Sorgen um den Datenschutz:US-Abgeordnete misstrauen Google-Brille

File photo of Google founder Sergey Brin posing for a portrait wearing Google Glass during New York Fashion Week

Google-Gründer Sergej Brin mit der Glass-Brille

(Foto: REUTERS)

Auserwählte Nerd-Nasen dürfen dieser Tage schon Googles neue Cyber-Brille tragen und testen. US-Abgeordnete machen Konzernchef Page jedoch klar: Google Glass müsse die Privatsphäre der Bürger respektieren.

Von Regina Brand

Amerikanische Politiker fordern bis 14. Juni klare Worte von Google-Chef Larry Page zur Glass-Brille: In einem Brief an Konzernchef Larry Page sorgen sich der Republikaner Joe Barton und andere Kongressabgeordnete um die Privatsphäre der Bürger (PDF). Die Unterzeichner sind Mitglieder einer Gruppe von Parlamentariern aus beiden großen Parteien, die sich für Datenschutz einsetzt.

Die entscheidende Frage für sie ist, wie viel Wert auf Datenschutz das Unternehmen bei der High-Tech-Brille legen wird. "Wir sind unsicher bezüglich Googles Plänen, Schutz für die Privatsphäre in das Gerät zu integrieren. Es gibt noch einge unbeantwortete Fragen", heißt es in dem Brief. Insgesamt stellen die Politiker Page acht Fragen zu diversen Google-Technologien.

Eine davon: Wie will Google verhindern, dass die mit allerhand Digitaltechnik aufgerüstete Brille "unbeabsichtigt" Daten des Anwenders sammle? Auch Passanten mit Smartphone, die dem Brillenträger über den Weg laufen, könnten davon laut den Abgeordneten betroffen sein. Denn mit einem kurzen Befehl kann der Brillenträger seine Umwelt aufnehmen.

Die US-Politiker spielen damit auf ein früheres PR-Desaster für Google an: Vor einigen Jahren war das Unternehmen durch Google-Street-View in die Schlagzeilen geraten. Damals hatte Technik an Bord der Autos, die Straßen und Häuser abfotografierten, unerlaubt persönliche Daten über WLAN-Netzwerke gesammelt.

Erst in etwa einem Jahr soll die Cyber-Brille Glass auf den Markt kommen. Ausgewählte Entwickler und Designer verwenden bereits Prototypen. Barton verlangt von Google nun offenzulegen, welche "proaktiven" Schritte zum Schutz der Privatsphäre das Unternehmen unternimmt. Die Abgeordneten haben vor allem wegen der geplanten Gesichtserkennung Bedenken. Sie wollen wissen, ob die Brille tatsächlich Personen erkennen kann. Falls ja, ergibt sich die zweite Frage: Hat die Bevölkerung eine Möglichkeit, sich dieser Analyse zu entziehen?

Entwickler stellen spezielle Brillen-Apps vor

Die Abgeordneten wollen im Detail wissen, welche Inhalte Google scannt und welche Informationen der Konzern über die Nutzer sammeln möchte. Persönliche Daten werden über die Brille ein- und ausgespeist werden: Netzwerke wie Twitter, Facebook und Tumblr haben auf dem Entwicklerkongress Google I/O an diesem Donnerstag ihre speziellen App-Angebote für die Brille vorgestellt. Auch Medienhäuser wie die New York Times und CNN wollen den Nutzern die neuesten Nachrichten im rechten Brillenglas einblenden.

Über den Schädelknochen überträgt die Google-Brille dem Anwender akustisch Wettervorhersagen oder Navigationsanweisungen. Sie liest E-Mails vor und nimmt per Knopfdruck am Brillenbügel Fotos und Kurzvideos auf. Mit einer Kopfbewegung in den Nacken wird Google Glass aus dem Schlaf erweckt.

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