Süddeutsche Zeitung

Spam:Eine der größten Nervensägen des Internets muss ins Gefängnis

Nach zwei Jahrzehnten endet die Karriere des "Königs des Spam". Sanford Wallace hat Millionen unerwünschte Facebook-Nachrichten und Werbemails verschickt.

Sanford Wallace hat zu viel auf Facebook geschrieben. Viel zu viel. Der 47-Jährige Amerikaner hatte auf dem Netzwerk en masse fremde Konten übernommen und 27 Millionen Nachrichten mit unerwünschter Werbung verschickt. Für diese extreme Form des Spammings hat ihn ein Gericht in Kalifornien nun zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Damit endet die Karriere eines der berühmtesten Spammer der Welt, die lange nicht zu bremsen schien.

Was für Millionen von Internet-Nutzern nervtötend ist, war für Wallace Berufung. Mehr als zwei Jahrzehnte lang arbeitete er an seinem Ruf als "König des Spam" (Medien verpassten ihm auch den Titel "Junk-Mail-Tycoon" und "Spamford Wallace"). Schon in den Neunzigerjahren verschickte er Millionen von Junk-E-Mails pro Tag aus seinem Büro in Pennsylvania.

Gelernt hatte er das Geschäft in der Zeit vor dem Internet: mit Junk-Faxen, die für Restaurants oder Steinsalz warben (und den zusätzlichen Nachteil für Empfänger hatten, dass sie massenhaft Faxpapier verschwendeten). Schon 1998 hatten ihn mehr als 20 Internetanbieter gesperrt. Zwischendurch legte Wallace Nutzer herein, indem er ihre Computer gezielt mit Viren infizierte und ihnen dann Werbung für Schutz-Software schickte. Neben seiner Spam-Karriere legte er für 400 Dollar die Woche als "DJ MasterWeb" in einem Club auf.

Wie Wallaces' Facebook-Spam funktionierte

Die US-Handelskommission, Internetanbieter wie AOL, das FBI und Anti-Spam-Aktivisten waren hinter ihm her. Wallace spammte weiter. Gerichtsverfahren, Strafzahlungen und technische Blockaden hielten ihn nicht davon ab, Internetnutzer mit Werbung zu bombardieren.

Dass Wallace Facebook als neues Betätigungsfeld entdeckte, wurde ihm zum Verhängnis. Hatte er mit seinem Geschäftsmodell zwischenzeitlich Millionen verdient, ist er seit 2009 bankrott - seit einem Zivilprozess in eben jenem Fall, der ihn nun in Haft bringt, schuldet er Facebook 711 Millionen Dollar (der Konzern wollte sieben Milliarden). Fünf Monate lang hatte Wallace zwischen 2008 und 2009 eine Armada von 500 000 Nutzerkonten übernommen. Er kaperte die Konten mit einem automatisierten Programm und verschickte unter anderem an alle Freunde des Kontoinhabers gefälschte Nachrichten, die diese auf Webseiten weiterleiteten.

Wallace kassierte dafür Geld vom Seitenbetreiber und übernahm zugleich die Zugangsdaten der ahnungslosen Nutzer. So konnte er dann auch deren Konten knacken und das Spiel begann von vorne. Die Masche hatte er zuvor schon auf Myspace erprobt: Auf Links, die vermeintlich von Freunden kommen, klicken Nutzer viel häufiger als auf offensichtliche Werbung.

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Sz.de/jab/kjan
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