Soziale Netzwerke:Wo die Reichen, Schönen und Haustiere sich treffen

Facebook? Viel zu viel los da und ständig ungebetene Gäste. Wer verlässliche Bande knüpfen will, der sollte sich anderswo im Netz umsehen. Eine Auswahl außergewöhnlicher sozialer Netzwerke.

Neulich hat die Putzfrau nachgefragt. Ob wir nicht Freunde werden wollen. Auf Facebook. Nichts gegen Putzfrauen. Aber: Kennen die nicht schon aus unserem echten Leben mehr schmutzige Details, als uns lieb ist? Sollen wir sie tatsächlich auch noch an unserem virtuellen Leben teilhaben lassen?

Freundschaft, das war einst ein Ort für große Gefühle und kleine Geheimnisse. Seit es Facebook gibt, ist es vorbei mit der Geborgenheit - zumindest im Internet. 40 Millionen Deutsche haben sich in einem sozialen Online-Netzwerk angemeldet.

Drei von vier Leuten, die regelmäßig im Internet unterwegs sind, tummeln sich auf den virtuellen Treffpunkten, wie eine Studie im Auftrag des IT-Verbands Bitkom ergeben hat. Und jeder zweite von ihnen ist bei Facebook. Das Netzwerk wird von milliardenschweren Investoren umgarnt - und für seine Mitglieder immer unübersichtlicher.

Da kann es schon mal passieren, dass ein Mädchen zu ihrem 16. Geburtstag aus Versehen 15.000 Leute einlädt. Oder dass ein aufstrebender CDU-Politiker einen Teenager auf Mitte 20 schätzt - und damit seine Karriere ruiniert.

Wie lange knüpfen wir noch virtuelle Bande?

Unter Internetnutzern, die jünger als 30 sind, so steht es in dem Bitkom-Papier, ist beinahe jeder bei einem sozialen Netzwerk. Überhaupt diese Jungspunde: Fast jeder Dritte hat mehr als 200 Personen in seiner Kontaktliste. Netzwerker jenseits der 50 hingegen, die wissen noch, dass Freunde etwas Besonderes sind: Sie begnügen sich auch im virtuellen Raum mit weniger als 30.

Wenig spricht dafür, dass die Welt demnächst übersichtlicher wird. Im Internet schon gar nicht. Stellt sich also die Frage: Wie lange knüpfen wir noch immer mehr virtuelle Bande? Schon heute, auch das berichteten die für die Studie Befragten, stören sich die Leute am meisten an unangenehmen Annäherungsversuchen. Jeder vierte, der sich bei einem sozialen Netzwerk angemeldet hat, ärgert sich darüber, wenn sich jemand im Internet mit ihm anfreunden will, um den er ansonsten einen Bogen macht.

"Ich bin allein, aber glücklich"

Laut waren die Lobeshymnen, die hierzulande zum Start von Google+ angestimmt wurden. Das ist das soziale Netzwerk, das der Suchmaschinenbetreiber Google seit wenigen Wochen knüpft, um sich vom aufstrebenden Internetrivalen Facebook nicht all die attraktiven Werbeanzeigen im Netz wegschnappen zu lassen.

"Ich bin allein, aber glücklich", jubelte beispielsweise eine Autorin der bedächtigen Wochenzeitung Die Zeit. Ein bisschen sei das, wie eine neue Wohnung zu beziehen. "Mein altes soziales Netzwerk Facebook erinnert dagegen an eine dezent zugemüllte Studentenbude, in der ständig fremde Leute zu Gast sind."

Keine vier Wochen ist das her - und schon Geschichte. Weltweit hat Google+ bereits 25 Millionen Mitglieder eingesammelt. Und neulich hat dieses Ding vorgeschlagen, man könne doch Frank-Walter Steinmeier in einen der dortigen Freundeskreise ziehen.

Nichts gegen Steinmeier. Aber wer wirklich unter sich bleiben will, sollte sich einen anderen Treffpunkt im Netz suchen. Die SZ sagt, wo. (Text: Varinia Bernau)

Für Schöne: beautifulpeople.com

Für Schöne: beautifulpeople.com

beautifulpeople.com

Nicht immer reich, aber schön: Das Netzwerk Beautifulpeople.com

(Foto: Screenshot)

Robert Hintze provoziert gern: "Andere Netzwerke sind ein Dschungel voller Flusspferde und Warzenschweine. Wir sind ein Reservat für Leoparden und Gazellen." Der Gründer von beautifulpeople.com setzt, wie er selbst sagt, auf "das Grundprinzip menschlicher Natur": Jeder fühle sich zu attraktiven Leuten hingezogen.

Eine Dating-Plattform funktioniere daher besonders gut, wenn sich ausschließlich schöne Menschen präsentieren. Alle anderen: bitte draußen bleiben! Wer sein Profil auf beautifulpeople.com sehen will, muss sich 48 Stunden lang der Gruppenkritik stellen. Ein Foto wird von den bereits aufgenommenen Mitgliedern des anderen Geschlechts bewertet.

Geben die mehrheitlich grünes Licht, gehört man dazu und hat, wie die Internetseite vollmundig verspricht, "Zugang zu den attraktivsten Menschen vor Ort und weltweit". 700.000 Leute sind registriert. Vor neun Jahren ging die Seite in Dänemark online, seit 2009 ist der Dating-Dienst weltweit verfügbar.

Am erfolgreichsten ist er in den USA, doch auch in Brasilien und Russland und Großbritannien wollen erstaunlich viele Menschen wissen, ob sie gut genug für den exklusiven Klub sind. Nur jeder siebte Bewerber tatsächlich kommt durch.

Die Website stand lange in dem Ruf, zwar nicht politisch korrekt, aber ehrlich zu sein. Doch nachdem viele vermeintliche Warzenschweine ihren Selbstversuch à la "Bin ich schön?" abgehakt haben, verliert sie an Anziehungskraft: Seit 2010 gibt es die Dienste von beautifulpeople.com nur noch gegen Bezahlung. Gut aussehen allein reicht einfach nicht mehr. (Text: Charlotte Theile)

Für Reiche: A Small World

asmallworld.net

Nicht immer schön, aber reich: A Small World.

(Foto: Screenshot)

Für Reiche: asmallworld.net

Reiche bleiben gerne unter sich - auch im Internet. Das Netzwerk "A Small World" soll diesem Wunsch gerecht werden. Mehr als 600.000 Mitglieder zählt die kleine Welt, die sich Nutzer nicht mit dem vermeintlichen Proletariat anderer Netzwerke teilen müssen. Als eine Art Facebook für Millionäre wird die exklusive Online-Plattform gerne bezeichnet.

Patrick Liotard-Vogt, Schweizer Jungunternehmer und Besitzer von ASW, will mit den elitären Mitgliedern natürlich kräftig Geld verdienen: Ein Netzwerk voller Nutzer, die den gleichen Lebensstil führen und ein gemeinsames Interesse an Luxusgütern teilen - wo sonst erreichen Hersteller von teuren Autos und kostspieligen Uhren ihre Zielgruppe leichter?

Zu den Mitgliedern zählen Unternehmer, Schauspieler, Models, Adelige, Erben. Sie diskutieren auf der Website über die schicksten Restaurants der Welt, schreiben Stellen aus (Sommelier in New York), verkaufen ihre Habseligkeiten (Geige für 130.000 Euro) und bieten Immobilien feil (Villa in Dubai für zwei Millionen Euro).

Dazugehören darf nur, wer von einem Mitglied eingeladen wird. Selbst bewerben kann man sich nicht. Doch jemanden zu kennen, der einem Eintritt verschafft, ist nicht so schwer, wie es zunächst klingen mag. Wer es in die digitale Welt der Reichen und Schönen schafft, bemerkt: Längst nicht jeder hier hat schon seine erste Million beisammen.

Zumindest scheinen Jungmanager, Berater, Bankangestellte, Kreative, Journalisten und BWL-Studenten in der Überzahl zu sein. (Text: Oliver Bilger)

Für Hungrige: Mitesszentrale.de

Mitesszentrale

Nicht immer reich und schön, aber hungrig: Mittesszentrale.de

(Foto: Screenshot)

Für Hungrige: Mitesszentrale.de

Bei der Mitesszentrale geht es nicht um Bits und Bytes. Da gibt es was zu beißen.

Die Plattform richtet sich nicht an die Freaks, die sich von ihren Computerbildschirmen gar nicht mehr lösen können. Wer sie nutzt, der verbringt zwar viel Zeit in dem Netzwerk, aber dennoch fernab des Internets: ein Netzwerk für alle, die das Netz nur als Mittel zum Zweck begreifen.

Und selbst der Zweck ist ziemlich retro: ein gemütliches Essen in heimeliger Atmosphäre, selbstgemacht versteht sich. Allerdings, und das erscheint den digital natives wohl recht ausgefallen, sehen sich die Teilnehmer bei Tisch zum ersten Mal.

Sie verabreden sich auf mitesszentrale.de: Wer für andere kochen will, stellt seine Einladung einfach auf die Seite. Stadt, maximale Anzahl der Gäste, Beginn und Art der Mahlzeit werden dort angegeben. Bioküche, mediterran, koreanisch, so lauten die Kategorien auf der Website - doch auch zum laktosefreien Mittagstisch oder zum Essen mit Kindern kann man sich verabreden.

Etwa 6000 Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben hier ein Profil. Wer mitessen will, muss den Selbstkostenanteil an Lebensmitteln zahlen - ähnlich wie bei der Mitfahrzentrale, wo sich alle Beteiligten die Spritkosten teilen. Wer zum Essen einlädt, darf kein Geld verdienen.

"Du isst nicht allein" heißt der Wahlspruch des Netzwerks - und nur darum geht es. Günstig und gut zu Abend essen, fremde Leute aus der eigenen Stadt kennenlernen. Eine echte Alternative zur einsamen Pizza aus dem Pappkarton vorm Computer. (Text: Charlotte Theile)

Für Haustiere: MySocialPetwork.de

MySocialPetwork

Womöglich hungrig, aber ziemlich sicher vierbeinig: My Social Petwork.

(Foto: Screenshot)

Für Haustiere: MySocialPetwork.de

Viel wurde schon geschrieben über die innige Beziehung des Menschen zu seinem Haustier. Über die Jahre gleichen sich Hund und Herr optisch aneinander an, hieß es, oft so sehr, dass nur aufmerksamste Beobachter sie noch zu unterscheiden vermögen.

Doch wer äußere Ähnlichkeiten für den Gipfel der Zuneigung hielt, der irrt. Wahre Tierfreunde nämlich identifizieren sich vollständig mit Hamster und Wellensittich und verwenden schließlich sogar deren Namen. Gibt's nicht? Gibt's doch.Glaubt zumindest der deutsche Medienkonzern Klambt.

Der will an diesem Mittwoch mysocialpetwork.de starten, ein soziales Netzwerk für Haustiere. Da kann sich dann Hamster Hugo mit dem Schäferrüden Heino anfreunden, Kakadu Hansi kann Katze Mitzi zum Geburtstag gratulieren. Natürlich können auch Fotos hochgeladen werden: Vom letzten Ausflug mit der Transportbox zur Bandwurm-Impfung vielleicht.

Ob es dann auch einen "Gefällt mir"-Button geben wird? Mit Pfote-hoch-Symbol? Egal. Man freue sich, "der tierlieben Generation Facebook eine Plattform bieten zu können", heißt es vom Unternehmen. Mit zielgruppengerechten Angeboten kennt man sich bei Klambt eigentlich aus, schließlich gibt der Verlag Klassiker heraus wie Welt der Frau, Frau mit Herz, Woche der Frau oder auch Die neue Frau.

Ob all diese Frauen ein Haustier haben, dem sie zu einer Existenz im World Wide Web verhelfen wollen? Die Erwartungen sind groß: 100.000 Nutzer im deutschsprachigen Raum soll das Netzwerk bis Jahresende haben. Zum Brüllen. (Text: Angelika Slavik)

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