fehde der Familie Mishima. Heihachi Mishima, ein Muskelberg mit Halbglatze, die verbleibenden grauen Haare zu Hörnern gegelt, kämpft wieder mal um die Weltherrschaft. Seine größten Feinde: sein Sohn Kazuya Mishima und sein Enkel Jin Kazama, die beide ebenfalls die Herrschaft über die Welt übernehmen wollen. Die Familienfehde hat einen Weltkrieg ausgelöst, der Städte und Länder auf der ganzen Welt in Ruinen verwandelt hat.

Der Spieler erlebt die Geschichte dieser Fehde aus der Sicht eines Journalisten, der die Wahrheit über die Familie Mishima herausfinden möchte, jedoch ohne diese Figur steuern zu können. Stattdessen schlüpft der Spieler in die Rolle der Kämpfer der verschiedenen Konfliktparteien. Mal kämpft er als Heihachi, mal als Kazuya oder als Alisa - ein weiblicher Android mit pinken Haaren und Kettensägen-Armen. Den deutlich umfangreicheren Part nehmen die vom Story-Modus losgelösten Duelle ein: Spieler können in verschiedenen Modi gegen computergesteuerte Gegner kämpfen oder sich mit echten Gegnern an derselben Konsole, oder über das Internet mit anderen Spielern duellieren. Vor jedem Kampf können sie aus mehr als 30 Kämpfern wählen.

Was sieht vielversprechend aus?

Manchmal etwas konfus, aber erfrischend erzählt: Der Story-Modus in Tekken 7 zeigt eine Chronologie der Geschehnisse seit dem ersten Tekken (1995). Immer wieder werden dazu Videosequenzen in der Originalgrafik aus den älteren Spielen der Reihe eingeblendet. Das Spiel liefert eine auch für Neulinge verständliche Zusammenfassung der Mishima-Fehde - solange sie sich von den häufigen Perspektivwechseln und Zeitsprüngen nicht verwirren lassen.

Abseits der Handlung ist Tekken 7 alles, was sich Fans der Reihe von dem Spiel erwarten dürften: ein Fighting-Spiel, bei dem es vor allem auf Taktik und Fingerfertigkeit ankommt. Wer nicht nur irgendwelche Knöpfchen drücken möchte, kann für jeden spielbaren Charakter Dutzende von Befehlsketten auswendig lernen, um den Gegner mit besonders verheerenden Kombinationen aus Tritten und Schlägen mehr Schaden zuzufügen. Mit zwei Tasten lassen sich die Arme des Kämpfers kontrollieren, mit zwei Tasten die Beine. Die Tasten in der richtigen Reihenfolge gedrückt, kann Heihachi zum Beispiel blitzschnell auf den Gegner zuschießen und ihn mit einem Aufwärtshaken zu Boden werfen. Kazuya beherrscht einen Roundhouse-Kick mit anschließender Dreifachdrehung kombiniert mit weiteren Tritten.

Fast jeder Angriff lässt sich mit der richtigen Bewegung im richtigen Moment abwehren. Auch für erfahrene Tekken-Spieler sind einige neue Kniffe hinzugekommen: Steht der eigene Kämpfer kurz vor dem K.O., kann der Spieler mit sogenannten Rage Arts und Rage Drives noch einmal letzte Kräfte mobilisieren, um den Ausgang des Duells doch noch umzubiegen. Der "Power Crush" pariert gegnerische Angriffsketten, um dann zum Gegenschlag auszuholen.

Warum sollte man trotzdem kritisch sein?

Bei Tekken 7 steht Finesse zu im Vordergrund. Sie zu erlernen, erfordert viel Geduld. Anfänger können zwar problemlos computergesteuerte Gegner verprügeln, aber gegen erfahrene andere Spieler sind sie ohne das nötige Wissen chancenlos. Wer keine Lust hat, sich durch die langen Befehlslisten zu scrollen, kann schnell den Spaß am Spiel verlieren.

Die Playstation-Version des Spiels verfügt über einen Virtual-Reality-Modus, der mit dem VR-Headset für die Konsole funktioniert. Der entpuppt sich beim Ausprobieren jedoch eher als Gimmick, weniger als ernsthafte Möglichkeit, einen modernen Spielmodus auszuprobieren. Spieler können per VR in einem Endloskampf ohne Sieger gegen einen Computergegner antreten - allerdings nicht aus der Ich-Perspektive, er schaut weiterhin von außen auf die Kämpfer. Nett ist der Zeitlupenmodus, der per Knopfdruck aktiviert werden kann.

Als Kaufgrund für Tekken 7 sollte der VR-Modus genauso wenig gelten wie die im Vergleich zu den Vorgänger-Spielen verbesserte Grafik, die nicht auf einer eigenentwickelten Grafik-Engine basiert, sondern auf der Unreal-Engine-4. Allerdings ist die mittlerweile auch schon drei Jahre alt. Die Kampfarenen wirken zwar deutlich hübscher, die Bewegungen der Kontrahenten runder als bei den Vorgängern, aber mit der Grafik anderer aktueller Titel kann das neue Tekken nicht mithalten. Um die Tritte und Schläge akkurat einzusetzen, ist allerdings auch wichtiger, dass das Spiel flüssig läuft - und das tut es.

Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?

Im hohen Bogen schleudert Heihachi Mishima seinen bewusstlosen Spross Kazuya die Klippen hinunter. Tekken 7 beginnt mit dem Anfang der Fehde zwischen Vater und Sohn. Kazuya ist voller Hass gegenüber Heihachi, weil dieser die Mutter im Kampf getötet hat. In seinem ersten Brief an den Vater schreibt er: "Eines Tages werde ich dich in Stücke reißen!"

So kommt es auf einer Klippe zu einem Kampf zwischen Kazuya und Heihachi. Vergeblich wehrt sich der Spieler als der jugendliche Kazuya gegen die mächtigen Schläge und Tritte des Vaters. Als er schließlich K.O. geht, muss er mit ansehen, wie Heihachi seinen Sohn vermeintlich in den Tod wirft. "In einem Kampf geht es darum, wer als letztes steht", sagt er. "Um nichts anderes."

"Tekken 7" ist am 2. Juni 2017 für PC, Playstation 4 und Xbox One erschienen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3538085
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/jab/mane
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.